Die Vor- und Nachteile eines Erziehungscamps

Das Erziehungscamp ist eine Institution, die schwer erziehbare und straffällige Kinder und Jugendliche dazu bringen soll, gesellschaftliche Normen zu akzeptieren. Obwohl ein Erziehungscamp viele Vorteile bringt, ist nicht jeder Teilnehmer dieser Belastung gewachsen. Die spätere Rückführung in die gewohnte Umgebung sollte gut geplant sein. Informieren Sie sich über die Merkmale eines Erziehungscamps sowie dessen Vor- und Nachteile.

Britta Josten
Von Britta Josten

Situation in den USA

Das Erziehungscamp wurde in Amerika entwickelt. Als Erziehungsmaßnahmen sind dort

  • ein harter Drill
  • Erniedrigung und Gängeleien sowie
  • psychische und körperliche Strafen

an der Tagesordnung. Wer das Camp überstehen will, ist zur vollständigen Unterwerfung gezwungen. Obwohl es durchaus sinnvoll erscheinen mag, dass Jugendliche bei entsprechendem Benehmen am eigenen Leib Sanktionen erfahren, zählen psychische und physische Folter zu den Erziehungsmethoden, die den Rückfall in frühere Verhaltensmuster eher fördern, statt ihn zu unterbinden. Zumal ein Unterdrückter innerlich einen starken Druck aufbaut, der sich irgendwann in Hassreaktionen äußern kann.

Situation in Deutschland

Deutsche Erziehungscamps nutzen andere Methoden, um die Probleme ihrer Teilnehmer zu bewältigen. Hier sind ausgebildete Pädagogen tätig. Diese können die Situation der Teilnehmer mit einem gewissen Abstand betrachten und sind besser als überforderte Eltern in der Lage, die richtigen pädagogischen Mittel zum Einsatz zu bringen.

Es geht nicht darum, die Teilnehmer zu erniedrigen. Diesen sollen lediglich Konsequenzen für ihr Handeln aufgezeigt werden. Wer essen möchte, muss dafür arbeiten. Dennoch soll Arbeit nicht als Strafe empfunden werden, sondern als Pflicht.

Für wen eignet sich ein Erziehungscamp?

In einem Erziehungscamp soll schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen wieder zu einem normalen, gewaltfreien Alltag verholfen werden. Langeweile soll durch sinnvolle Beschäftigung verhindert werden, damit die Bewohner des Camps lernen, nicht auf dumme Gedanken zu kommen und ihren Tag stattdessen geregelt zu verbringen.

Zu den möglichen Problemen, die den Besuch eines Erziehungscamps notwendig machen, zählen

Eltern dieser Kinder sind in der Regel gänzlich überfordert und sehen so ein Camp als letzte Hoffnung in Sachen Erziehung. Den Kindern und Jugendlichen sollen grundlegende Verhaltensweisen wie

  • Respekt
  • Pflichtbewusstsein
  • Ehrgeiz
  • Fleiß
  • Zuverlässigkeit und
  • Zielstrebigkeit

nahegelegt werden.

Bestandteile des Camps

Jeder Tag im Camp ist durchstrukturiert und erfolgt nach einem bestimmten Ablauf. Zu dessen Bestandteilen zählen mitunter

  • Sport
  • Gesprächsrunden
  • bestimmte Arbeiten/Aufgaben
  • Training von gewissen Verhaltensweisen

Vor- und Nachteile

Wenn Eltern ihr Kind in ein Erziehungscamp schicken, haben sie den Vorteil, diese Zeit zum Auftanken eigener Energien nutzen zu können. Sie sollten sich allerdings keine totale Auszeit nehmen, sondern vielmehr Beratungsstellenangebote nutzen, um ihre pädagogischen Kenntnisse zu verbessern. Gleichzeitig sollte an der Lösung eigener Probleme gearbeitet werden.

Persönliche Betreuer helfen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bei der Bewältigung des zukünftigen Alltags. Sie sollten jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn das Kind wieder in die Familie integriert wird.

Leider nutzen viele Eltern diese Möglichkeiten nicht, so dass das Kind nach der Teilnahme am Erziehungscamp in seiner labilen Umgebung weiterlebt. Die gerade noch erholten Eltern sind schnell wieder überfordert, das Kind fällt in alte Verhaltensmuster zurück.

Sofern Eltern und eventuelle Betreuer künftig mit dem Kind nicht angemessen kommunizieren, wird dieses das Camp als unangemessene Strafe in Erinnerung behalten. Diese Erkenntnis kann das Verhältnis zu den Eltern endgültig zerrütten. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, dass alle Beteiligten sachlich miteinander reden und um einen liebevollen Umgang bemüht sind.

Nicht jedes Erziehungscamp ist für jedes Kind geeignet. Straffällig gewordene Kinder können durchaus auch sensible Kinder sein. Ein durchgängig barscher Umgangston der Pädagogen mit dem Kind könnte dessen Persönlichkeit für immer zerstören. Daher macht es Sinn, wenn Eltern sich im Vorfeld genau über die Einrichtung informieren. Gegebenfalls können Erfahrungen anderer Teilnehmer eingeholt werden.

Befindet sich das Kind nämlich erst einmal im Camp, haben Eltern über einen längeren Zeitraum keinen Einfluss auf die Erziehung.