Die Koprophagie: Essen Menschen Kot, liegt häufig ein Hirnschaden vor

Studie zum Pica-Syndrom macht deutlich, dass das Gehirn der Patienten sie nicht von Gefahrenquellen fernhält

Von Cornelia Scherpe
16. August 2016

Der Gedanke ekelt die meisten Menschen an und das ist eine normale Reaktion. Kot zu essen, liegt nicht in der menschlichen Natur. Durch Ekel werden die meisten davon abgehalten, was in erster Linie ein Schutzmechanismus ist.

Ekel ist ein Gefühl, das tief im Unterbewusstsein verankert wird und den Menschen von Gefahrenquellen fernhält. Riecht Essen "eklig", konsumiert man es nicht und schützt sich so nicht selten vor abgelaufenen Lebensmitteln. Im Kot sind viele Giftstoffe und Abfallprodukte, die der Körper nicht verwenden will. Sie zu essen, kann zu verschiedenen Krankheiten führen. Daher ist der Ekel auch hier ein Schutz.

Essstörung durch das Pica-Syndrom

In der Medizin wird der Verzehr von Kot Koprophagie genannt. Während sie bei Pflanzenfressern normal ist, hat der Mensch keinen Bedarf an Kot. Wer ihn dennoch isst, leidet an einer Essstörung, die in der Medizin Pica-Syndrom getauft wurde. Wie diese Störung entsteht, wollten Forscher genauer wissen und untersuchten zwölf Menschen mit Pica-Syndrom.

Die sechs Männer und sechs Frauen waren nicht nur durch das Essen von Kot auffällig geworden, sondern hatten auch andere Krankheiten:

  • Insgesamt sechs Patienten litten nachweislich an Demenz,
  • ein junger Mann war mit Krebsdiagnose im Krankenhaus. Bei dem 20-Jährigen war ein Hirntumor gefunden und entfernt worden. Dabei war es zu einem Hirninfarkt gekommen.
  • Ein weiterer Patient mit Tumor zeigte psychotisches Verhalten, das auf den Krebs im Gehirn zurückgehen dürfte.
  • Ein Patient litt sei vielen Jahren an epileptischen Anfällen, die erstmals nach mehreren Infarkten aufgetreten waren.
  • Außerdem hatte ein Mann tuberöse Sklerose, was eine angeborene Fehlbildung im Gehirn mit sich bringt.

Defekte Amygdala als Auslöser?

Alle Studienteilnehmer wurden eingehend untersucht und dabei vor allem das Gehirn betrachtet. Bei zehn von zwölf Patienten zeigten sich Auffälligkeiten in der Amygdala. Diese Hirnregion ist ein Teil des Limbischen Systems und wird bei der Bewertung von Wahrnehmungen aktiv.

Es reagiert auf angenehme Eindrücke, aber auch auf abschreckende Dinge, was Ekel als Reaktion triggert, damit man sich von der möglichen Gefahrenquelle fernhält. Es ist daher naheliegend, dass durch eine defekte Amygdala das Ekelgefühl verloren geht und daher das Essen von Kot für Betroffene normal wird.