Wohnen nach der Vastu-Wissenschaft

Von Feng Shui werden die meisten schon einmal gehört haben, seit der Asien-Trend ab der Mitte der 1990er Jahre auch in der westlichen Welt um sich gegriffen hat. Der Wohntrend Vastu wird hingegen deutlich weniger Menschen bekannt sein. Bei dieser Lehre platziert man Grundstücke sowie Gebäude nach den Gesetzen der fünf Elemente; auch Bauart und Gestaltung erfolgt nach diesen Richtlinien. Erfahren Sie, wodurch sich das Wohnen nach der Vastu-Wissenschaft auszeichnet.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Vastu: Eine Definition

Bei Vastu bzw. Vaastu handelt es sich um eine indische Architekturlehre. Sie beschäftigt sich mit der Ausrichtung von Grundstücken und Bauwerken und der Bauweise und Gestaltung der Bauwerke. Man spricht auch von Vastu Shastra, was mit "Lehre des richtigen Wohnens" übersetzt werden könnte.

Die Analyse und Bewertung von Ländern, Städten und Gebäuden kann nach Vastu erfolgen. Auch Vorhersagen bezüglich der Menschen, die sich in diesen befinden, können getätigt werden - hier geht es darum, was ihnen zukünftig passieren kann. Gleichzeitig sollen die Betroffenen wissen, was sie tun können, um ihr Leben in eine positivere Richtung zu führen.

Bei Vastu handelt es sich um einen Wohntrend, der auf jahrtausendealte Lehren zurückgeht. Genauer auf die altindischen Veden, die dem Westeuropäer durch Ayurveda ein Begriff sind.

Während sich das Ayurveda um den Körper, dessen Pflege und Gesunderhaltung sowie den Geist kümmert, steht beim Vastu die Umwelt und Umgebung im Vordergrund. Ob Landschaft, Tempel oder profanes Gebäude - richtet man sie nach den Prinzipien des Vastu aus, erfüllt sich das Versprechen von Harmonie zwischen Umwelt und Gebäude. Schließlich geht die Vastu-Lehre ebenso wie das Ayurveda davon aus, dass sich alle Naturereignisse im Menschen und so auch in seinem Haus widerspiegeln.

Die Rolle der Himmelsrichtungen und fünf Elemente

Dies fängt bei der Himmelsrichtung an, in die eine Wohnung ausgerichtet ist, denn die Vastu-Lehre glaubt, dass Einflüsse wie die Himmelsrichtung oder die Gestirne positiv bzw. negativ auf die Erde einwirken. Eine weitere wichtige Rolle spielen die fünf Elemente Wasser, Erde, Luft, Feuer und Äther, wobei letzteres für "Raum" steht.

Kurz kann man Vastu also auch als "die richtige Kunst des Wohnens" bezeichnen. Kein Wunder, bedeutet doch "Vastu Vidya" auf Sanskrit soviel wie "die Wissenschaft vom Wohnen".

Hierbei geht es allerdings nicht nur um rein ästhetische Kriterien, die dafür sorgen, dass wir uns wohl und heimisch fühlen. Vielmehr soll uns der Raum aufbauen und neue Energien verleihen. Dies geschieht, indem er uns in Einklang mit dem Universum leben lässt.

Nach dem richtigen Hausbau beinhaltet Vastu das richtige Einrichten einer Wohnung mit Möbeln, Bildern und Farben. Auch, wenn man am Hausbau und an der Ausrichtung des Hauses meist nicht mehr viel ändern kann - es sei denn, man baut neu -, kann man mit der richtigen Positionierung der Möbel in bestimmte Himmelsrichtungen große Harmonie erreichen.

Stein mit Yin-Yang-Zeichen im Wasser neben Wasserlinsen und Schachtelhalm
Stein mit Yin-Yang-Zeichen im Wasser neben Wasserlinsen und Schachtelhalm

Erde

Der natürliche Platz der Erde liegt im Südwesten eines Grundstückes oder Gebäudes. Man kann die Erde am schwersten kontrollieren; sie stellt einen großen Magneten dar, durch den man die Energien verstärken kann.

Negative Energien könnten durch einen Berg im Südwesten des Hauses blockiert werden. Ist das Erdelement positiv, können Durchsetzungsvermögen und Gesundheit gestärkt werden; zudem können die Bewohner von mehr Wohlstand profitieren.

Feuer

Der natürliche Platz des Feuers liegt im Südosten eines Grundstückes oder Gebäudes. Daher bietet sich die dortige Platzierung der Küche oder aber einer Feuerstelle sehr gut an.

Durch die Türen im Osten sollte man die Morgensonne hineinlassen. Durch das Feuerelement werden

  • Willenskraft
  • Durchsetzungsvermögen
  • gesunde Beziehungen und
  • Gesundheit

gefördert.

Himmel

Der natürliche Platz des Himmels liegt im Zentrum eines Grundstückes oder Gebäudes. An diesem finden alle fünf Elemente zusammen, sodass auch ein Gleichgewicht der Erde erbracht werden kann. Eine Grundstücksmauer ist zu empfehlen, um den Raum zu definieren.

Wasser

Der natürliche Platz des Wassers liegt im Nordosten eines Grundstückes oder Gebäudes. Zu seinen Kräften zählen

  • Heilung
  • Reinigung und
  • Beruhigung.

Sinnvoll ist ein Gewässer in Nordosten. Das Wasser sollte aber nicht höher liegen als das Grundstück; anderenfalls kann es als Gewicht gewertet werden, welches zu Hindernissen führt.

Luft

Der natürliche Platz der Luft liegt im Nordwesten eines Grundstückes oder Gebäudes. Kann sie das gesamte Gebäude durchströmen, sorgt sie für Harmonie und Stabilität.

Die sieben Säulen des Vastu

Neben der herausragenden Rolle der Himmelsrichtungen und der fünf Elemente beruhen die so genannten "sieben Säulen des Vastu" auf den folgenden fünf Grundlagen:

  • Erstens dem Erdmagnetismus, dessen elektromagnetisches Energiegitter ausschlaggebend für die Positionierung der Möbel im Haus ist.
  • Zweitens den drei so genannten Gunas (Tama, Sattva und Raja), die für die Position der Zimmer in der Wohnung - also die Frage: Was wird Wohnzimmer, was Kinder- oder Schlafzimmer? - verantwortlich sind.
  • Drittens die drei Doshas (Pitta, Kapha und Vata).
  • Viertens neben Sonne und Mond die Planeten Mars, Merkur, Saturn, Jupiter, Venus und Erde.
  • Fünftens spielt die Gottheit Vastu Purusha eine wichtige Rolle, von der man glaubt, dass sie in jeder Wohnung lebt und eine Art Seele dieser darstellt. Beim Einrichten sollten keine schweren Gegenstände auf die Kopf- und Herzgegend dieser Gottheit gestellt werden.