Bluthochdruck kann die Folge von Dauerstress in der Kindheit sein

Wer in jungen Jahren oft gestresst ist, erhöht sein Bluthochdruckrisiko im Erwachsenenalter

Von Cornelia Scherpe
13. April 2017

Leidet ein Mensch dauerhaft an erhöhtem Blutdruck, sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden. Lassen sich körperliche Faktoren nicht finden und auch der allgemeine Alltag ist durchschnittlich, fragen sich Ärzte und Betroffene gleichermaßen, wo der Bluthochdruck herkommen soll.

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die Ursache lang zurückliegender Stress in der Kindheit sein kann. Obwohl die Betroffenen sich im gegenwärtigen Erwachsenenalter nicht unmittelbar gestresst fühlen, wirkt die Vergangenheit nach.

Die Studie nahm 373 Teilnehmer in ihre Untersuchung auf. Bei allen wurde 24 Stunden am Tag der Blutdruck kontrolliert und das regelmäßig über 23 Jahre hinweg. Abgedeckt wurde so eine Altersspanne von sieben bis 38 Jahre.

Zu Beginn war dokumentiert worden, ob die Teilnehmer Dauerstress in der Kindheit erfahren hatten. Gefragt wurde nach körperlichem Missbrauch, Vernachlässigung und nach anhaltenden emotionalen Krisen innerhalb der Familie.

Besonders gestörte Nachtruhe ist gefährlich

Auch ein niedriger Sozialstatus der Familie wurde als Stressfaktor gewertet. Wer eine komplizierte Kindheit erlebt hatte, dessen Risiko auf Bluthochdruck im Erwachsenenalter war um 17 Prozent vergrößert. Das galt sowohl für die wachen Stunden des Tages als auch für die Nachtruhe.

Letzteres ist besonders riskant, denn beim Schlafen solle der Körper eigentlich die Chance bekommen, sich zu erholen und den Blutdruck entsprechend zu senken. Wer akuten Stress erlebt, der weiß, wie unerholsam manche Nächte sein können. Die Studie deckt nun auf, dass auch alter Stress der Kindheit die Nachtruhe erheblich beeinflussen kann.

Während man akuten Stress mit Dingen wie Entspannungsübungen, Sport und klärenden Gesprächen lindern kann, bleibt die Frage nach dem Umgang mit alten Kindheitstraumata. In der Auswertung ihrer Studie betonen die Forscher, dass ein Gegensteuern durchaus möglich ist.

Neben dem Versuch der Aufarbeitung mit den Beteiligten und bei einem Psychologen ist die Vermeidung andere Risikofaktoren sehr wichtig. Wessen Blutdruck durch alte Wunden der Seele erhöht ist, der sollte zur Gegensteuerung auf eine gesunde Ernährung achten, Alkohol und Nikotin meiden und auf Ausdauersport für das Herz setzen.