Bei akuter Blinddarmentzündung: Sollten Kinder Antibiotika statt einer OP erhalten?

Heilungsrate von 91 Prozent: Antibiotika-Therapie bei Blinddarmentzündung bei Kindern eine mögliche Alternative

Von Cornelia Scherpe
18. April 2017

Was umgangssprachlich als Blinddarmentzündung bezeichnet wird, nennt der Arzt eine Appendizitis. Dabei handelt es sich um eine Entzündung im Wurmfortsatz des Blinddarms, dem so genannten "Appendix vermiformis".

Bei Erwachsenen ist man in den letzten Jahren mehr und mehr dazu übergegangen, statt einer sofortigen Operation zunächst Antibiotika zu vergeben. Es hat sich gezeigt, dass durch die Medikamente eine vergleichsweise schnelle Abheilung der Entzündung eintritt und die operative Entfernung des Appendix daher gar nicht notwendig ist. Doch kann man diese Erfahrungswerte einfach auf Kinder übertragen?

Bei Heranwachsenden verläuft die Entzündung anders als bei Erwachsenen und ihre Reaktion auf Antibiotika ist schwerer einzuschätzen. Eine aktuelle Studie aus China hat nun Daten zur Frage nach der alternativen Antibiotika-Therapie gesammelt und präsentiert die Ergebnisse.

Gute Alternative, jedoch sind Rückfälle möglich

Insgesamt wurden 404 Kinder mit einer akuten Blinddarmentzündung begleitet und bei 236 Patienten wurde nach bewährter Methode der entzündete Wurmfortsatz operativ entfernt. Bei den übrigen 168 Kindern entschied man sich zunächst für eine abwartende Haltung und verabreichte Antibiotika.

Von diesen 168 Fällen heilten 152 und damit 90,5 Prozent ab. Nur bei elf Patienten musste binnen zwei Tagen wegen des akuten Verlaufs doch operiert werden und die übrigen fünf benötigten die Operation innerhalb von 30 Tagen aufgrund eines Rückfalls.

Bei den 236 sofort operierten Kindern erlebten sieben Patienten Komplikationen. In sechs Fällen waren diese allerdings vergleichsweise harmlos und konnten ohne erneute OP behandelt werden.

Vergleicht man die Verläufe in beiden Gruppen, ist eine Antibiotika-Behandlung ebenso wie bei Erwachsenen offenbar eine gute Alternative. Eine Heilungsrate von knapp 91 Prozent spricht dafür, die OP-Risiken zu umgehen.

Allerdings muss man sehen, dass im Vergleich zur OP-Gruppe das Risiko auf ein Versagen der Antibiotika-Therapie dennoch um das 9-Fache erhöht war. Die Langzeitbeobachtung zeigte zudem, dass es in den folgenden zwölf Monaten trotz der zunächst guten Antibiotika-Wirkung zu einigen Rückfällen kam. Das betraf in der Studie 45 Kinder und damit 26,8 Prozent.