Studienabbruch - Ursachen, Abwägung, Gestaltung

Wenn sich eine berufliche Entscheidung als Fehlschlag erweist, hängt nicht selten die gesamte Existenz daran. Oftmals trifft kommt es während des Studiums zu dieser Ansicht, sodass die Frage eines Studienabbruchs im Raum steht. Aus diesem Grund hadern auch viele Studienabbrecher mit sich selbst. Dabei ist es durchaus klug, einen Studiengang zu verlassen, der den eigenen Interessen und Fähigkeiten nicht entspricht. Nur die Art und Weise des Studienabbruchs sollte durchdacht sein. Lesen Sie, wann sich ein Studienabbruch als sinnvoll erweist, und wie man diesen sinnvoll gestalten kann.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Abbrechen oder nicht? Überlegungen zum Studienabbruch

Gewissenhafte Menschen bringen eine Sache auch zu Ende, sobald sie sie erst einmal angefangen haben. So lautet zumindest die landläufige Meinung.

Manchmal kann es jedoch auch hinderlich sein, weiterhin an einem bereits gescheiterten Projekt zu hängen. Die Frage nach dem Aufgeben oder Weitermachen stellen sich auch immer mehr Studenten.

Als Studiengebühren noch ferne Zukunftsmusik waren und man bequem auf Diplom studieren konnte, waren das "Abbrechen" eines Studiums noch keine so große Sache. Schließlich konnte man außer Zeit nicht viel dabei verlieren. Im Gegenteil, man konnte in verschiedene Studiengänge hineinschnuppern, seinen Horizont erweitern und anschließend das Fach zu Ende studieren, das am lohnenswertesten schien.

Heute ist das Abbrechen eines Studiums fast schon ein richtiger Faux-pas. Schließlich zahlt man für die verschwendeten Semester trotzdem eine Menge Studiengebühren, dazu kommt die Angst, der zukünftige Arbeitgeber könnte den Bruch im Lebenslauf nicht tolerieren.

Studienabbrecher werden häufig als Menschen mit mangelndem Talent oder solche, die zu faul zum Lernen sind, abgestempelt. Viele Menschen sind jedoch einfach nicht für das Studieren geschaffen; dies wird leider häufig außer Acht gelassen. Und so müssen sich Betroffene in vielen Fällen um eine überzeugende Antwort bemühen, um beim Personaler auch nur die geringste Chance zu bekommen - dies ist oftmals sehr schwierig, aber nicht unmöglich.

Gute Gründe für einen Studienabbruch

Gedanken über eine mangelnde Toleranz beim zukünftigen Arbeitgeber hat jeder Student, der sich unwohl in seinem Studiengang fühlt. Man sollte seine Entscheidung jedoch nicht von dieser Angst beeinflussen lassen; es gibt nämlich auch durchaus viele Gründe für einen Studienabbruch.

Studenten, die sich mit ihrem Fach so gar nicht anfreunden können, sollten so früh wie möglich überlegen, ob ein Wechsel nicht die bessere Alternative wäre. Es bringt absolut nichts, ein Studium durchzuziehen, das einem nicht gefällt.

Man wird sich auch später im Job mit der entsprechenden Materie beschäftigen müssen und dies bedeutet wiederum ein ganzes Leben in beruflicher Unzufriedenheit. Wer früh wechselt, verliert nicht besonders viel und kann mit einem blauen Auge in einem anderen Studiengang durchstarten, der einem besser liegt.

Genauso sieht es aus, wenn man sich mit dem Studieren an sich einfach nicht anfreunden kann. Wem der Praxisbezug fehlt, der kann es noch einmal an einer Fachhochschule versuchen oder ganz auf eine Ausbildung umsatteln. Gleiches gilt für die Studenten, die mit dem ewigen Notendruck und der Lernerei nicht zurecht kommen.

Auch neue Neigungen können eine Rolle spielen. Wer entdeckt, dass andere Studiengänge ihm besser liegen würden und/oder seine Talente dort besser gefordert werden würden, sollte ebenfalls über einen Wechsel nachdenken.

Bei vielen Studenten hat es sich nach einiger Zeit gezeigt, dass sie falsche Vorstellungen vom Studieren und dem dazugehörigen Studentenleben gehabt haben. Sie fühlen sich in dieser Rolle einfach nicht wohl. Und schließlich können auch private Gründe - von einer Erkrankung bis hin zu einer Schwangerschaft - mögliche Auslöser sein.

Ein Studienabbruch sollte gut durchdacht sein
Ein Studienabbruch sollte gut durchdacht sein

Bei fachlichem Interesse dranbleiben

Auf jeden Fall dabei bleiben sollte man hingegen dann, wenn einen das Fach an sich wirklich interessiert, man jedoch zeitweise mit dem trockenem Stoff zu kämpfen hat. Besonders das Grundstudium ist meist nicht besonders aufregend, im Hauptstudium wendet sich das Blatt dann jedoch meist. Darüber hinaus hat man die Aussicht auf einen Job in einem Fachgebiet, das einem wirklich zusagt.

Fragen, die helfen können, eine Entscheidung zu treffen

Es gilt, herauszufinden, ob einem das Studium gänzlich nicht mehr interessiert, oder ob es vielleicht nur eine - trockene - Phase ist bzw. einzelne Teilgebiete. Hilfreiche Fragen, die man sich in diesem Zusammenhang stellen könnte, wären:

  • Ist das Studienthema außerhalb der Vorlesungen interessant?
  • Besucht man bestimmte Vorlesungen nach wie vor noch gerne?
  • Gibt es mögliche Veränderungen, die das Studium attraktiver machen würden?
  • Gibt es einen Job, den man sich auf Studiumgrundlage vorstellen könnte?
  • Kann man viele seiner Stärken in den Studiengang mit einbringen?
  • Gibt es viele Stärken, die dadurch/dabei vernachlässigt werden?
  • Ist das Studium gerade nur langweilig, oder tatsächlich belastend?
  • Ist es der Studiengang, der stört, oder das Studentenleben ansich?
  • Könnte man einen Studienabbruch auch vor Arbeitgebern überzeugend vertreten?
  • Hat man klare Ziele, die man nach dem Studienabbruch angehen möchte?

Wer sich jedoch für den Studienabbruch entscheidet, sollte einige Punkte beachten...

Einen Studienabbruch sinnvoll gestalten

Wer einen Studiengang ohne Abschluss verlässt, steht erst einmal mit leeren Händen da. Kein Arbeitgeber lässt sich von ein paar Semestern BWL oder Maschinenbau beeindrucken, ein Abschluss muss in jedem Fall vorhanden sein.

Es gilt also einen Weg zu finden, die absolvierten Semester trotz Abbruch nutzen zu können. So war die Studienzeit nicht verschwendet und man hat außer einer wertvollen Lebenslektion auch einen beruflichen Fortschritt gewonnen.

Einen Wechsel auf eine Fachhochschule in Erwägung ziehen

Nun sollte man sich zuerst einmal überlegen, was an dem aktuellen Studienfach am meisten gestört hat. Häufig ist es so, dass die Studenten zwar inhaltlich am Thema interessiert sind, das Studium aber gar nicht so verläuft, wie sie es sich vorgestellt haben.

Wer keine weiteren trockenen Theoriestunden mehr erträgt, der sollte sich einmal erkundigen, ob es den gewählten Studiengang in einer ähnlichen Form auch an einer Fachhochschule gibt. Hier wird man viel stärker an die Praxis herangeführt als an einer Universität. Der Vorteil bei einem Wechsel an eine FH liegt auf der Hand: man kann weiter studieren und trotz Abbruch einen akademischen Titel erwerben.

Die Entscheidung für eine Ausbildung in einer ähnlichen Branche

Manche Studenten haben aber auch schlichtweg keine Lust mehr auf das Studieren an sich. Nicht nur das Studienfach bietet allerhand Grund zur Sorge, auch das ewige Zuhören und Büffeln ist einfach zu viel geworden.

Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Student einfach keine Lust mehr hat oder es tatsächlich nicht schafft. Ohne Motivation kann niemand ein Studium mit Bestnoten abschließen.

In diesem Fall ist es ratsam, sich einen Ausbildungsberuf in der gleichen oder einer ähnlichen Branche zu suchen, in die auch das Studienfach passt. Dem zukünftigen Arbeitgeber muss man dann nur glaubhaft machen, dass man trotz Studienabbruch ein zuverlässiger Azubi sein wird. Die meisten Personalchefs akzeptieren es, wenn man ihnen seinen Hang zur Praxis deutlich macht.

Spezielle Programme wahrnehmen

Es gibt einige Programme, die von der Handelskammer angeboten werden, und sich speziell an Studienabbrecher wenden. Sie helfen beim Übergang vom Studienabbruch bis zum Beginn einer Ausbildung. Dabei kann die Ausbildungsdauer verkürzt werden, wenn bestimte Voraussetzungen erfüllt werden.

Zu den möglichen Ausbildungsberufen zählen beispielsweise Immobilienkaufmann/-frau, Fachinformatiker/-in für Systemintegration und Anwendungsentwicklung oder Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel. Zu den Voraussetzungen für die Teilnahme an solchen Programmen zählen:

  • eine Studiendauer von mindestens zwei Semestern
  • Branchenbezug
  • Studienleistungen von mindestens 20 Credit Points