Dschungelcamp spricht menschliche Urbedürfnisse an

Während sich die Teilnehmer selbst vermarkten, befriedigen die Zuschauer ihren Voyeurismus

Von Alexander Kirschbaum
22. Januar 2013

Das Dschungelcamp erfreut sich bei Fernsehzuschauern großer Beliebtheit. Wenn die Kandidaten Insekten essen, oder durch Dreck und Gülle waten, dann erreichen die Quoten immer neue Höhepunkte.

Schadenfreude und Voyeurismus

Doch warum sind so viele Menschen fasziniert, wenn die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden? Für Medienpsychologen spielt die Schadenfreude dabei eine große Rolle. Menschen lachen gerne über Missgeschicke von anderen.

Es scheint zudem ein uraltes menschliches Bedürfnis zu befriedigen, wenn die Kandidaten gedemütigt werden. In diesem Sinne ist das Dschungelcamp nur eine Fortsetzung antiker Gladiatorenkämpfe oder öffentlicher Hinrichtungen im Mittelalter.

Gerechtigkeitsgefühl und Sympathie

Je stärker die Kandidaten öffentlich bloßgestellt werden, desto mehr können Menschen, denen es nicht so gut geht, ihr eigenes Selbstwertgefühl aufpolieren. Hierbei spielen auch die Bindungen, die die Zuschauer zu den Kandidaten entwickeln, eine Rolle. Wenn sich unsympathische Kandidaten lächerlich machen, dann wird das Gerechtigkeitsgefühl der Zuschauer befriedigt. Genauso, wenn der eigene Favorit eine Runde weiterkommt.

Selbstvermarktung auf Seiten der Teilnehmer

Wie bei den Zuschauern, sind auch bei den Kandidaten die Gründe für eine Teilnahme vielfältig. Einige Kandidaten lassen sich sicherlich von den finanziellen Anreizen locken. Andere sehen in dem Dschungelcamp so etwas wie eine sportliche Herausforderung. Für die meisten ist wahrscheinlich die mediale Aufmerksamkeit und die Möglichkeit zur Selbstdarstellung das entscheidende Motiv, in den Dschungel zu gehen.