Seilgärten - Merkmale, Varianten und Infos zur Ausbildung zum Hochseilgartentrainer

Seilgärten zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen, wenn es darum geht, sich ein wenig zu verausgaben, verschiedene Hindernisse zu überwinden und möglicherweise auch dann, wenn man seine Höhenangst bewältigen möchte. Es gibt sie in unterschiedlichen Varianten und Schwierigkeitsstufen. Dabei gilt es, sich von Mast zu Mast oder Baum zu Baum zu bewegen. Lesen Sie über die Merkmale und Varianten von Seilgärten.

Von Viola Reinhardt

Die Vielfalt der Seilgärten

Unter einem Seilgarten versteht man ein Gelände, in dem mehrere Bäume oder Maste stehen, welche durch unterschiedliche Elemente miteinander verbunden werden. Bei diesen Elementen kann es sich beispielsweise um Balken oder Seilbrücken handeln. So entsteht ein Parcours, den man als Besucher eines Seilgartens durchläuft.

Seilgärten lassen sich in diverse Unterarten einteilen. So spricht man von einem Hochseilgarten, wenn die Seile so hoch angebracht sind, dass man gesichert werden muss. Bei einem Niedrigseilgarten befinden sich die Seile meist unter einem Meter - sie müssen in Absprunghöhe liegen. Als Kletterwald oder Klettergarten bezeichnet man Seilgärten, bei denen die Elemente zwischen Bäumen angebracht sind.

(Weitere) Unterscheidungsformen

Es gibt:

  • permanente oder temporäre Seilgärten, je nach Standzeit der Anlage
  • stationäre oder mobile Seilgärten, je nach Beweglichkeit der Anlage
  • hohe oder niedrige Seilgärten, je nach Höhe der Elemente
  • Unterschiede in der Höhe der Lebenslinie: mittlere Höhe, außer Reichweite
  • Unterschiede im Tragwerksystem: Bäume, Gebäude, Masten
  • Unterschiede im Nutzungskonzept: touristische oder pädagogische Orientierung

Auch bestehen Unterschiede in der Beanspruchung der Anlage und Verwendung der Sicherungssysteme. Wie die Anlage gebaut wird, ist abhängig von der gewünschten Nutzung. So zielt man im Waldseilgarten etwa eine für die Bäume schonende Installation ab.

Nutzungsmöglichkeiten

Es gibt pädagogisch und touristisch orientierte Seilgärten. Klassischerweise steht die Erlebnispädagogik im Vordergrund. Es wird an der Persönlichkeitsentwicklung und am Teamtraining gearbeitet. Solche Seilgärten mit pädagogischer Ausrichtung bezeichnet man auch als Teamseilgärten.

Daneben gibt es touristisch orientierte Seilgärten. Zu diesen zählen etwa Abenteuerparks sowie Kletterwälder. Sie weisen in der Regel eine größere Größe auf und sind für mehr Besucher ausgelegt; die Freizeitgestaltung liegt im Fokus.

Unterschiedliche Übungen

In einem Seilgarten können unterschiedliche Übungen absolviert werden. Zu diesen zählen:

  • Fahrten im Fanggurt, über einem Abgrund
  • das Hochklettern an frei stehenden Baumstämmen
  • das Erklettern von Hindernissen mit gegenseitiger Unterstützung
  • ein Gang im Team mit gegenseitiger Unterstützung über Seile oder freischwebende Balken
  • das Entlanghangeln durch Netze in bestimmter Höhe
  • das Schwingen an Seilen, um zu einem Ziel zu gelangen, mit Unterstützung der schwächeren Teilnehmer
  • das Springen über einen tiefen Abgrund
  • das Gehen über Seilbrücken mit und ohne Führung

Besonders beliebt ist die Variante des Hochseilgartens...

Hochseilgärten - Entwicklung und Merkmale

Der erste Hochseilgarten wurde bereits 1875 in Frankreich errichtet. Allerdings wurde er damals ausschließlich zur physischen Herausforderung benutzt. Während des zweiten Weltkriegs diente er dem Militär zum Training für die körperliche Fitness.

1941 erkannte Kurt Hahn das erlebnispädagogische Element darin und setzte es in seinen selbst gegründeten Schulen in Schottland ein. Erst in den 60er Jahren kamen die Hochseilgärten nach Deutschland.

Dabei werden verschiedene Elemente zwischen Mästen oder Bäumen errichtet. Zum Beispiel eine Hängebrücke oder ein Schwebebalken, bei denen es gilt diese zu überqueren. Auf jeder Station, sei es Mast oder Baum, befindet sich eine Plattform, die der Vorbereitung auf die nächste Hürde dient.

Diese liegen in Höhen zwischen 1m und bis über 20m, um für jeden ein erträgliches Maß an luftiger Höhe zu bieten. Ebenso werden die Parcours in verschiedene Schwierigkeitsgrade unterlegt, damit Anfänger einen leichten Einstieg bekommen, aber auch Geübte nicht zu kurz kommen.

Dabei muss man sich keine Sorgen um das Abstürzen machen, denn man wird mit Seilen abgesichert, die ebendies verhindern. Das geschultes Personal garantiert zusätzlich mit deren Ratschlägen und Wachsamkeit für Sicherheit. Falls Höhenangst besteht, kann bei einigen Veranstaltern sogar ein Seminar zur Bewältigung wahrgenommen werden.

Frau in pinker Regenjacke und rotem Helm im Hochseilgarten
Frau in pinker Regenjacke und rotem Helm im Hochseilgarten

Teamwork

Speziell für Gruppen, wie zum Beispiel

  • Schulklassen
  • Betriebsangehörige oder
  • Familien

wird ein so genanntes Team-Training angeboten, das für den Aufbau von

  • sozialer Kompetenz
  • Kreativität
  • lösungsorientiertem Denken
  • Selbstvertrauen
  • Selbstwahrnehmung
  • Intuition und
  • Teamfähigkeit

gedacht ist, wobei der Spaß dabei natürlich ebenso im Vordergrund steht. Gerade hierbei kommt die pädagogische Wirkung voll zur Geltung.

Denn wer die Hindernisse gemeinsam meistert, für den entsteht ein Gefühl in der Gruppe, das verbindet und ewig bestehen bleibt, umso mehr da die Herausforderungen speziell hierfür angepasst wurden. Wie die Rücksichtnahme auf schwächere und eigene Grenzerfahrungen um nur ein paar Thematiken zu erwähnen, die hinsichtlich der Zusammenarbeit eine große Rolle spielen.

Mädchen mit grünem Helm und lila Jacke beim Klettern im Hochseilgarten
Mädchen mit grünem Helm und lila Jacke beim Klettern im Hochseilgarten

Für Familien und Firmengruppen kann dies wahre Wunder bezüglich Ihrer zukünftigen Lebensweise miteinander bewirken. Für diejenigen, denen es nicht ermöglicht ist, mitzumachen, besteht dennoch eine Möglichkeit, sich aktiv daran zu beteiligen, indem sie Ihre Kollegen oder Familienangehörigen anfeuern oder einfach nur dabei sind und zuschauen, und so eine tatkräftige Unterstützung liefern.

Aufgrund dieser Vielfalt ist ein Hochseilgarten mit Bestimmtheit für alle gedacht, die eine unvergessliche Erfahrung für sich selbst, für andere oder gar miteinander sammeln möchten. Ob von sportlicher Sicht, dem reinen Vergnügen oder der Gemeinsamkeit aus - bei einem Besuch im Hochseilgarten wird man garantiert zufriedengestellt.

Der Waldseilgarten - ein Hochseilgarten der besonderen Art

Klettern ist ein überaus zeitaufwändiges und vor allem teures Hobby. Man muss sich nicht nur die Ausrüstung kaufen und sie instandhalten, auch die Fahrten zur nächstmöglichen Klettergelegenheit schlagen schwer zu Buche, vor allem wenn man sich nicht nur auf das Indoorklettern beschränken möchte. Hochseilgärten sind eine gute Alternative für alle, die zwar gerne klettern, den Sport aber nicht regelmäßig betreiben möchten.

Nun erscheint es vielen Kletterbegeisterten ein wenig fad und langweilig, in solch einer künstlichen Umgebung herumzuklettern. Schließlich möchte man nicht nur um des Kletterns willen klettern, sondern auch das ein oder andere Erfolgserlebnis verbuchen und der Natur ein wenig näher kommen.

Merkmale und Vorteile eines Waldseilgartens

Waldseilgärten sind ganz normale Hochseilgärten, die jedoch nicht auf freier Flur, sondern eben in einem Wald errichtet wurden. Dieser Umstand bringt beim näheren Hinsehen viele Vorteile mit sich.

Zuerst einmal verbessert sich das Ambiente ganz erheblich, wenn man zwischen Baumwipfeln und Vogelnestern herumklettern kann. So bekommt der Sport eine viel natürlichere Komponente und macht daher auch gleich vielmehr Spaß.

Zum anderen kann man auch im Sommer zu jeder Tageszeit aktiv werden, da die Bäume ihren kühlen Schatten auf den Park legen. Ganz abgesehen vom Klettern an sich, kann man in so einem Waldseilgarten auch eine Naturperspektive erleben, die man so wohl sonst selten zu Gesicht bekommt. Wer kann schließlich von sich behaupten, schon einmal direkt in einen Eichhörnchenbau gelinst zu haben?

Für jedes Trainingslevel das passende Kletterangebot

Trotz allem werden natürlich auch Waldseilgärten künstlich abgelegt, man muss also nicht bis hinauf zu den Wipfeln, wenn man nicht möchte. Für Untrainierte und Kinder gibt es Parcours auf halber oder noch niedriger Höhe. Richtig große Waldseilgärten verfügen teilweise über zehn oder mehr verschiedene Parcours, die in ihrer Schwierigkeit allmählich zunehmen.

Falls möglich, sollte man demnach mit dem schwersten beginnen, wobei ein einfach Parcours zum Aufwärmen nicht schaden kann. So spart man sich seine Kräfte und ist nicht schon dann erschöpft, wenn das Schwerste gerade erst noch kommt.

Wer schwächelt, braucht unbedingt eine Pause, da das Klettern sonst trotz Sicherung schnell gefährlich werden kann. Zur Kräftigung eignet sich alles, was viel Eiweiß und Zucker erhält, so dass die Energiereserven schnell wieder aufgefüllt werden und sich die Muskeln entsprechend regenerieren.

Diejenigen, die die Besucher eines Hochseilgartens beaufsichtigen, müssen eine Menge Verantwortung tragen - Basis ist eine solide Ausbildung...

Ausbildung zum Hochseilgartentrainer - Mobile High Ropes Course Specialist

Selbst Kletterprofis hängen nicht am nackten Fels, sie benutzen Steigeisen und Sicherungsringe, um sich den Aufstieg zu erleichtern und ihn so ungefährlich wie möglich zu machen. Ein ganz natürlicher Sport ist das Klettern also nicht.

Ganz extrem sieht es bei den Hochseilgärten aus. Hier dient die Natur meist lediglich als hübsche Hintergrundkulisse, der Rest wird ausschließlich von Menschenhand geschaffen. Doch das will gelernt sein.

Die Ausbildung zum Mobile High Ropes Course Specialist, kurz MHRCS genannt, dauert vier bis sechs Tage, sofern der Teilnehmer schon über ein gewisses Grundwissen verfügt. Ist dies nicht der Fall, so müssen vorher zwingend einige andere Kurse besucht werden, bis man ungefähr auf dem Level eines Hochseilassistenten ist.

Kursbestandteile

Während des Kurses lernen die Teilnehmer, wie man einen Hochseilgarten installiert und zwar so, dass er möglichst zielgruppengerecht ist. Deshalb müssen die Schützlinge auch lernen, wie viel Kondition und Kraft beispielsweise von Kindern, Erwachsenen und Senioren zu erwarten ist.

Daneben werden natürlich auch elementare Sicherheitsregeln vermittelt; der Teilnehmer soll nach Abschluss des Kurses in der Lage sein, mangelhafte Ausrüstung auf einen Blick zu erkennen. Darüber hinaus soll gelernt werden, wie man welche Ausrüstungsgegenstände einsetzt, damit sie dem jeweiligen Parcours entgegen kommen und möglichst lange einsatzfähig bleiben.

Betreuung von Gästen, die ihre Höhenangst loswerden möchten

MHRCS müssen auch für den Notfall gerüstet sein. So werden während der Ausbildung verschiedene Szenarien durchgespielt und die Rettung geübt. Hochseilgartentrainer haben es beispielsweise oft mit Gästen zu tun, die im im Klettergarten versuchen wollen, ihre Höhenangst loszuwerden.

Diese Konfrontationsmethode zeigt oft eine recht positive Wirkung, sofern die Betroffenen begreifen, dass ihnen trotz der Höhe keine Gefahr droht. Manchmal kommt es jedoch auch zu akuten Panikattacken, so dass der HRCS den Gast schleunigst aus dem Garten holen muss, bevor es tatsächlich zu einem Absturz kommt. Die Kursteilnehmer müssen daher auch im Krisenmanagement eine gute Figur abgeben.

Wer sich als Klettergast dazu entschieden hat, seine Höhenangst im Klettergarten zu besiegen, sollte dies den Angestellten vorher mitteilen. Vom Boden aus ist es auch für die Profis schwer zu erkennen, ob sich die jeweilige Person verletzt hat oder gerade an einer Panikattacke leidet. Sind die Spezialisten eingeweiht, können sie die Lage schneller erfassen und sind demnach im Notfall auch sofort zur Stelle.