Elektroschocks gegen traumatische Erinnerungen - Therapie mit Stromstößen

Von Ingo Krüger
7. März 2014

Die häufigste psychische Erkrankung in Deutschland ist die Depression. Besonders schwer depressive Patienten sprechen wenig oder gar nicht auf verhaltenstherapeutische oder medikamentöse Behandlungen an. Bei ihnen kommt die Elektrokrampftherapie (EKT) zum Einsatz. Stromstöße in ein menschliches Gehirn zu leiten, ruft jedoch das Bild einer menschenverachtenden Psychiatrie hervor. Daher wird die EKT nur in seltenen Fällen angewandt, wenn es keine andere Lösung mehr zu geben scheint.

Mediziner bevorzugen die weniger martialisch klingende Bezeichnung Elektrokonvulsionstherapie. Ihre Wirksamkeit ist unter Fachleuten weniger umstritten als in der Öffentlichkeit und durch eine Anzahl von Studien belegt. So konnte bei mehr als der Hälfte aller Behandlungen, bei denen die Patienten nicht oder nur unzureichend auf Medikamente ansprachen, ein antidepressiver Effekt erzielt werden. Bei Erkrankten, die zusätzlich unter Wahnvorstellungen litten, lag die Wirksamkeit sogar bei über 90 Prozent.

Elektrokrampftherapie zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen

Der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses ist gewöhnlich eine der problematischsten Begleiterscheinungen der EKT. So kann es passieren, dass sich Patienten über einen Zeitraum von mehreren Wochen neue Dinge nur wenige Minuten lang merken können. Dies wollen niederländische Forscher nun nutzen, um Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu therapieren. Bestimmte Erinnerungen sollen so gezielt aus dem Gedächtnis gelöscht werden.

Gewöhnlich werden diese in Verbindungen zwischen Zellen im Gehirn gespeichert. Doch benötigen sie eine gewisse Zeit, um dauerhaft bestehen zu bleiben. Stromstöße im Rahmen einer EKT sollen die Speicherung traumatischer Erinnerungen verhindern.