Bachelor-Abschluss - Organisation, Vor- und Nachteile und Berufschancen

Wer sich heutzutage an einer Universität einschreiben möchte, wird fast immer in einem Studiengang mit Bachelor-Abschluss landen. Der Bachelor ist ein auf drei Jahre komprimiertes Studium mit dem Ziel, die Studenten in kürzerer Zeit für den Job fit zu machen. Er hat - zusammen mit dem Master - das Diplom und in vielen Studiengängen auch den Magister abgelöst. Informieren Sie sich über das Prinzip des Bachelor-Abschlusses und die daraus resultierenden Berufschancen.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Der Bachelor: Grundkonzept und Organisation

Von der Politik wird er angepriesen, von der Gesellschaft geächtet. Der Bachelor hat wirklich keinen leichten Stand in Deutschland.

Tausende von Studenten gingen bereits auf die Straße und forderten ihr heiß geliebtes Diplom zurück. Doch um wirklich über den Bachelor urteilen zu können, sollte man zumindest wissen, wie solch ein Studium überhaupt aufgebaut ist.

Der Bachelor beschreibt einen akademischen Grad. In der Regel bildet er den ersten Abschluss eines Hochschulstudiums bzw. eines Studiums an der Berufsakademie. Je nach Einrichtung und Fach beträgt die Regelstudienzeit drei bis vier Jahre.

Das Grundkonzept basiert auf dem European Credigt Transfer System (ECTS). Die Studenten können Leistungspunkte erwerben; im Durchschnitt sind es 30 pro Semester. Bei einer Studienzeit von sechs Semester käme man somit auf 180 Punkte; es gibt jedoch auch Intensivstudiengänge mit möglichen 210 Punkten in sechs Semestern.

Ein Punkt lässt sich mit einer Arbeitsbelastung von mindestens 25, in der Regel 30 Stunden beschreiben. Mit dieser ist die für das Studium im Gesamten aufgewendete Zeit gemeint; dazu zählen auch Vor- und Nachbereitung, Seminare oder Vorlesungen, natürlich auch die Prüfungen.

Wer nach dem Studium ein Master-Studium anstrebt, bildet das Zwei-Fach-Bachelorstudium mit zwei Hauptfächern die Voraussetzung. Des Weiteren gibt es auch Ein-Fach-Bachelorstudien.

Die Struktur der Lehrveranstaltungen erfolgt in Form von Modulen. Dabei wird eine oder mehrere der Lehrveranstaltungen in einem Modul zusammgengefasst; es bildet somit eine Einheit mit einem bestimmten Lernziel, für die die Vergabe von Leistungspunkten erfolgt.

Der Bachelor bildet den ersten Hochschulabschluss mit Berufsqualifikation. Gleichzeitig gilt er als Nachweis, um anschließend noch ein Masterstudium zu absolvieren. Dieses kann das bisherige Studienfach vertiefen und fortführen; es ist aber auch möglich, sich fachlich umzuorientieren.

Bachelor-Abschlüsse in Deutschland

Hierzulande werden folgende Abschlussbezeichnungen verwendet:

  • Bachelor of Arts (B.A.): Sprach-, Sozial-, Religions-, Kultur-, Wirtschafts- und Informationswissenschaften
  • Bachelor of Science (B.Sc.): MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften), Psychologie, Gesundheitwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften
  • Bachelor of Laws (LL.B.): Rechtswissenschaften
  • Bachelor of Engineering (B.Eng.): Ingenieurwissenschaften
  • Bacehlor of Education (B.Ed.): Lehramt

Handelt es sich um ein Studium an einer Musik- oder Kunsthochschule, sind abgesehen vom Bachelor of Arts auch folgende Bezeichnungen möglich:

  • Bachelor of Music (B.Mus.): musische Studiengänge
  • Bachelor of Musical Arts (B.M.A.): Operngesang
  • Bachelor of Fine Arts (B.F.A.): (Bildende) Kunst

Prüfungen und Klausuren

Für den modernen Studenten ist es teilweise unmöglich geworden, ein "Gammeldasein" zu führen, wie es noch vor einigen Jahren möglich war. Der Grund dafür liegt in den ständigen Leistungsabprüfungen, die den Bachelor ausmachen.

Im Diplom hatten es die Studenten da schon um einiges leichter. Im Grunde genommen mussten sie sich während ihres gesamten Studiums auf nur zwei heiße Prüfungsphasen vorbereiten: das Vordiplom und eben auf die abschließende Diplomprüfung. Dazwischen galt es, lediglich ein paar Scheine zu ergattern.

Ganz anders die Bachelorstudenten. Von ihnen wird erwartet, dass sie zumindest jedes Semester eine Prüfungsleistung in verschiedenen Fächern erbringen. All die dort erhaltenen Noten fließen dann auch in die Bachelornote ein.

Besonders hart sind zum Beispiel so genannte Modulabschlussklausuren. Sie umfassen den Stoff von mindestens zwei Semestern, wodurch natürlich ein enormer Lernaufwand, zusätzlich zu den anderen Prüfungen, auf den Studenten zukommt.

Weitere Leistungsnachweise

In manchen Studiengängen ist es darüber hinaus üblich, noch weitere Leistungsnachweise während des Semesters zu erbringen. Diese können ganz verschiedener Gestalt sein. Die Palette reicht von

Manchmal wissen weder Professoren noch Studenten genau, um was es sich dabei eigentlich handelt.

Studiengänge

Ein weiterer wichtiger Punkt des Bachelors ist das modularisierte System der Studiengänge. Vor einigen Jahren konnte man ein Fach noch kreuz und quer studieren, die nötigen Scheine also dann erbringen, wenn es einem gerade passte.

Der Student von heute fährt dagegen auf einer festgelegten Schiene. Er hat während seines Studiums verschiedene Module zu absolvieren. Schafft er eines auch nach mehreren Anläufen nicht, so kann er nicht ins nächste Modul einsteigen, obwohl ihm dieses vielleicht viel besser liegen würde. Das Studium ist dann meist auch zwangsweise beendet.

Der Bachelor ist insgesamt straffer organisiert als seine Vorgänger. Dadurch sollen die Studenten in der Theorie schneller und effizienter ans Ziel gelangen, in der Realität ergeben sich jedoch vor allem durch die Modularisierung große Probleme.

Nahezu jeder Studiengang ist mittlerweile auf Bachelor umgestellt, sodass ein Hochschulabschluss bereits nach 6 Semestern möglich ist (beim Diplom-Studiengang sind bzw. waren es 10 Semester). Entweder wird ein Fachgebiet als 1-Fach-Bachelor angeboten oder als 2-Fach-Bachelor, sodass zusätzlich zum Kernfach auch ein Nebenfach belegt werden muss, beispielsweise Anglistik im Kernfach und Philosophie im Nebenfach.

Viele Studiengänge sind interdisziplinär (fächerübergreifend) angelegt, sodass die Studenten über ein breiteres Basiswissen verfügen. Zusätzlich ist es oft Pflicht ein Praktikum während der Studienzeit abzuleisten, um so die berufspraktischen Fähigkeiten zu fördern.

Vor- und Nachteile des Bachelors

Der Bachelor ist sowohl mit Vor- als auch mit Nachteilen behaftet.

Vergleich zum Diplom

Zunächst einmal wird der Bachelor von Arbeitgebern oft weniger geschätzt als ein Diplomabschluss, dafür ist der Bachelor aber international anerkannt, was Bewerbungen im Ausland erleichtert.

Um den Abschluss aufzuwerten, ist es möglich, ein 4-semestriges Masterstudium anzuschließen, wofür eine zusätzliche Bewerbung an der Universität nötig ist, da für ein Masterstudium verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Ein besonders wichtiger Unterschied besteht darin, dass der Studienablauf (welche Kurse belegt werden müssen) beim Bachelor relativ festgelegt ist; der Zeitaufwand ist enorm, wenn man in der Regelstudienzeit von 6 Semestern bleiben möchte. Im Diplomstudiengang reicht es in vielen Kursen aus, lediglich anwesend zu sein, dafür macht die Diplomarbeit einen wesentlich bedeutenderen Teil des Studiums aus, als die Bachelorarbeit.

Das Punktesystem

Die Leistungen werden folgendermaßen berechnet: Für jeden bestandenen Kurs, für Praktika und für die Bachelorarbeit werden Punkte vergeben ("Credit Points"). Meist gibt es pro Kurs 2-5 Punkte.

Um das Studium in drei Jahren abschließen zu können, müssen 180 Punkte erreicht werden. Die Bachelorarbeit ist im Umfang wesentlich geringer (30 Seiten) als die Diplomarbeit, macht dafür auch nur ca. 1/10 des Studiums aus.

Die "Individuelle Ergänzung

Ebenfalls mit diesem Studiensystem eingeführt wurde der Bereich der "Individuellen Ergänzung", in dem 18 Punkte erbracht werden müssen. Dieser Bereich dient den Studenten dazu, Kurse aus anderen Studiengängen, je nach Interesse, besuchen zu können und ihr Studium damit zu ergänzen. Das können z.B.

usw. sein. Fraglich ist jedoch, ob es neben dem Vollzeit-Studium und evtl. einem Nebenjob tatsächlich möglich ist, diesen Bereich effizient zu nutzen. Ein weiteres Problem ist das Kursangebot: Viele Kurse werden entweder nur im Wintersemester oder nur im Sommersemester angeboten.

D.h. wenn ein Kurs nicht bestanden wird, muss ein Jahr auf eine neue Chance gewartet werden. Da wird die Regelstudienzeit schnell überschritten.

Vergleich zum Magister

Wer früher vom Gymnasium an eine Universität wechselte, fühlte sich häufig wie ins Paradies versetzt. Keine lästigen Abfragen mehr, keine Stegreifaufgaben, ja noch nicht einmal Klausuren. Plötzlich hatte man Zeit, sich genau mit den Dingen zu beschäftigen, die einen wirklich interessierten. Doch dann kam der Bologna-Prozess.

Die Vorzüge des Magisters

Noch vor einigen Jahren gab es nichts Schöneres, als einfach nur Student zu sein. Vor allem der Magister gab den Hochschulangehörigen die Möglichkeit, ihr Wissen beliebig zu erweitern und zu vertiefen. Man wählt im Magister entweder zwei Hauptfächer oder ein Hauptfach und zwei Nebenfächer.

Bei den Kombinationsmöglichkeiten sind dem Studenten so gut wie keine Grenzen gesetzt. So hat er beispielsweise die Möglichkeit, eine Geisteswissenschaft mit einem künstlerischen Fach und einer Sprache zu kombinieren.

Während in den Hauptfächern eher berufsorientiert studiert wird, dienen die Nebenfächer vornehmlich dazu, den persönlichen Horizont zu erweitern und Grundlagen in den interessierenden Bereichen zu schaffen.

Der Magister verkörpert dadurch besonders gut, was die meisten "alten Hasen" an der Uni so sehr zu schätzen wissen: die Möglichkeit, sich nach eigenen Wünschen zu bilden und weiterzuentwickeln. Schließlich ist die Universität nicht in erster Linie ein Ausbildungsbetrieb, sondern ein Zentrum der Forschung und des Wissens, jedenfalls galt dies bis vor Kurzem noch.

Reformation durch den Bologna-Prozess

Der Bologna-Prozess reformierte das deutsche Hochschulsystem. Der Magister stirbt langsam aus und wird von den modularisierten Studiengängen verdrängt. Bachelor und Master sollen den Studenten möglichst gut auf den Beruf vorbereiten und einen schnellen Einstieg in die Arbeitswelt möglich machen.

Dafür wurde die Regelstudienzeit verkürzt und der Stoff straff angezogen. Für Ausflüchte in andere Bereiche ist keine Zeit mehr, studiert wird meist nur noch ein Fach, und das ohne Kompromisse. Die meisten Bachelorstudenten würden gerne ein wenig über den Tellerrand hinausschauen, doch der Noten- und Klausurendruck macht ein Extrapensum fast unmöglich.

Mittlerweile verlassen die letzten Langzeitstudenten die Universitäten. Das freie Studieren, Leben und Feiern ist zwar auch im Bachelor noch eingeschränkt möglich, von einem echten Studentenleben kann man jedoch nicht mehr sprechen.

Das verschulte System mag zwar die so genannten "Gammelstudenten" vertrieben haben und die Akademiker schneller auf den Arbeitsmarkt werfen, von einer Bildungselite kann man jedoch nicht mehr sprechen. Schließlich ist es nicht das geballte Wissen, das einen Menschen kompetent macht, sondern das Interesse und die Kenntnis in ganz unterschiedlichen Bereichen.

Theorie: top, Praxis: flop

Man sollte vor allem wissen, dass der Bachelor keine deutsche Erfindung ist. In anderen europäischen Ländern ist diese Art von Hochschulabschluss längst Standard. Genau aus diesem Grund gibt es nun auch in der Bundesrepublik die Möglichkeit, sein Studium mit einem Bachelortitel abzuschließen.

Die Studenten sollen dadurch in der Lage sein, ohne Probleme auch im Ausland studieren zu können und zum Beispiel auf einen deutschen Bachelor einen englischen Master zu setzen. Was sich in der Theorie ganz wunderbar anhört, scheitert leider meist an der Realität.

Die Studieninhalte sind nicht einmal innerhalb des Landes gleich, so kann man zum Beispiel große Schwierigkeiten bekommen, wenn man nur den Studienort wechseln möchte. Die Universitäten haben ihre Lehre noch nicht aufeinander abgestimmt, so dass im selben Studiengang teilweise ganz andere Inhalte vermittelt werden.

Der Grund hierfür ist schnell gefunden. Die Universitäten verstehen sich als individuelle Institutionen, die ihren Schwerpunkt selbstständig auf ein gewisses Fachgebiet legen möchten. Eine Angleichung würde einen großen Verlust an Tradition bedeuten. Außerdem schätzen es auch viele Studenten, eine Universität besuchen zu können, die mit den eigenen Interessenschwerpunkten im Einklang steht.

Ein weiterer Vorteil des Bachelors ist, dass die Absolventen schon sehr früh in den Arbeitsmarkt einsteigen können. So soll die Wirtschaft möglichst zügig mit jungen, praxisorientierten Akademikern versorgt werden.

In einigen Studiengängen mag dieser Denkansatz funktionieren, in den meisten anderen tut er es jedoch nicht. Innerhalb von sechs Semestern kann man in der Regel einfach keinen Hochschulabsolventen adäquat ausbilden. Mit dem Titel Bachelor bekommt man meist nur ein lückenhaftes Teilwissen, für das kein Arbeitgeber Verwendung hat.

Der Bachelor wurde außerdem eingeführt, um Langzeitstudenten und Abbrecher möglichst von der Uni fernzuhalten. Das mag zwar funktionieren, geht aber auf die Kosten der zielstrebigen Studierenden, die unter dem geballten Stress nicht selten zusammenbrechen.

Fazit

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Bachelor in der Theorie ein sinnvolles Modell ist; an der Realität scheitert er jedoch kläglich. Damit der Bachelor ein voller Erfolg wird, sind noch so einige Umstrukturierungen nötig.

Der Bachelor stellt eine gute Möglichkeit dar, relativ schnell in das Berufsleben einzusteigen, aber jeder Studienanfänger sollte sich über die Intensität im Klaren sein, damit er nicht zu dem (relativ großen) Anteil der Studierenden gehört, die ihr Studium nicht zum Abschluss bringen.

Berufschancen nach dem Bachelor-Studium

Der Bologna-Prozess ist in aller Munde, doch selbst die Verantwortlichen wissen anscheinend nicht so recht, was sie mit dem Modell anfangen sollen. Fakt ist, dass der Arbeitsmarkt die Bachelorabsolventen nicht gerade mit offenen Armen empfängt.

Bachelorabschluss nicht wirklich gefragt

Die Idee hinter den modularisierten Studiengängen ist im Grunde genommen recht sinnvoll: die Studierenden sollen möglichst schnell ins Berufsleben einsteigen können und statt trockener Theorie mehr Praxis vermittelt bekommen. Was dabei oft vergessen wird, ist es jedoch die Tatsache, dass ein Hochschulstudium nun mal keine Ausbildung, sondern eine akademische Angelegenheit ist.

Das zeigt sich vor allem bei solchen Studiengängen wie Jura, die bisher mit einem Staatsexamen abgeschlossen wurden. Von einem guten Anwalt erwartet man, dass er sich blendend mit dem Gesetz auskennt und spielend mit den Paragraphen hin und her jongliert.

Das kann ein Student nach sechs Semestern an der Hochschule jedoch keinesfalls leisten. Meistens sind sogar die Rechtspfleger mit ihrer Ausbildung besser auf den Beruf vorbereitet als die so genannten Bachelor of Law.

Auch der Lehrerberuf lässt sich nicht wirklich mit dem Bologna-Prozess vereinen. Innerhalb von drei Jahren kann man sich nicht das Wissen und die Praxis aneignen, die man braucht, um Heranwachsende adäquat ausbilden zu können.

Die Berufschancen für den Bachelor sind also denkbar schlecht. In machen Fachgebieten, wie zum Beispiel der Psychologie, kann man mit einem Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt schlichtweg nichts anfangen. Er kann zwar alles ein bisschen, aber eben nichts wirklich richtig.

Die Chance auf einen Master ergreifen

Die Unternehmen bevorzugen daher die Absolventen mit Diplom, die zwar schon etwas älter sind, aber dafür allumfassend ausgebildet wurden. Im Lauf der Zeit werden die diplomierten Akademiker zwar verschwinden, es ist jedoch fraglich, ob das dem Bachelor zugute kommen wird. Schließlich gibt es auch noch den Master, den viele Studierende anstreben, um zumindest ein wenig konkurrenzfähig zu werden.

Wer irgendwie die Möglichkeit dazu hat, sollte daher unbedingt die Chance ergreifen und auf den Bachelor noch einen Master setzen. Nur so ist gewährleistet, nach dem Studium einen angemessenen Beruf ergreifen zu können. Über den Master können Sie sich hier informieren.

Wer trotzdem nicht über den Bachelor hinausgehen möchte, sollte sich für einen Studiengang entscheiden, der möglichst breit gefächert ist. Mit einem Bachelor in BWL hat man beispielsweise noch recht gute Chancen, da es in dieser Branche auch im niedrigeren Sektor großen Bedarf gibt.