Amseln werden in der Stadt zu Nachteulen

Unterschiede zwischen Stadt- und Landamseln erforscht

Von Nicole Freialdenhoven
28. Oktober 2014

Richteten sich Vögel wie Menschen früher nach dem Tageslicht, hat die moderne Welt mit ihrer künstlichen Beleuchtung zu einer deutlichen Verschiebung der Tagesroutinen geführt - vor allem in der dunklen Jahreszeit.

Doch nicht nur der Mensch hat sich längst an künstliches Licht gewöhnt, auch die Vögel passen sich an: In einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig beobachtete man, dass Amseln in den Großstädten abends weit später essen als ihre Artgenossen auf dem Land.

Längere Futtersuche und frühere Paarungsbereitschaft

Um das Verhalten der Tiere zu kontrollieren, wurden insgesamt 200 Amseln mit Ringen markiert und dann über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet. Die Forscher stellten fest, dass die Landamseln in der dunklen Jahreszeit eine gute Stunde früher die Nahrungssuche für den Tag beendeten als die Stadtamseln, die von der künstlichen Beleuchtung der Straßen profitierten. Vor allem die männlichen Amseln waren abends noch länger unterwegs.

Die Studie ergänzt ähnliche Beobachtungen zu Unterschieden zwischen Amseln auf dem Land und in der Stadt: Danach wurden die Stadtamseln auch eine halbe Stunde früher wach als ihre Artgenossen auf dem Land und kamen neun Minuten später zur Ruhe.

Auch sind die männlichen Amseln in der Stadt früher im Jahr bereit zur Paarung. Bei ihnen steigt der Testosteronspiegel im Frühling schneller an als auf dem Land.