Bobfahren - Grundlagen, Voraussetzungen und Aufgabenverteilung im Bob

Der Bobsport kann auf ganz unterschiedliche Weise ausgetragen werden. So gibt es den Einerbob mit nur einem einzelnen Fahrer. Etwas größere Geräte werden von zwei Personen gefahren und sind als Zweierbob bekannt. Die ganz großen Bobs jedoch haben vier Fahrer und gelten als Viererbob. Die Aufgabenverteilung der einzelnen Athleten variiert je nach Bauweise des Bob. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Bobfahren.

Von Kathrin Schramm

Bobfahren - Merkmale und Grundlagen

Der Bobsport wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Engländern in der Schweiz entwickelt. Heute ist er Part des Programms der Olympischen Winterspiele.

Sehr eng verwandt ist der Bobsport mit dem Rennrodeln und dem Skeletonsport. Häufig wird er als "Königsklasse des Schlittensports" bezeichnet.

Das Bobfahren zählt mit zu den anspruchsvollsten Sportarten überhaupt und stellt sehr viele Anforderungen an den Athleten. Nicht nur sehr hohe Kräfte wirken auf den Körper, sondern auch das Sportgerät muss präzise gesteuert werden. Somit zählt das Bobfahren nicht nur zu den Kraftsportarten, sondern auch zu den Präzisionssportarten.

Die Bobbahn

Anfangs fuhren Bobfahrer ohne Helm auf steilen Wegen durch den Wald. Diese Wege wurden an den Seiten mit hohen Schneebanden versehen. Nicht selten kam es zu Unfällen, bei denen die Bobs aus den Kurven flogen.

Zur Entstehung von angelegten Bahnen aus Natureis, die künstliche Banden aufwiesen, kam es im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit waren Bahnlängen bis zu zweieinhalb Kilometer üblich.

Mittlerweile wird hauptsächlich auf künstlich angelegten Eisbahnen gefahren. Diese weisen Längen von 1,2 bis 1,6 Kilomter auf.

Weltweit gibt es nicht viele Bobbahnen; vier befinden sich in Deutschland, und zwar

  • in Winterberg
  • in Schönau
  • in Altenberg sowie
  • in Oberhof.

In St. Moritz befindet sich die einzige Natureis-Bahn, auf der auch Weltcup-Rennen ausgetragen werden.

Fahrtechnik

Die Fahrtechnik besteht in erster Linie aus der Verlagerung des Körpergewichts. Durch den Druck auf die Kufen, aber auch manuelle Steuervorgänge, wird der Bobschlitten in die gewünschte Richtung gelenkt. Diese Lenkprozesse sind sehr anspruchsvoll, denn speziell bei sehr hohen Geschwindigkeiten reagiert der Bob auf minimale Steuerimpulse mit einer starken Richtungsänderung.

Übung macht den Meister

Um die Technik des Bobfahrens richtig zu erlernen, sind sehr viele Übungsstunden und Trainingseinheiten erforderlich. Erst der erfahrene Athlet kann einen Rennschlitten fahren, der sehr leicht übersteuern und kippen kann. Das Bobfahren ist eine sehr gefährliche Sportart und erfordert einiges an Präzision.

Regeln und Ausrüstung

Die Grundregeln des Bobsports sind schnell erklärt: Das Sportgerät wird mit Muskelkraft angeschoben und dann in den Eiskanal gesteuert, wo es zunehmend Fahrt aufnimmt. Der Eiskanal muss so schnell als möglich durchfahren werden. Sieger des Wettkampfs ist der Athlet oder das Team, das die Strecke am schnellsten zurück legt.

Beim Bobsport wird hintereinander und mit großem Sicherheitsabstand gestartet. Das Rennen spielt sich also direkt gegen die Uhr ab; persönliche Zweikämpfe werden nur indirekt ausgetragen.

Ein strenges Regelwerk bestimmt die Art und den Aufbau des Bobs selbst, seine Zusammensetzung und seine Fahreigenschaften. Zusätzlich ist die Kleidung der Athleten geregelt und vorgeschrieben.

Beliebte Bobfahrten:

  • Zweierbob
  • Einerbob
  • Viererbob
  • Damenbob

Das Bobfahren als Disziplin der Olympischen Winterspiele

Das Bobfahren ist eine der faszinierendsten Wintersportarten, gleichzeitig aber am schwierigsten für den Breitensport zugänglich. Dies liegt größtenteils daran, dass es weltweit nur wenige Bobbahnen gibt, die meist dem Training der Spitzensportler vorbehalten werden.

Die Tatsache, dass man den Bobsport als Freizeitsportler nur selten zu Gesicht bekommt, wird dazu beitragen, dass er zu einer der beliebtesten Zuschauersportarten bei internationalen Wettkämpfen und bei den Olympischen Winterspielen geworden ist. Technik und Geschwindigkeit faszinieren die Zuschauer von jeher.

Die Fédération Interantionale de Bobsleih et de Tobogganing (FIBT) ist der Dachverband des Bobsports. Sie organisiert Weltmeisterschaften und überwacht die Einhaltung der Regularien bei den Olympischen Winterspielen.

Seit den Olympischen Winterspielen in Chamonix/Frankreich im Jahre 1924 zählt das Bobfahren der Männer fest zu den Olympischen Disziplinen. In den Jahren 1924 und 1928 waren noch bis zu fünf Fahrer im Bob erlaubt.

  • Seit dem Jahr 1932 werden auch Zweierbobs im Olympischen Programm zugelassen. Die Rennen der Zweierbobs finden bei den Zuschauern am wenigsten Beachtung.

  • Im Einerbob muss der Athlet alle anfallenden Aufgaben selbst übernehmen und ist deshalb sowohl ein Präzisions- als auch ein Kraftsportler. Diese übergreifenden Fähigkeiten faszinieren viele Zuschauer.

  • Ebenso interessant und spektakulär anzusehen ist die Fahrt eines Viererbobs. Hier steht der Mannschaftscharakter im Vordergrund.

    Das Anschieben des Bobs durch vier sprintende Athleten ist zudem rein optisch sehr spektakulär. Die Zuschauer sind fasziniert von den hohen Geschwindigkeiten, die bereits im Anlauf erzielt werden.

  • Die Damen wurden im Bobsport erst mit den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City im Jahr 2002 zum Olympischen Programm zugelassen. Sie mussten lange kämpfen, um in ihrem Sport Anerkennung zu erzielen.

    Naturgemäß haben die Damen einen weniger starken und kraftvollen Antritt als die Herren. Durch Fingerspitzengefühl und geschicktes Fahrvermögen können sie jedoch ihre körperliche Unterlegenheit größtenteils ausgleichen und ebenfalls sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen. So gewinnt der Bobsport der Damen vor allem bei den Olympischen Spielen zunehmend an Bedeutung.

Deutschland

Deutschland zählt international zu den stärksten Bobnationen. Wolfgang Hoppe ist mit 36 internationalen Medaillen unter anderem bei den Olympischen Spielen der erfolgreichste Pilot aller Zeiten; er steuerte beide Bobs. Auch Christoph Langen und Olaf Hampel sind bekannte deutsche Bobfahrer mit vielen Teilnahmen bei Olympischen Spielen.

Voraussetzungen

  • Sportler, die das Bobfahren erlernen möchten, sollten deshalb über eine überdurchschnittlich gute Grundkondition verfügen.
  • Die Fähigkeit zur Körperbeherrschung sollte sehr stark ausgeprägt sein.
  • Ebenso ist ein sehr schnelles und geschultes Reaktionsvermögen notwendig.
  • Auch die Feinmotorik muss sehr gut ausgeprägt sein, denn kleinste Lenkbewegungen haben große Auswirkungen auf die Fahrt.
  • Besonnenheit ist auf dem sensiblen Sportgerät unerlässlich, jedoch sollte der Athlet auch den Mut mitbringen, und Spaß am schnellen Fahren mit dem Schlitten haben.
  • Aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials der Sportart ist es unerlässlich, dass alle Regularien penibel beachtet werden.

Bobschlitten können Geschwindigkeiten weit über 100 km/h erreichen, sogar bis hin zu 140 km/h. In Steilkurven und Schikanen wirken durch die Beschleunigung häufig sehr hohe Kräfte auf die Athleten.

Voraussetzungen:

  • Sehr gute Fitness
  • Reaktionsvermögen
  • Körperbeherrschung
  • Feinmotorik
  • Besonnenheit
  • Mut

Sicherheit

Die Sicherheit aller Beteiligten hat oberste Priorität. So ist es zum Beispiel untersagt, eine Eisbahn ohne Starterlaubnis oder Startfreigabe zu nutzen.

Auch die Zuschauer müssen sich entsprechend verhalten. So ist es zum Beispiel strengstens verboten, die Bobbahn zu betreten oder Gegenstände hinein zu hängen oder zu werfen.

Selbst wenn sich kein Bob auf der Bahn befindet, kann ein Fußgänger auf dem steilen Eis kaum sein Gleichgewicht halten. Er würde stürzen und unter sehr hohem Verletzungsrisiko und der Gefährdung seines Lebens zu Tal gleiten. Deshalb ist nur autorisiertes Personal auf der Eisbahn zugelassen.

Grüner Zweierbob bei der Fahrt durch einen Eiskanal
Grüner Zweierbob bei der Fahrt durch einen Eiskanal

Die Aufgabenverteilung

Bobfahren ist eine sehr kraftintensive Sportart. Im Einerbob muss der Athlet alle Aufgaben erfüllen, während die Anforderungen im Zweier- und im Viererbob klar aufgeteilt sind. Prinzipiell besteht das Bobfahren aus den Komponenten "Anschieben" und "Lenken".

Anschieben

Beim Anschieben wird die Ausgangsgeschwindigkeit aufgebaut, mit der der Bob sich in die Fahrrinne begibt. Auch hier können zum Teil schon Zehntelsekunden über den späteren Sieg entscheiden, da die Endgeschwindigkeit sich aus der Grundgeschwindigkeit weiter entwickelt.

Wer im Teambob als Anschieber fungieren will, der muss ein sehr guter und ausgebildeter Sprinter sein. Ideale Anschieber kommen aus der Leichtathletik und sind dort Sprinter, Hochspringer oder Weitspringer. Schnellkraft in Kombination mit Muskelkraft ist hier unabdingbare Voraussetzung.

Lenken

Das Lenken ist eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe, denn hier wird über die optimale Fahrspur bestimmt. Wird hier falsch gesteuert, kann es sogar zu schlimmen Unfällen, Stürzen oder Überschlägen kommen. Durch winzige motorische Steuerbewegungen entstehen in der eisigen, schnellen Bobbahn zum Teil große Fahrbewegungen, Kurven oder Richtungswechsel.

Der Steuermann kein ausgewiesener Sprinter sein. Jedoch sollte er schnell genug sprinten können, dass er die Anschieber bei ihrer Tätigkeit im Anlauf nicht behindert. Für den Steuermann ist es jedoch umso wichtiger, dass er über eine gute Feinmotorik und Körperbeherrschung verfügt, denn häufig ist es Millimeterarbeit, den fahrenden Schlitten in die ideale Spur zu bringen und ihn dort zu halten.

Eine sehr gutes Körper- und Balancegefühl sind deshalb unabdingbar. Sehr wichtig ist es auch, den Bob durch das eigene Körpergewicht am Boden zu halten. Je höher die aufgebotene Masse ist, desto mehr kann der Bob dabei beschleunigen.

Einerbob

In einem Einerbob muss der allein fahrende Athlet alle diese Aufgaben allein erfüllen. Er ist dafür verantwortlich, seinen Bob optimal anzuschieben und muss auch den anspruchsvollen Vorgang des Einsteigens selbst bewältigen.

Danach muss er den Bob in der Fahrrinne lenken und in der optimalen Spur halten. Dies erreicht er nicht nur über die manuelle Lenkung, sondern auch über die Verlagerung seines Eigengewichts. Gleichzeitig muss er große Körperspannung aufbauen und halten, damit das Sportgerät auch in schwierigen Situationen am Boden bleibt.

Zweierbob

Im Zweierbob übernimmt der vordere Fahrer das Lenken, während der hintere Fahrer der hauptsächliche Anschieber ist. Zu Beginn des Rennens schieben beide Athleten den Bobschlitten an, der Lenker steigt jedoch zuerst in das Gefährt, wenn es eine bestimmte Fahrt aufgenommen hat. Ist der Anschiebevorgang beendet, übernimmt der Lenker die nun wichtigste Aufgabe, während der Anschieber nur noch die zur Beschleunigung notwendige Masse liefert und mögliche Fahrfehler auszugleichen versucht.

Viererbob

Im Viererbob gibt es einen Steuermann und drei Anschieber. Am wichtigsten sind dabei die beiden hinteren Anschieber, die auch als letzte in den fahrenden Bob einsteigen. Der zweite Mann übernimmt ebenfalls noch wesentliche Aufgaben bei der Steuerung des Schlittens, die Hauptverantwortung trägt jedoch der vorne sitzende Athlet.