Die Galle - Verarbeitet die Nahrungsfette und hilft bei der Neutralisierung des sauren Speisebreis

Als Galle oder Gallenflüssigkeit bezeichnet man das Sekret der Leber. Sie ist wichtig zur Verdauung von Fett im Darm.

Von Jens Hirseland

Funktion

Unter der Galle (bilis) oder der Gallenflüssigkeit versteht man eine zähe Körperflüssigkeit, die in der Leber entsteht. Oftmals bezeichnet man auch die Gallenblase als Galle. Dies ist aber nicht korrekt.

In der Gallenblase wird lediglich die Gallenflüssigkeit gespeichert. Dort wird sie dann zu den Mahlzeiten in den Duodenum (Zwölffingerdarm) ausgeschüttet.

Die Gallenflüssigkeit ist wichtig für die Verdauung von Fett. Dabei zersetzt sie Lipide in kleine Tröpfchen, sodass sie für fettspaltende Enzyme (Lipasen) angreifbar werden. Darüber hinaus ist die Galle ein Ausscheidungsmedium für schwer wasserlösliche Substanzen.

Bestandteile

Größter Bestandteil der Gallenflüssigkeit ist Wasser mit einem Anteil von 82 Prozent. Darin gelöst befinden sich anorganische Elektrolyte.

Wichtigster funktioneller Bestandteil sind die Gallensalze, die einen Anteil von 12 Prozent an der Galle ausmachen und eine zentrale Rolle bei der Verdauung von Fett spielen.

Des Weiteren enthält die Gallenflüssigkeit:

  • alkalische Phosphatasen
  • Phospholipide wie Lecithin
  • Cholesterin
  • einige Abbauprodukte der Leber wie Bilirubin

Die bräunlich-gelbe Farbe der Galle entsteht vor allem durch Gallenfarbstoffe wie Biliverdin und Bilirubin. Im Darm wird das gelbliche Bilirubin dann von den dortigen Bakterien abgebaut.

Anatomie der Gallenblase grafisch dargestellt
Anatomie der Gallenblase grafisch dargestellt

Produktion und Ausscheidung

Produziert wird die Gallenflüssigkeit von den Hepatozyten, den Zellen der Leber. Pro Tag werden bei einem Menschen etwa 600-700 Milliliter Galle hergestellt. Diese werden zwischen den Mahlzeiten in der Gallenblase gespeichert.

Dieser Speicherungsmechanismus wird durch den so genannten Musculus sphincter Oddii, einen Schließmuskel, welcher sich an der Stelle befindet, an der der Gallengang in den Zwölffingerdarm mündet, möglich gemacht. Wenn keine Galle benötigt wird, spannt er sich an, sodass die Galle nicht in den Darm gelangt.

Auf diese Weise kommt es zur Stauung vor dem Schließmuskel und eine Weiterleitung über Gallenblasengang in die Gallenblase. Bis die Galle im Zwölffingerdarm gebraucht wird, wird sie dort gespeichert.

Das Zeichen zur Freisetzung der Galle aus der Gallenblase gibt der Botenstoff Cholezystokinin (CCK), welcher in Dünndarmzellen abgegeben wird, sobald fetthaltige Nahrung den Dünndarm passiert. Der besagte Schließmuskel erschlafft, sodass der Weg zum Zwölffingerdarm frei wird. Die Gallenblase wiederum zieht sich zusammen und gibt Galle in den Gallenblasengang ab.

Zwischen zwei Hepatozyten liegen so genannte Canaliculi (Gallenkanälchen). In diese Kanälchen wird die Gallenflüssigkeit durch Transmembrantransport ausgeschieden. Später vereinigen sich die Gallenkanälchen zu größeren Kanälen, durch die die Galle schließlich zum Verdauungstrakt weitergeleitet wird.

Außerhalb der Leber sammelt sich die gelbliche und dünnflüssige Gallenflüssigkeit zunächst im Ductus hepaticus. Nach dem Verschluss der Heister-Klappe kommt es über den Ductus cysticus zu einem Rückstau in die Gallenblase. Dort erfolgt eine Eindickung der Galle durch den Entzug von Wasser.

Danach gibt die Gallenblase die dickflüssige Gallenflüssigkeit an den Dünndarm ab. Dort werden von den Lipiden der Galle mit den gespaltenen Fetten des Dünndarms so genannte Mizellen gebildet, die für die Resorption der Lipide im Darm sorgen.

Die Gallensäuren werden im distalen Bereich des Krummdarms (Ileum) in einem enterophatischen Kreislauf aus dem Darmlumen abtransportiert. Danach gelangen sie über die Portalgefäße wieder in die Leber, wo sie weiter für die Verdauung des Fettes zur Verfügung stehen.

Erkrankungen und Beschwerden der Galle

Gallensteine

Zu den häufigsten Gallenbeschwerden gehört die Entstehung von Gallensteinen (Cholelithiasis). Unter Gallensteinen versteht man kristallisierte, feste Ausfallprodukte der Gallenflüssigkeit, die durch ein Ungleichgewicht löslicher Stoffe innerhalb der Gallenflüssigkeit entstehen.

Gallensteine kommen bei etwa 10-15 Prozent der Bevölkerung vor. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Symptome

In den meisten Fällen verursachen die Gallensteine keinerlei Beschwerden. Klemmen sie sich jedoch ein und behindern den Abfluss der Gallenflüssigkeit, besteht die Gefahr, dass zu schmerzhaften Gallenkoliken und Entzündungen kommt. Besonders nach fettreichem Essen oder in der Nacht können starke Schmerzen, die bis in die Schulter oder den Rücken ausstrahlen, auftreten.

Grafische Darstellung von Gallensteinen
Grafische Darstellung von Gallensteinen
Grafik der Gallensteinentfernung mit dem Endoskop
Grafik der Gallensteinentfernung mit dem Endoskop

Gallenstauung

Eine weitere Gallenerkrankung ist das Cholestasesyndrom (Gallenstauung). Dabei kommt es zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit.

Ursachen

Neben Gallensteinen können weitere Beschwerden für eine Gallenstauung verantwortlich sein:

Durch die Abflussbehinderung kommt es häufig zu Gelbsucht (Ikterus), da das Bilirubin nicht mehr richtig ausgeschieden wird.