Namenstag - Brauch, Bedeutung und Länder, in denen er noch gefeiert wird

Bei dem Namenstag handelt es sich um einen christlichen Gedenktag für Heilige. In einigen katholischen und christlich-orthodoxen Regionen ist dieser Tag auch heute noch sehr wichtig. In der katholischen Kirche gibt es den so genannten Generalkalender, in dem zumindest die Namen bedeutender Heiliger eingesehen werden können. Lesen Sie über die Bedeutung und den Brauch des Namenstags, und in welchen Regionen dieser Tag heute noch gefeiert wird.

Von Jens Hirseland

Herkunft des Brauches

Der Namenstag ist ein alter traditioneller Brauch, der bis in die Zeit der Christianisierung zurückgeht. Bei der Taufe erhält der Namensträger den Namen eines christlichen Heiligen, wobei der Name oftmals von dem jeweiligen Namenstag, an dem die Taufe erfolgt, abhängt.

So wurde zum Beispiel Martin Luther auf den Namen Martin getauft, da seine Taufe am Martinstag stattfand, der dem heiligen Martin von Tours gewidmet ist. Durch den Namenstag wird eine besondere Verbindung mit einem christlichen Apostel oder Märtyrer hergestellt. Meist handelt es sich bei diesem Tag um den Todestag des jeweiligen Heiligen.

Die Bedeutung des Namenstages ist vor allem in der katholischen und christlich-orthodoxen Kirche hoch. Daher ist in einigen katholischen und orthodoxen Regionen dieser Tag sogar bedeutungsvoller als der individuelle Geburtstag.

Der Namenstag und seine Tradition

Spricht man vom Namenstag, ist damit ein Gedenktag an christliche Heilige gemeint. In der Regel handelt es sich bei diesen Namenstagen um die Todestage der heiligen oder seligen Namenspatrone.

Das Begehen des Namenstages zählt auch heute noch zu den typischen katholischen und christlich-orthodoxen Bräuchen. Mitunter wird dort der Namenstag als wichtiger eingestuft als der individuelle Geburtstag.

Seinen Ursprung hat der Gedenktag in der Zeit der Christianisierung ab dem 4. Jahrhundert nach Christus. So wurden außerhalb des christlich gewordenen römischen Reiches christliche Namen zu einem Kennzeichen, das die Christen von der andersgläubigen Bevölkerung unterschied.

Darüber hinaus wurde eine besondere Verbindung mit dem Apostel oder Märtyrer, von dem der Name stammte, hergestellt. Die Kirche führte die Namenstage in ihrem Kalender, wodurch er einen hohen Stellenwert für den Namensträger bekam. Da den Namensträgern ihr eigener Geburtstag oftmals gar nicht bekannt war, hatte dieser Tag den Wert eines Geburtstages.

Der Namenstag als wichtiger christlicher Brauch
Der Namenstag als wichtiger christlicher Brauch

Mittelalter und Reformation

Die Tradition der Namenstage hielt sich bis ins Mittelalter. Zu dieser Zeit war es üblich, bei der Taufe dem Kind den Namen des jeweiligen Heiligen des Tages zu geben.

In der Zeit der Reformation, als sich die Kirche in katholisch und evangelisch aufspaltete, gewann der Namenstag noch an Bedeutung, da die katholische Kirche sich durch diesen von den Protestanten abgrenzen wollte. So trug das Konzil von Trient den Pfarrern auf, anstelle von unerwünschten Namen, Namen von Heiligen zu verwenden, um durch die Namenspatrone für eine innigere Beziehung zur Kirche zu sorgen.

In vielen katholischen Regionen kam es sogar zu einer Verdrängung des Geburtstages zugunsten des Namenstages, was von den katholischen Geistlichen gefördert wurde. Diese Tendenz blieb jedoch regional begrenzt.

Obwohl der Namenstag im Laufe der Jahre an Bedeutung verlor und von den individuellen Geburtstagen weitgehend ersetzt wurde, begeht man ihn auch in der heutigen Zeit noch in vielen katholischen und christlich-orthodoxen Regionen, wo er eine ungebrochene Tradition ist.

Der Termin des eigenen Namenstages

Entsprechend der Tatsache, dass dem Namenstag hierzulande kaum eine Bedeutung zukommt, wissen die meisten Menschen gar nicht, wann sie Namenstag haben. In der katholischen Kirche gibt es den so genannten Generalkalender; in diesem werden zumindest alle Namen von Heiligen mit besonderer Bedeutung aufgeführt.

Dieser Kalender hat eine weltweite Gültigkeit. Doch mitlerweile findet man auch im Internet eine Menge Seiten, die über die Herkunft des eigenen Vornamens und entsprechendem Namenstag informieren.

Die Feier des Namenstages

In Deutschland hat der Namenstag an Bedeutung verloren, da man hierzulande eher den Geburtstag feiert. So wird er vorwiegend in einigen katholischen Regionen Süddeutschlands noch begangen.

In verschiedenen Ländern Ost- und Südeuropas ist er jedoch noch immer von hoher Bedeutung.

  • Besonders wichtig ist der Namenstag in Polen, wo man unbedingt an ihn denken sollte. Dort wird er entweder zuhause oder in einem Restaurant mit einem Essen gefeiert. Dabei erhält der Namensträger an seinem Namenstag auch ein paar kleine Geschenke wie zum Beispiel Blumen, Süßigkeiten, ein Stofftier oder Bücher.

  • Auch in Ungarn wird der Nevnap, wie er dort genannt wird, mehr gefeiert als der Geburtstag. So ist es üblich, dass Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen oder Nachbarn dem Namensträger zum Namenstag gratulieren und ihm wenigstens eine Blume zum Geschenk machen.

  • Vor allem in Lettland ist der Namenstag ein wichtiger Festtag und deutlich wichtiger als der Geburtstag. Dort werden aber nicht nur Namen von christlichen Heiligen vergeben, sondern auch Namen von Gestalten aus der lettischen Mythologie oder von heidnischen Gottheiten wie beispielsweise die Göttin Laima. In Lettland muss jeder Kalender auch die Namenstage enthalten, da er sonst als nutzlos gilt.

  • In Spanien haben viele Menschen zusätzlich zum Geburtstagskalender auch einen Namenstagskalender. Auch heute noch wird vielen Kindern ein Name gegeben, der altmotdisch erscheinen mag; dies gilt auf den Ursprung zurück, durch den Namen die Verbindung zum katholischen Glauben zu wahren.

    Häufig trägt der Nachwuchs auch den Namen der Mutter bzw. des Vaters. Der Namenstag wird in Spanien unter der Bezeichnung "El Santo" gefeiert; in manchen Familien wird ihm mehr Bedeutung zugeschrieben als zum Geburtstag.

Weitere Länder, in denen man den Namenstag feiert, sind