Puppentheater für Kinder und Erwachsene - Merkmale, Puppenformen und berühmte Vertreter

Das Puppentheater - oder auch Puppenspiel bzw. Figurentheater - erfreut sich besonders bei kleinen Zuschauern großer Beliebtheit. Wenn solche Figuren in unterschiedlichen Formen als Puppen auf der kleinen Bühne ihren Schabernack treiben, sorgt dies für viel Gelächter. Doch auch Erwachsene haben die Möglichkeit, speziellen Aufführungen dieser Art beizuwohnen. Werfen Sie einen Blick auf die Entwicklung des Puppentheaters und lesen Sie, woran man ein Puppenspiel erkennt und wo man ein solchens Figurentheater besuchen kann.

Von Kai Zielke

Beim Puppentheater (Figurentheater, Puppenspiel) handelt es sich um eine Form der darstellenden Kunst. Die Spieler nutzen Puppen bzw. Figuren auf der Bühne, um ein Stück aufzuführen.

Heutzutage verwendet man eher den Begriff des Figurentheaters, um dieses als künstlerisches Puppentheater von dem klassischen Puppenspiel abzugrenzen. Denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten - von offenen Spielweisen bis hin zu verschiedenen Puppenarten und Künsten.

In der Theaterwissenschaft gilt das Figurentheater häufig als Oberbegriff, um sämtliche Formen erreichen zu können. Ebenfalls hört man oft die Bezeichnung "anderes Theater".

Ein Blick auf die Entwicklung

Archäologen gehen davon aus, dass man schon vor der Zeitrechnung Figuren nutzte, um zeremonielle oder religiöse Feiern zu veranstalten. Als Theaterform erhielten Puppen jedoch erst später eine Bedeutung.

Persien gilt als Ursprungsraum, wenn es um das Handpuppentheater geht; schon im antiken Griechenland wurde mit Marionetten (Gliederpuppen) gespielt. Im 6. Jahrhundert war von Abbildungen die Rede, welche hölzerne, auf Hochzeiten tanzende Figuren beschreiben.

In Asien kam es zur Entwicklung des Schattentheaters; eine Form, die auch in der heutigen Zeit in bestimmten Regionen noch angewendet wird. Die ersten Bilder von Spielfiguren sind in unserem Kulturkreis jedoch erst nach den Kreuzzügen zu finden. Die Datierung des ältesten Puppenspiels fällt auf die Zeit um 1160 zurück.

Erste Stoffe und Texte für das Puppentheater entstanden im 16. Jahrhundert. Je nach Land und Region gab es unterschiedliche Spielformen. Üblich waren reisende Puppentheater, die von Markt zu Markt zogen.

Im 19. Jahrhundert ändert sich die Zielgruppe: nun zählten Kinder dazu. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es zahlreiche Veränderungen; die "Bildung des Volkes" stand nun im Vordergrund und besonders im Bereich der Werbung nutzte man verschiedene Puppen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man sich zusätzlich in experimentellen Stücken und neuartigen Figuren. In der DDR gab es für das Puppentheater feste Spielstätten; auch eine Ausbildung zum Puppenspieler wurde angeboten.

Ebenso in Westdeutschland bestanden Ensembletheater im Bereich des Puppenspiels, allerdings traten vor allen Dingen Solist oder Spielerduo auf. Die Darsteller waren in der Regel Autodidakten, die sich beispielsweise in Seminaren weiterbildeten.

Im Jahr 1977 kam es zur Gründung einer Ausbildungskommission - 1983 folgte die Errichtung der ersten Ausbildungsstätte für Figurentheater im westlichen Europa. Weitere Bereiche, in denen das Puppentheater an Bedeutung gewann, war die erziehungswissenschaftliche Lehrerbildung sowie das moderne Lehrtheater.

Stoffe und Inhalte

Zunächst - und heute immer noch - galten klassische Märchen als beliebte Stoffe für das Puppentheater. Des Weiteren schrieben die Figurenspieler selbst Stücke - sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

In der heutigen Zeit erhalten Schrifststeller Aufträge, zudem gibt es Ausschreibungen für Wettbewerbe. Ebenso ist es üblich, improvisierte Arbeiten im Team zu entwickeln.

Doch auch große Werke aus dem Bereich der Opernliteratur werden als Puppenspiel aufgeführt. Zudem gibt es die Kombination von Theater und Fernsehen; die Augsburger Puppenkiste brachte diese Verbindung zum ersten Mal hervor.

Figurenformen

Für das Puppentheater können unterschiedliche Figuren genutzt werden:

  • Das Bunraku beschreibt das traditionelle japanische Puppentheater; vor allem tragische Liebesgeschichten sind Thema.
  • Fingerpuppen werden auf den Finger gestülpt oder gemalt.
  • Mit einer Handpuppe verkleidet man die gesamte Hand.
  • Als Stockhandpuppe oder Handstabpuppe trägt man die Figur auf einem stockartigen Griff
  • Ein Kaukautzky beschreibt eine Puppe ohne Kopf - der Spieler hängt sich diese um den Hals, um seine eigene Mimik zu benutzen
  • Klappmaulpuppen sind Puppen, in die man die Hand steckt und deren Mund man durch Öffnen und Schließen der Hand bewegen kann
  • Unter Marionetten versteht man Gliederpuppen, deren Bewegung mithilfe von Fäden erreicht wird.
  • Marotte ist der Name für frühere Puppen, die auf einem Stab befestigt waren.
  • Bei Schattenspiel verwendet man Schattenfiguren; Figuren, die man unter Lichteinwirkung vor einer Fläche bewegt, sodass deren Schatten sichtbar werden.
  • Eine Tischmarionette kann man mithilfe von Stäben bewegen; sie von der Rückseite an einer tischhohen Bühne gespielt.
Fingerpuppen werden auf die Finger gestülpt
Fingerpuppen werden auf die Finger gestülpt

Puppentheater für Kinder

Leider ist es in vielen Familien mittlerweile üblich, dass die Kleinen einfach vor den Fernseher gesetzt werden, wenn sie nicht wissen, was sie tun sollen. Dabei ist es eigentlich die Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass aus ihrem Nachwuchs verantwortungsbewusste und selbstständige Menschen werden. Dazu gehört vor allem, dass man sich intensiv mit den Kindern beschäftigt und ihnen die Möglichkeit gibt, aktiv und vor allem kreativ zu spielen.

Förderung von:

  • Kreativität
  • Sozialkompetenz
  • Selbstständigkeit
  • Fantasie

Spielzeug ist nicht gleich Spielzeug. Bei vielen Artikeln hat das Kind nicht einmal die Möglichkeit, sie selbst nach seinen Vorstellungen einzusetzen. Mit einer Spielekonsole kann man sich zwar stundenlang beschäftigen, dem Kind ist jedoch durch das jeweilige Spiel genau vorgegeben, was es zu tun hat, um erfolgreich zu sein. Kreativität und selbstständiges Denken werden dadurch nicht unbedingt gefördert.

Kreativität fördern und fordern

Empfehlenswert sind solche Spielsachen, die das Kind möglichst vielseitig einsetzen kann. Eine Puppe mag zum Beispiel auf den ersten Blick kein besonders spektakuläres Geschenk sein, der Nachwuchs kann den neuen Spielgefährten jedoch in Dutzende verschiedener Fantasiewelten mitnehmen.

Kinder haben die Gabe, vollständig in einer solchen selbst erschaffenen Welt aufzugehen. Ein Kind, dass sich den ganzen Tag über geistig beschäftigt, wird abends glücklicher und entspannter einschlafen als eines, das nur von Fernsehen und elektronischen Spielen "berieselt" wurde.

Sozialkompetenzen fördern

Neben der eigenständigen Beschäftigung sind auch Sozialkontakte besonders wichtig für ein Kind. Im Spiel mit seinen Freunden lernt es, wie man mit anderen umzugehen hat und findet gleichzeitig heraus, welche Rolle es in dieser kleinen Gesellschaft spielt. Nur wer im Kindesalter ausreichend Kontakt mit Gleichaltrigen hatte, wird sich später als Erwachsener überall gut integrieren können.

Puppentheater als ideales Spielzeug für die Kinderentwicklung

Ein Puppentheater ist daher die optimale Gelegenheit, diese beiden wichtigen Dinge miteinander zu verbinden. Die Kinder können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sind dabei auch noch mit Freunden zusammen.

Mit Sicherheit wird ab und an ein Streit darum ausbrechen, wer die beste Puppe bekommt und was man eigentlich zusammen spielen möchte. Durch solche Konflikte lernt der Nachwuchs jedoch, wie man sich durchsetzt, beziehungsweise auch, wie man im Notfall Kompromisse eingeht. Elternteile sollten nicht versuchen, solche Streits eigenständig zu schlichten, schließlich sollen die Kinder später selbst in der Lage sein, sich mit anderen zu arrangieren, ohne gleich zu Mami oder Papi rennen zu müssen.

Streit um die attraktivste Puppe gehört zum Spiel dazu
Streit um die attraktivste Puppe gehört zum Spiel dazu

Doch auch für Erwachsene bringt das Puppentheater einige Vorzüge...

Puppentheater für Erwachsene

Sich sein inneres Kind zu bewahren ist das beste Mittel gegen Stress und Alltagssorgen. Wer sich selbst und sein Leben zu ernst nimmt, wird auf die Dauer großen seelischen Schaden davontragen. Viel besser ist es, die Dinge einfach einmal sein zu lassen wie sie eben sind und stattdessen ein bisschen Spaß zu haben.

Heute bekommen Kinder Computerspiele und elektrische Spielzeuggitarren geschenkt, früher einen Kaufmannssladen oder ein Puppentheater. Und trotzdem konnte man sich stundenlang mit diesen eher einfachen Dingen beschäftigen.

Im Puppentheater hatte jeder seine Lieblingspuppe und man machte begeistert mit, wenn die Spieler hinter der Bühne sich ans Publikum wandten. Wer meint, die Zeit des Puppentheaters wäre mit der Versetzung in die weiterführende Schule zu Ende gegangen, der irrt sich gewaltig. Heute gibt es Theatergruppen, die speziell Stücke für Erwachsene aufführen und dabei trotzdem die heiß geliebten Puppen verwenden.

Themen für Erwachsene

Natürlich geht es im Puppentheater für Erwachsene nicht um das mutige Kasperle, das die Prinzessin vor dem bösen Krokodil retten muss. Teilweise werden sogar sehr anspruchsvolle, tiefgründige Werke aufgeführt.

Meist geht es jedoch ziemlich heiter zu, manchmal sogar ein wenig bissig und mit viel schwarzem Humor. In Verbindung mit dem kindlichen Puppenspiel ist das natürlich gleich doppelt lustig.

Improvisationstheater

Puppentheater für Erwachsene hat in gewisser Weise auch sehr viel mit Improvisationstheater zu tun. Wie das Kasperle auch, so wenden sich die Puppenspieler ab und an dem Publikum zu und verlangen nach einem Kommentar. Sitzt ein gewiefter Zeitgenosse unter den Zuschauern, so entsteht schnell ein einzigartiger und vor allem urkomischer Dialog.

Mischformen mit dem traditionellen Theater

Nicht immer wird das Theater in seiner Reinform aufgeführt. Teilweise fehlt die traditionelle Klappbühne und die Schauspieler bewegen sich frei als riesige Puppen verkleidet vor dem Publikum.

Häufig kommen auch Mischformen vor. So ist es nicht selten, dass ganz normale Schauspieler das Spektakel mit den Handpuppen begleiten.

Kontakt zum Publikum gewünscht

Wer sich ein Puppentheater für Erwachsene ansehen möchte, darf keine Scheu vor dem Mitmachen haben. Nichts verdirbt eine gute Aufführung mehr, als ein Zuschauer, der auf Ansprache mürrisch und zurückhaltend reagiert.

Während der Vorstellung darf man sich ruhig in die lustige Kinderzeit zurückversetzen lassen. Da hatte man schließlich auch keine Hemmungen, dem Kasperle einfach dazwischen zu rufen.

Das therapeutische Puppenspiel

Sowohl für Kinder als auch Erwachsene gibt es das Angebot des therapeutischen Puppenspiels. Man ordnet es der humanistischen Schule zu und zielt somit darauf ab, die Selbstheilungskräfte eines Patienten zu aktivieren.

Das Puppenspiel als therapeutische Form lässt sich

  • dem Psychodrama
  • der Kunsttherapie sowie
  • der Gestalttherapie

zuordnen. Somit stehen viele verschiedene Anwendungsbereiche zur Vefügung:

und viele mehr. Ziel ist u.a., an seiner Identifikation zu arbeiten, die seelische durch das Puppenspiel auszudrücken und generell zu einem stabileren Ich zu finden.

Auf einen Blick: bekannte Puppentheater

Deutschlandweit gibt es eine Vielzahl bekannter Figurentheater. Dazu zählen u.a.:

  • Augsburger Puppenkiste
  • Figurentheater Wilde & Vogel, Stuttgart/Leipzig
  • Puppentheater Plappermaul, Heidelberg
  • Bamberger Marionettentheater
  • Theater des Lachens, Frankfurt (Oder)
  • Hanauer Marionettentheater
  • Puppenbühne Herrnleben, Bamberg
  • Gerhards Marionettentheater, Schwäbisch Hall
  • Puppenbühne Herrnleben, Garmisch-Partenkirchen
  • Theater der Nacht, Northeim
  • Münchner Marionettentheater
  • Oldersumer Puppenspölers
  • Düsseldorfer Marionetten-Theater, Düsseldorf
  • Müllers Marionetten-Theater, Wuppertal
  • Violettas Puppenbühne, Solingen
  • Puppentheater am Böckerhof, Solingen
  • Theater Junge Generation, Dresden
  • Figurentheater Lübeck
  • Theater Waidspeicher, Erfurt
  • Puppentheater Magdeburg