Kartklassen, Kartwagen und Kartrennen im Überblick

Das Kartfahren erfreut sich im Breitensport großer Beliebheit, wird aber auch in Form von offiziellen Rennen zelebriert. Dabei können Kartwagen in unterschiedlichen Klassen zum Einsatz kommen. Im Laufe der Zeit konnten sich zahlreiche Rennen einen Namen machen. Rund um das Kartfahren - Informieren Sie sich über Kartklassen, Kartwagen sowie bekannte Kartrennen.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Geschwindigkeit und Adrenalin auf kleinen Rädern

Eine Fahrt auf einer Kartbahn dauert zwar jeweils nur 10 Minuten, diese haben es aber dafür in sich. Die Geschwindigkeit und der Konkurrenzkampf lassen das Adrenalin in den Körper schießen. Und wenn man es schafft das Rennen für sich zu gewinnen ist das Gefühl umso besser.

Aber auch wer nicht siegt, wird zufrieden die Strecke verlassen. Die Kartautos schaffen es auf bis zu 60 km/h zu beschleunigen. Da wird Konzentration und Geschick gefordert, um sauber um die Kurven zu kommen und möglichst schnelle Runden hinzulegen. Wer glaubt gemütlich im Wagen über den Asphalt zu gleiten irrt sich. Kartfahren kann sehr anstrengend werden und man kommt unter seinem Helm ganz schön ins schwitzen.

  1. Wird eine Kartbahn gebucht, hat man einige Runden zum Aufwärmen und Kennenlernen der Strecke.
  2. Danach folgen die ernsten Runden, die für den Zeitvergleich von Bedeutung sind.
  3. Anschließend folgen noch eine oder wenige Runden zum Ausfahren und dann ist der ganze Spaß auch schon vorbei.

Es besteht die Möglichkeit die komplette Strecke für sich und seine Freunde zu buchen. So ist man ungestört, um ein Rennen gegeneinander zu fahren. In der Regel erhält man eine Auflistung der gefahrenen Zeiten und Platzierungen, die man mit nach Hause nehmen kann.

Damit der Ausflug auf die Kartbahn ein erfreulicher wird, sollten einige Kriterien berücksichtigt werden, die jede Kartbahn erfüllen muss:

  • Die Reifenstapel, die als Streckenbegrenzung dienen, müssen zumindest zweilagig und miteinander verschraubt sein
  • Man sollte eine kompetente Einführung erhalten bevor man mit seiner Fahrt beginnt und zudem müssen Streckenposten vorhanden sein, die einem Signale geben
  • Um unnötige Zusammenstöße zu vermeiden, dürfen nicht zu viele Karts auf einmal auf der Strecke unterwegs sein, da man so keine freie Fahrt hat und das Fahren dann auch nur halb soviel Spaß macht, wenn man nie wirklich Vollgas geben kann.

Wenn jeder zwar ehrgeizig aber vernünftig fährt, dürfte das Kartfahren als positive, aufregende Erinnerung im Gedächtnis bleiben.

Der Aufbau eines Kartwagens

Erstmals wurde das Kart im Jahr 1956 vorgestellt. Entwickelt hatte es der US-amerikanische Ingenieur Art Ingels. Im Vergleich zu heutigen Karts erinnerte es sehr stark an die Bauweise eines Kindertretautos.

Der Antrieb erfolgte über einen Rasenmähermotor, welcher über eine Fahrradkette mit dem Hinterrad verbunden war. Auch wenn dieses Fahrzeug äußerst leicht war, konnte es ein Fahrergewicht von 210 Pfund tragen.

Zunächst präsentierte Ingels seine Erfindung, die auf semi-pneumatischen Rädern fuhr, seinen Freunden und Nachbarn, wo sie auf großes Interesse stieß. Bald darauf war die Begeisterung in der Öffentlichkeit erwacht. Und bereits drei Jahre später stellte man Karts in Paris auf der Automobilausstellung aus.

Der Grundaufbau

Karts unterscheiden sich in ihrer Leistung. Kinder und Neueinsteiger benutzen langsamere Fahrzeuge, Profis fahren mit Geschwindigkeiten bis zu 250 Kilometer in der Stunde. Der Grundaufbau aller Karts jedoch ist gleich.

  • Sie besitzen ein Chassis, das aus einem Rund- oder Ovalrohrprofilrahmen besteht. Er muss großen Belastungen Stand halten, da er über keine Federung verfügt.

  • Die notwendige Steifigkeit lässt sich durch den Einbau unterschiedlicher Stabilisatoren erreichen, die den jeweiligen Streckenverhältnissen entsprechen. Seitlich und vorn sind Kunststoffverkleidungen montiert.

  • Das Heck verfügt über einen Heckauffahrschutz. Einige Modelle besitzen einen Heckflügel.

  • Der Fahrersitz ist mittig positioniert, nur auf Ovalkursen sitzt der Fahrer versetzt.

  • Ein Überrollbügel ist für Bambini-Karts vorgeschrieben, auch im Kartbuggy kommt er zum Einsatz. Ansonsten wird auf diesen Schutz weitgehend verzichtet.

Einsatz verschiedener Motoren

Der Rasenmähermotor wurde schnell vom Motorrad-Zweitakter abgelöst, inzwischen haben sich Hobbybastler an Viertakt-, Wankel- oder Elektromotoren versucht. Selbst solche mit über 600 Kubikzentimeter wurden ausprobiert. Der Einsatz auf normalen Kartstrecken ist allerdings nicht möglich.

Im Allgemeinen ist im Kartsport jedoch ein Motor mit 60 bis 250 Kubikzentimetern vorgeschrieben, so dass Geschwindigkeiten zwischen 6 und 100 PS erreicht werden können.

Wie beim Prototypen erfolgt die Kraftübertragung beim Kart vom Motor über eine Kette auf die Hinterräder. Auswechselbare Zahnräder ermöglichen die Anpassung an die Streckenverhältnisse. Moderne Modelle verfügen über ein 6-Gang-Schaltgetriebe und eine Fliehkraftkupplung.

Moderne Kartwagen verfügen sogar über ein Schaltgetriebe
Moderne Kartwagen verfügen sogar über ein Schaltgetriebe

Die unterschiedlichen Kartklassen

Fahrer und Fahrzeuge werden im Kartsport in Kartklassen eingeteilt, die den Wettbewerbsbereich strukturieren. Somit wird gewährleistet, dass in diesen Fahrer gegeneinander antreten, deren Leistungsniveau und Ausstattung vergleichbar sind. Ausschlaggebend für die Klasseneinteilung sind im Wesentlichen:

  1. die Altersspanne des Fahrers sowie
  2. die Leistung des Fahrzeugs.

Bambini Gazelle und Bambini Waterswift

Bereits Kinder ab acht Jahren finden in den Bambini-Klassen einen Einstieg in den Kartsport. In zwei Kategorien dieser Nachwuchsklasse erlernen somit bereits die jüngsten Fahrer die Grundlagen für einen fairen und erfolgreichen Wettbewerb.

  1. Die Bambini-Light Wertung mit 60 ccm IAME Waterswift Zweitaktmotoren für die Kinder ab acht Jahre und
  2. für Fahrer ab zehn Jahren die Kategorie Waterswift mit leistungsstärkeren 60 ccm wassergekühlten Zweitaktmotoren ohne Drosselung.

Da bereits in diesen Klassen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht werden können, sollen spezielle Rennsitze und neuartige Lenksysteme einen hohen Sicherheitsstandard gewährleisten.

Die Bambini-Klassen für Kinder ab 8 Jahren
Die Bambini-Klassen für Kinder ab 8 Jahren

KF3 und KF2

Leistungsstärkere Fahrzeuge fahren mit 125 Kubikzentimetern und etwa 24 PS. Sie stehen Junioren im Alter zwischen 13 und 15 Jahren zur Verfügung. Die Kartklasse wird KF3 genannt und ist auch unter der Bezeichnung ICA Junioren bekannt. Die Fahrzeuge besitzen luftgekühlte Zweitaktmotoren sowie 20-Millimeter-Vergaser und Endschalldämpfer.

In der Startklasse KF2 fahren Jugendliche ab 15 Jahre. Diese Rennklasse ähnelt der Formel-Klasse A. Veranstalter setzen beim Fahrer meist eine nationale Rennlizenz voraus. Die Motoren entsprechen denen der Startklasse KF1, müssen jedoch in der Drehzahl auf 15.000 Umdrehungen begrenzt sein.

KF1

Die KF1 kann als Königsklasse im Kartsport bezeichnet werden. Hier dürfen Jugendliche ab einem Alter von 15 Jahren fahren. Ehemals wurde diese Klasse als Formel A bezeichnet. Bereits Schumacher und Prost haben ihren Einstieg in die Formel 1 über diese Klasse gefunden.

Die Karts benötigen eine Ausstattung von 125 Kubikzentimeter drehschieber- oder membrangesteuerten Motoren, die eine Drehzahlbegrenzung auf 16.000 Umdrehungen in der Minute aufweisen. Eine Kupplung und ein Onboardstarter sind vorhanden. Der Vergaserdurchmesser beträgt 30 Millimeter.

KZ1 und KZ2

In den Klassen KZ1 und KZ2 wird mit 6-Gang-Schaltkarts gefahren. Die Motoren besitzen 43 beziehungsweise 41 PS, sind membrangesteuert und wassergekühlt. Die Fahrer müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Rennen in diesen Klassen werden international ausgetragen.

World Formula

Eine 4-Takt-Rennklasse ist die World Formula, die für Kinder ab 10 Jahren zur Verfügung steht. Die Motoren besitzen 220 Kubikzentimeter, etwa 15 PS und maximal 10.000 Umdrehungen in der Minute.

Kinder können relativ günstig an Kartrennen teilnehmen. Verschiedene Veranstalter, wie der ADAC, tragen regelmäßige Kinder- und Jugendkartrennen aus. Einige von ihnen verlangen eine entsprechende Lizenz, andere Veranstalter verzichten auf diese Voraussetzung. Geschicklichkeitsrennen für Kinder finden auch im Slalom statt, die als besonders ungefährlich eingestuft werden.

Die verschiedenen Kartrennen

Rennen im Kartsport werden in unterschiedlichen Sprint- und Langstreckenserien ausgetragen. Außerdem gibt es das Kartslalom. Je nach Art des Rennens handelt es sich um einen Einzel- oder Teamsport.

Sprintrennen

Sprintrennen werden als Einzelrennen ausgetragen. Man fährt eine vorgeschriebene Rundenzahl, bewertet wird nach Punkten. Das in Deutschland wichtigste Rennereignis im Sprintrennen ist die Deutsche Kart Meisterschaft. Sie wird vom Deutschen Motor Sport Bund ausgetragen.

Ein Rennwochenende beginnt an einem Freitag mit dem freien Training und endet an einem Sonntag mit dem Finale. Die maximale Punktzahl für den Fahrer beträgt 40 pro Rennwochenende.

Außerdem findet eine Europa- und eine Weltmeisterschaft im Sprintrennen statt. Letztere wird einmal jährlich vom Kart-Weltverband CIK ausgetragen und bildet den Höhepunkt des professionellen Kartsports in der jeweiligen Saison. In der Geschichte der Kart-Weltmeisterschaft kam es mehrfach zur Umgestaltung der Wettkampfklassen.

Langstreckenrennen

Langstreckenrennen im Kartsport sind Mannschaftsrennen. Hier ist nicht die Rundenzahl, sondern die zu fahrende Zeit vorgegeben. Sie beträgt zwischen 3 und 24 Stunden, wobei es zwischenzeitlich zu mehreren Fahrerwechseln kommt.

Das beste Team absolviert die meisten Runden. Aufgrund der Langstrecke muss das Fahrzeug zwischendurch neu aufgetankt werden.

German Team Championship

Das bekannteste Langstreckenrennen in Deutschland ist die German Team Championship. Gefahren wird in 3 Divisionen über 3, 6, 9, 12 oder 24 Stunden. Die Fahrer benötigen:

  • einen ADAC Clubsportausweis,
  • eine DMV-Mitgliedschaft,
  • eine nationale DMSB-Kart oder
  • eine nationale Kart-A-Lizenz.

Eine vergleichbare Langstreckenserie ist die AvD Kart Challenge. Sie wird seit 2008 ausgetragen. Das besondere in dieser Serie ist der Rundumschutz am Fahrzeug. Diese Langstreckenrennen finden an 6 Renntagen statt, in denen jeweils 2 Rennen über 3 Stunden durchgeführt werden. Identisch mit dieser Serie ist die AvD Kart Trophy 2010.

Kartslalom

Außerdem gibt es die Version des Kartslaloms, die sich an den Breitensport richtet. Austragungsort sind zumeist Park- oder andere befestigte Plätze, die sich mit Pylonen ausstatten lassen. Beim Kartslalom wird nacheinander durch den Parcours gefahren, wobei es auf eine sichere Fahrweise ankommt.

Werden Pylonen umgefahren oder verschoben, gibt es Strafsekunden. Gewertet wird nach der Zeit. Insbesondere ist diese Art des Kartfahrens bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt, die in unterschiedlichen Altersklassen an den Start gehen können. Außerdem gibt es die Unterteilung nach dem Hubraum.

Kartbahnen in Deutschland

Kartbahnen verfügen wie alle Motorsport-Rennstrecken über eine Asphaltbeschichtung. Je nach Größe besitzen einige von ihnen Boxengassen und Tribünenaufbauten. Der Kartsport kann im Innen- und im Außenbereich durchgeführt werden, Rennen finden ausschließlich auf Outdoor-Kartbahnen statt. Diese sind ungefähr einen Kilometer lang und zwischen 7 und 10 Metern breit.

Soll ein Rennen ausgetragen werden, muss die Bahn zuvor auf Sicherheitsanforderungen geprüft und abgenommen werden. In Deutschland ist hierfür der Deutsche Motor Sport Bund zuständig, in Österreich die Oberste Nationale Sportkommission für den Kraftfahrsport.

Kartbahn Vogelsdorf

In Deutschland gibt es über 100 Kartbahnen, die sich über das gesamte Land verteilen. In einigen Regionen befinden sich lediglich Indoor- oder Outdoor-Rennstrecken, andere Orte besitzen gleich beide Arten. Beispielsweise die Kartbahn Vogelsdorf, die sich in Brandenburg befindet.

Hier ist das Fahren je nach Witterung im ganzen Jahr im Innen- oder Außenbereich möglich. Neben Kartrennen und anderen Großveranstaltungen sind Gelegenheiten zum Kinderkart- sowie Buggyfahren vorhanden.

Ralf-Schumacher-Bahn

Ebenfalls über eine Indoor- und eine Outdoor-Kartbahn verfügt die Ralf-Schumacher-Bahn in Bispingen, die Besucher mit unterschiedlichen Veranstaltungen anlockt. Dazu zählen Tagungsmöglichkeiten ebenso wie Kartrennen, die sich in Training, Qualifying, Rennen und Siegerehrung aufteilen.

Je nach Wetterlage kann auf der 1000 Meter langen Outdoor-Bahn oder auf der 600-Meter-Strecke im Innenbereich gefahren werden. Die Fahrzeiten werden durch ein computergesteuertes Runden-Zeitmesssystem erfasst.

Kartcenter in Kerpen-Sindorf

Auch Michael Schumacher betreibt ein Kartcenter, das sich in Kerpen-Sindorf befindet. Neben Indoor- und Outdoor-Kartbahn steht eine Kinderbahn zur Verfügung. Eventbuchungen sind für Gruppen bis zu 240 Personen möglich. Auch hier lässt sich die Veranstaltung einem echten Formel-1-Rennen nachempfinden.

Outdoor-Kartbahn im Münsterland

Die größte Indoor- und Outdoor-Kartbahn im Münsterland ist im Knatterdrom zu finden. Sie verfügt über die einzige Steil- und Auslaufkurve in Europa.

Der Parcours wurde auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern errichtet, er unterteilt sich in einen 600 Meter langen Indoor- und einen 300 Meter langen Outdoorbereich, welcher über ein feststehendes Leitplankensystem verfügt.

Bei allen Betreibern von Kartbahnen ist Sicherheit oberstes Gebot. Die Benutzer sollten die Anweisungen des Personals beachten und mit einer entsprechenden Ausrüstung an den Start gehen.

  • Willy Knupp Kartfahren, Motorbuch Verlag, 1996, ISBN 3613303213

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