Keine Lust auf Naschen: Ein Hormon der Leber sorgt dafür

Das Peptid FGF21 reagiert besonders auf Kohlenhydrate und löst ein Stoppsignal im Appetitzentrum des Gehirns aus

Von Cornelia Scherpe
4. Januar 2016

In der Leber wird ein Hormon produziert, das Wissenschaftler als Peptid "FGF21" bezeichnen. Bereits seit einigen Jahren weiß man von seiner Existenz und hat erforscht, welche Funktion es im Körper hat. Dabei lag von Anfang an der Gedanke nahe, dass FGF21 auf den Insulinstoffwechsel wirkt und daran beteiligt ist, dass ein Sättigungsgefühl entsteht.

FGF21 sendet Stoppsignal an Appetitzentrum im Gehirn

Da die Leber das zentrale Entgiftungsorgan des Körpers ist, sendet sie ein Stoppsignal, wenn zu viel Nahrung mit ungesunden Inhaltsstoffen im Organismus ist. Seit zwei Jahren weiß man, dass FGF21 vor allen Dingen auf Kohlenhydrate reagiert und dabei vermutlich als Hormon ein Stoppsignal im Appetitzentrum des Gehirns auslöst. Eine aktuelle Studie bestätigt das nun im Tierversuch und kommt zu detaillierten Erkenntnissen.

Mäuse mit viel FGF21 im Blut fressen automatisch weniger Kohlenhydrate

Man arbeitete mit Mäusen, die genetisch so verändert waren, dass sie kein FGF21 im Körper hatten. Die Tiere bekamen ebenso wie eine Kontrollgruppe den Zugang zu verschiedenen Nährstoffen.

Es zeigte sich schnell, dass die Mäuse ohne FGF21 eine große Vorliebe für Kohlenhydrate und besonders für Zucker hatten. Zwar fraßen auch die Kontrollmäuse gern etwas Süßes, doch die Forscher konnten dabei beobachten, wie nach dem Verzehr sofort der FGF21-Gehalt im Körper der Tiere stieg.

Hatten sie viel davon im Blut, fraßen sie automatisch weniger Kohlenhydrate. Ihr Appetit darauf war also auf natürliche Weise gezügelt worden. Bei besonders hohen FGF21-Werten zeigten die gesunden Mäuse sogar eine regelrechte Abscheu vor Zuckerwasser.

Hormon hat keinen Einfluss auf die Geschmacksnervzen

Ebenfalls Teil der Erkenntnis: Das Hormon FGF21 nimmt keinen Einfluss auf die Rezeptoren in der Zunge. Die Geschmacksnerven werden also nicht verändert.

Diese Theorie stand längere Zeit im Raum, da manche Wissenschaftler glaubten, dass zum Selbstschutz vor zu viel Süßem die Wahrnehmung auf der Zunge vorübergehend geändert wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das Hormon wirkt vielmehr direkt im Gehirn und zwar im Nucleus paraventricularis, dem Appetitzentrum.

Nun wird überprüft, ob man die Erkenntnis therapeutisch nutzen kann.