Kontrollzwang in der Partnerschaft - so bekommt man diesen in den Griff

Eine Partnerschaft sollte eigentlich aus Liebe, Zuneigung und Vertrauen bestehen. In einigen wenigen Fällen ist das aber nicht möglich. So zieht die Eifersucht eine klare Grenze zwischen beiden Personen. Mit ihr geht meist auch die Verlustangst sowie der Kontrollzwang einher, bei dem nahezu alle Schritte des Partners regelmäßig kontrolliert werden. Lesen Sie, wie man Kontrollzwang in der Beziehung in den Griff bekommen kann.

Maria Perez
Von Maria Perez

Der Zwang zur Kontrolle

Bei der Kontrollsucht handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, welches vor allem darauf basiert, einem eigentlich geliebten Menschen nicht zu vertrauen. So wird diesem stets unterstellt, er wäre untreu.

Der Erkrankte überprüft somit im Regelfall dessen Anruflisten auf dem Handy, die Mail-Aktivitäten auf dem Computer oder lässt es sich auch nicht nehmen, Treffen mit fremden Personen aus sicherem Abstand zu beobachten.

Natürlich handelt es sich hierbei um Maßnahmen, die die Beziehung zueinander eher zerstören werden, statt ihr den gewünschten Halt zu geben, den die Betroffenen suchen. Dennoch können sie ihre Neigung nicht einfach abstreifen. Sie sind in ihr gefangen.

Angst vor Verlusten

Psychologisch gesehen ist der Zwang auf tiefen Narben im Unterbewusstsein begründet. Nicht selten erleben die Betroffenen bereits im Kindesalter eine Form der Zurücksetzung.

Vielleicht trennen sich die Eltern, eventuell zieht ein lieb gewonnener Freund in eine ferne Stadt oder aber ein wichtiger Familienangehöriger stirbt. Zurück bleibt der junge Mensch, der erstmals einen deutlichen Verlust verspürt, diesen aber nicht kanalisieren kann.

Mental entsteht eine Wunde, die sich selbst Jahrzehnte später noch bemerkbar macht und als Kontrollsucht auftreten kann. Wer seinen Partner zwanghaft überprüft, folgt damit der eigenen Angst, eine Person zu verlieren - er versteht nur nicht, dass dieser Schritt kontraproduktiv ist.

Eine Grund für die Annahme, man könne den Partner verlieren, besteht nicht. Es ist ein Grundgefühl, welches ständig wahrgenommen werden kann oder bei den allerkleinsten Anzeichen auftritt.

Erste Signale erkennen

Eine gute Partnerschaft sollte zunächst auf Vertrauen bestehen. Dieses muss im Laufe der Zeit wachsen und reifen können. Natürlich wird es gerade zum Beginn einer Beziehung immer einmal zu Fragen darüber kommen, wie der oder die Geliebte den Tag verbracht hat.

Das von Eifersucht getragene Hinterfragen beginnt aber meist damit, dass

  • selbst logische Antworten nicht akzeptiert werden
  • immer noch eine Nachfrage kommt
  • die Aussagen in Zweifel gezogen werden und
  • für alle diese Maßnahmen kein plausibler Grund erkennbar ist.

In solchen Situationen kann es sich bereits um die krankhafte Sucht des Kontrollierens handeln. Die betroffene Person "weiß" schon seit ihren Kindertagen, dass sie sich auf nahe stehende Menschen nicht verlassen kann; sie fühlt sich wertlos und zurückgewiesen und überträgt diese Gefühle auf jede weitere Person, die die Nähe zu ihr sucht. Der drohende Verlust wird von Betroffenen als sicher angesehen

Den Kontrollzwang überwinden

Verlustängste und der damit einhergehende Kontrollzwang lässt sich überwinden. Die wichtigsten Voraussetzungen in diesem Zusammenhang sind der Wille des Betroffenen sowie eine Menge Geduld. Mitunter ist auch professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie notwendig.

Erster Schritt ist es, sich selbst besser kennen zu lernen. Hierbei kommt es darauf an, zu analysieren, wo die Auslöser der Verlustangst zu finden sind und wie diese sich zeigt. Auf diese Weise wird es deutlich leichter, an den Gefühlen zu arbeiten.

Stärkung des Selbstwertgefühls

Sein Selbstwertgefühl zu stärken, ist ein weiterer wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, seinen Kontrollzwang zu überwinden. Zunächst einmal sollte man versuchen, sich selbst zu beobachten: welche Situationen lösen das Gefühl des drohenden Verlustes aus?

Nun geht es darum, umzudenken und zu probieren, sich in eine selbstbewusste Person hineinzuversetzen und sich vorzustellen, was diese in diesem Moment gedacht und gefühlt hätte. Im Laufe der Zeit wird es der betroffenen Person immer leichter fallen, aus den negativen Gefühlen positive werden zu lassen.

Das Gespräch suchen

Sinnvoll erscheint es, dass der sich kontrolliert fühlende Partner behutsam das Thema zur Sprache bringt und Hilfe bei der Suche nach einer Lösung zusagt. Ebenso klar sollte er sich Eingriffe in seine Intimsphäre aber verbitten. Auch in einer mehrjährigen Ehe muss und darf es schließlich Geheimnisse geben.

Das eigene Tagebuch, der Kontakt zu anderen Personen und der freie Zeitvertreib sind keine Ereignisse, über die eine Person dem Partner Rede und Antwort stehen braucht. Vielmehr sollte sich eine belastbare Beziehung dadurch auszeichnen, gerade diese Situationen als Teil des geliebten Menschen zu akzeptieren.

Natürlich wird ein simples Zusprachebringen des Problems seitens des sich kontrolliert fühlenden Partners keine Erfolge bringen. Auch derjenige, der unter dem Kontrollzwang und der Verlustangst leidende Partner sollte das Thema offen ansprechen, sofern er sein Problem erkannt hat. So können beispielsweise Situationen, in denen durch Unachtsamkeit des Partners für den Betroffenen schwierig wird, vermieden werden.

Veränderung der Sichtweise

Menschen, die von Kontrollzwang und Verlustangst betroffen sind, tendieren dazu, die Beziehung und sie betreffende Aspekte negativ zu sehen. Hier können beispielsweise Komplimente sowie schöne Momente helfen. Wer die Beziehung durch Kleinigkeiten wie zum Beispiel gemeinsame Kochabende oder andere liebgewonnene Rituale pflegt, kann dazu beitragen, die Partnerschaft wieder im positiven Licht zu sehen.

Psychologische Therapie

Der Kontrollzwang wird von dem Betroffenen im Laufe seines Lebens durch ein bestimmtes Erlebnis erworben und setzt sich im Unterbewusstsein fest. Ebenso ist es aber möglich, dieses krampfhafte Verhalten wieder abzutrainieren. Reichen dafür die Gespräche zwischen den Partnern nicht aus, sollte eine psychologische Therapie erwogen werden.

Der Vorteil liegt darin, dass der Erkrankte erstmals Gelegenheit erhält, den eigentlichen Ursachen auf den Grund zu gehen - nicht selten leidet er seit vielen Jahrzehnten unter ihnen. Eine Aufarbeitung der seelischen Wunden führt sodann dazu, dass auch die Sucht der Kontrolle nach und nach abgebaut wird und das Führen einer normalen und liebevollen Beziehung zwischen zwei Menschen möglich ist.