Dressurreiten - Merkmale, Übungen und Hinweise zur hohen Schule

Beim Dressurreiten muss das Pferd bestimmte Übungen und Lektionen ausführen. Um beim Dressurreiten die perfekte Harmonie zwischen Pferd und Reiter herzustellen, braucht man viel Geduld und Disziplin. Ein psychisch und physisch stabiles Pferd erfreut sich am Training und zeigt sich willig, die Signale des Reiters auszuführen. Viele Übungen gelten als typisch für das Dressurreiten und gehören zur Grundausbildung sowie zur hohen Schule. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Dressurreiten.

Von Cornelia Gschiel

Dressurreiten - Generelle Merkmale

Beim Dressurreiten handelt es sich um eine Disziplin im Pferdesport. Bei dieser soll das Pferd in seiner natürlichen Veranlagung durch verschiedene Gymnastikübungen gefördert werden. Dem Pferd werden dabei kleine Signale vermittelt, die es zur genauen Ausführung einer Aufgabe veranlassen sollen.

Die Basis stellt eine dressurmäßige Ausbildung des Tieres dar. Diese wird in der Hohen Schule vollendet.

Das Dressurreiten fördert die Gesundheit des Pferdes. Seine natürlichen Bewegungen können verfeinert werden; es kann dadurch das Reitergewicht ideal tragen. Das Konditionieren steht hierbei nicht im Vordergrund.

Stattdessen soll das Tier sensibilisiert werden, Durchlässigkeit, Beweglichkeit und Kraft zu erhöhen. Es bekommt mehr Selbstsicherheit und Ausdrucksstärke.

Die vorgegebenen Maße des so genannten Dressurvierecks

Das Dressurdreieck: Bei den Klassen A bis L beträgt die Größe 20x40m; Die Maße für die Klassen M bis S sind 20x60m.

Dressurreiten findet meist auf einem speziellen Übungsplatz statt. Die Prüfungen werden im Dressurviereck abgehalten. Dazu gibt es einige Regeln und viel Wissenswertes für den Reiter als auch für das Pferd.

Das so genannte Dressurviereck ist 20x40 Meter oder auch 20x60 Meter groß. Zweiteres bezieht sich auf schwere Aufgaben der Klasse M bis S, ersteres auf leichte Aufgaben der Klasse A bis L. Auf dem Dressurviereck befinden sich verschiedene Bahnpunkte, die die einzelnen Figuren bestimmen, die man bei einer Prüfung ausführen muss.

Merksprüche

Um sich die einzelnen Punkte des kleinen Dressurvierecks zu merken, gibt es zwei Sprüche, die sich vor allem junge Reiter gerne einprägen:

  1. Mein Bester Freund Alfred Kann Einen Heben Cheerio!
  2. Alle Kühe Essen Heu, Cälber Mögen Besseres Futter.

Die Anfangsbuchstaben markieren dabei immer die verschiedenen Bahnpunkte. Durch die beiden Sprüche kann man sich die Punkte schnell einprägen und gut merken.

Und auch für das größere Dressurviereck gibt es einen Merkspruch:

  • Mein Ross Braucht Paraden Für Alle Korrekten Volten, Es Soll Hinter Celsius Gehen, In Xantippes Leichter Dressur.

Sie sehen, dass dieser Spruch schon etwas länger und komplizierter zu merken ist. Wer also Prüfungen auf dem großen Dressurviereck bestehen will, muss viel üben und sich außerdem die einzelnen Punkte gut einprägen.

Niemand weiß genau, woher die Bezeichnungen für die Punkte kommen. Man wollte die Positionen auch schon umbenennen, um eine bessere Merkfähigkeit zu gewährleisten, doch durchgesetzt haben sich solche Reformen nicht.

Bahnregeln

In einem Dressurviereck gelten bestimmte Bahnregeln. Die wichtigsten davon stellen wir Ihnen vor:

  1. Bevor man in die Reithalle eintritt ruft man "Tür frei" und wartet die Antwort "Tür ist frei" ab.
  2. Das Auf- und Absteigen erfolgt in der Zirkelmitte.
  3. Schritt reitet man grundsätzlich auf dem 2. oder 3. Hufschlag.
  4. Wer Schrittübungen auf dem Hufschlag macht, ruft vorher "Hufschlag frei bitte".

Besonders wichtig: Wenn sich noch andere Pferde im Dressurviereck befinden, haben Reitschüler immer Vorrang. Außerdem wird auf schwächere und ängstliche Reiter Rücksicht genommen. Wer die Regeln befolgt und sich die Punkte der beiden Dressurvierecke gut einprägt, kann wichtige Dressurprüfungen bestehen.

Figuren beim Dressurreiten

  • Zur Grundausbildung des Pferdes gehört zum Beispiel die Vorhandwendung. Dabei wird dem Pferd ein Signal gegeben, das es um einen Punkt nahe am inneren Vorderfuß wenden lässt.

  • Das Gegenteil dieser Übung ist die Hinterhandwendung. Hier wird das Pferd - wie der Name schon sagt - am inneren Hinterbein gewendet.

  • Bei der Kurzkehrtwendung wird das Pferd um 180 Grad gewendet.

  • Auch Pirouetten sieht man öfters beim Dressurreiten. Dabei wird das Pferd ebenfalls um das innere Hinterbein gewendet.

    Richtige Pirouetten gehören bereits zur hohen Schule und können nur von Pferden ausgeführt werden, die bereits eine mehrjährige Ausbildung hinter sich und genug Erfahrung haben.

  • Auch das Schenkelweichen gehört zur Dressur. Eine Art das Schenkelweichen zu erlernen ist das "Viereck verkleinern" und "Viereck vergrößern". Auch "Zirkel verkleinern" und "Zirkel vergrößern" sind typische Übungen bei der Dressur.

  • Bei Travers und Renvers sowie Traversalen ist die Huflinie der Pferde besonders wichtig. Diese Übungen erfordern bereits ein gewisses Maß an Vertrauen und Ausbildung.

Die hohe Schule

Zur so genannten hohen Schule gehören Figuren wie

  • Piaffe
  • Spanischer Schritt
  • Passage
  • Redopp
  • Pessade
  • Levade
  • Courbette
  • Lancade
  • Mezair
  • Croupade
  • Ballotade und
  • Kapriole.

Diese Übungen sind äußerst schwierig zu erlernen und verlangen Reiter und Pferd einiges ab. Ein Pferd wird erst ab einem Alter von fünf Jahren und nachdem es die Grundausbildung absolviert hat, weiter ausgebildet.

Bis es alle Figuren der hohen Schule kann, können bis zu fünf Jahre vergehen. Deshalb werden Pferde erst ab einem Alter von 12 Jahren zur hohen Schule zugelassen.

Die hohe Schule:

  • Piaffe
  • Spanischer Schritt
  • Passage
  • Redopp
  • Pessade
  • Croupade
  • Kapriole

Tägliches Training steht an der Tagesordnung, da es lange dauert, bis ein Pferd alle Kommandos ausführen kann und alle Figuren beherrscht, die man für einen so genannten Grand Prix benötigt. Bis zur hohen Schule vergeht also viel Zeit.

Das Pferd muss selbst minimale Anweisungen des Reiters verstehen und korrekt ausführen. Ist das Pferd vom Charakter her stur oder faul, wird es in der Disziplin des Dressurreitens nicht weit kommen.

Pferdesport - Dressurreiter mit weißen Handschuhen und weißer Reithose auf dem Sattel eines braunen Pferdes
Pferdesport - Dressurreiter mit weißen Handschuhen und weißer Reithose auf dem Sattel eines braunen Pferdes

Grundausbildung:

  • Vorhandwendung
  • Hinterhandwendung
  • Kurzkehrtwendung
  • Pirouetten
  • Schenkelweichen
  • Travers

Typische Übungen

Dressurreiten gehört eigentlich zur Grundausbildung jedes Reiters und jedes Pferdes. Das Pferd soll die Anweisungen und Einwirkungen des Reiters verstehen.

Damit es so weit kommt, muss man viel trainieren. Das Pferd lernt im Laufe der Jahre, verschiedene Hilfen des Reiters zu verstehen.

Jedes Pferd muss eine minimale Anzahl von Reiterhilfen verstehen, um dem Reiter zu gehorchen. Doch nur wenige Tiere lernen die hohe Schule des Dressurreitens. Dafür sind hartes Training und Disziplin nötig.

Kommandos und Signale

Der Reiter sollte in der Lage sein, sein Pferd zum Ausführen verschiedener Kommandos und Signale zu bringen. Dazu gehören ein gewisses Grundvertrauen zwischen Reiter und Pferd, aber auch

  • Autorität
  • viel Geduld und
  • ein hohes Konzentrationsvermögen.

Der Reiter muss auch die Signale des Pferdes wahrnehmen und verstehen. Beim Dressurreiten spielt das Training eine ganz besonders große Rolle.

Die meisten Dressurreiter werden zusätzlich von einem Trainer unterstützt, der ihnen sagt, was das Pferd falsch macht und welche Kommandos und Hilfen der Reiter selbst noch verbessern muss. So können kleine Fehler optimal korrigiert werden.

Reiterhilfen: die nötigen Einwirkungen des Reiters auf sein Pferd

So genannte Hilfen nennt man minimale Signale, die der Reiter dem Pferd gibt. Damit zeigt er dem Tier, welche Bewegungen es ausführen soll. Führt das Pferd die Anforderungen aus, so nennt man das Lektion.

Durch die Dressur werden die Bewegungen des Pferdes verbessert und verfeinert. Außerdem kann das Pferd das Gewicht des Reiters optimal tragen. Kraft und Beweglichkeit des Pferdes werden durch das Dressurreiten gefördert.

Schenkelhilfen

Pferd und Reiter müssen optimal zusammenarbeiten. Es gibt eine Vielzahl von Hilfen. So genannte Schenkelhilfen kann das Pferd am einfachsten verstehen. Der Reiter drückt den Schenkel gegen das Pferd und gibt ihm so die Anweisung, nach vorne oder zur Seite zu gehen.

Die genaue Position des Schenkeldruckes bestimmen hierbei, in welche Richtung das Pferd ausweicht. Wenn nur die Oberschenkel geschlossen werden, bremst das Pferd.

Zügelhilfen

Eine weitere Form der Einwirkung auf das Pferd sind Zügelhilfen. Mithilfe der Zügel kann dem Pferd signalisiert werden

  • stehen zu bleiben
  • sich aufzurichten
  • sich zu wenden oder
  • seitwärts zu gehen.

Der Zügel kann entweder nachgegeben oder angenommen werden. Wird der Zügel länger angenommen, bremst das Pferd automatisch ab. Wird der Zügel jedoch nur an einer Seite angenommen, geht das Pferd in diese Richtung. Auch hier kommt es auf das Zusammenspiel von Pferd und Reiter an.

Außerdem reagiert jedes Pferd anders auf Zügelhilfen. Bei der Dressur ist es also wichtig, sein Pferd genau zu kennen.

Gewichtshilfen

Die vier Varianten der Gewichtshilfen zeigen dem Pferd den Weg an. Beidseitige Gewichtsbelastung veranlasst das Pferd geradeaus zu gehen.

Einseitige Belastung zeigt dem Tier, dass es zur Seite gehen oder wenden soll. Das Pferd kann auch entlastet werden, beispielsweise im Gelände oder bei Sprüngen.

Kreuzhilfe und Stimmhilfen

Die Kreuzhilfe signalisiert dem Pferd, dass eine neue Aufgabe wartet oder dass es sich entspannen soll. Bei der Dressur kommen so genannte Stimmhilfen nur selten zum Einsatz. Sie sind jedoch bei jungen oder nervösen Pferden sehr wichtig, da sie auch beruhigen können.

Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese
Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese

Anforderungen an das Pferd

Natürlich gibt es auch bestimmte Anforderungen an das Pferd. Es muss psychisch stabil und in körperlich guter Verfassung sein. Gesundheit und Konstitution spielen ebenso eine Rolle wie ein starker Charakter.

Bewertung: Wichtige Hinweise zur Ausbildungsskala für die Pferde

Beim Dressurreiten kommt es darauf an, dass Pferd und Reiter eine Einheit bilden. Das Pferd muss selbst kleinste Hilfen des Reiters verstehen, annehmen und ausführen. Um ein Pferd zu beurteilen, gibt es die Ausbildungsskala. Was das ist, erklären wir Ihnen hier.

Ziel: Durchlässigkeit

Bei der Ausbildung eines Pferdes sind einige Punkte zu beachten. Diese sind in der so genannten Ausbildungsskala festgelegt. Zu den einzelnen Kategorien zählen

  • Takt
  • Losgelassenheit
  • Anlehnung
  • Schwung
  • Geraderichtung und
  • Versammlung.

Das Ziel ist, aus einem Pferd ein durchlässiges Pferd zu machen. "Durchlässig" bedeutet

  • körperlich und psychisch gesund
  • angenehm und
  • gehorsam.

Das Tier sollte selbst kleinste Hilfen des Reiters verstehen und ausführen und vielfältig ausgebildet sein; dies erfolgt durch Training und Gymnastizierung.

Losgelassenheit

Die Ausbildungsskala:

  • Takt
  • Losgelassenheit
  • Anlehnung
  • Schwung
  • Geraderichtung
  • Versammlung

Um die volle Leistungsbereitschaft eines Pferdes zu gewährleisten, muss es zwanglos sein - physisch und psychisch entspannt. Diese Entspannung braucht es, um den richtigen Takt zu finden und Losgelassenheit gewährleisten zu können.

Bei der Skala geht es nicht darum, einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten. Es handelt sich eher um ein Ineinandergreifen der verschiedenen Ausbildungsschritte. Ist ein Punkt beeinträchtigt, kann auch die korrekte Ausführung der anderen Punkte nicht gewährleistet werden.

Als Anfangspunkt werden entweder Versammlung oder Losgelassenheit gesehen. Dies kommt auf die Philosophie der jeweiligen Reitschule an.

Weißes Pferd wird in einer Zirkusmanege von einer tätowierten Frau dressiert
Weißes Pferd wird in einer Zirkusmanege von einer tätowierten Frau dressiert

Geschichte der Ausbildungsskala

Die Ausbildungsskala entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine Heeresdienstverordnung. Ziele und Grundsätze der Dressur wurden an einen Ausbildungsplan gekoppelt. Anfangs sollte man zum Beispiel acht Wochen ohne Zügel reiten.

Auch die Reihenfolge der Ausbildungsstufen war eine andere.

  • Als erstes sollte sich das Pferd an das Reitergewicht gewöhnen,
  • danach Losgelassenheit und Takt finden und
  • Schubkraft und Gang entwickeln.
  • Danach kam das Geraderichten, eine Durchlässigkeit und Beizäumung.
  • Am Schluss sollte das Pferd eine Gebrauchshaltung und eine Dressurhaltung besitzen.

Heutzutage ist jeder einzelne Punkt der Ausbildungsskala wichtig. Gut zu wissen ist auch Folgendes: Ein Punkt kann ohne den anderen nicht funktionieren.

Deshalb ist es wichtig, dass das Pferd alle Anforderungen an die Ausbildungsskala erfüllt. Erst die Erfüllung aller Punkte der Skala führt zu einem durchlässigen, also physisch und psychisch stabilen Pferd, das den Anweisungen des Reiters widerstandslos gehorcht.

  • Karin Lührs-Kunert 111 Lösungswege für das Reiten: Methodische Übungsreihen für Reiter und Ausbilder in der dressurmäßigen Grundausbildung, Fn-Verlag, 2003, ISBN 3885423944
  • Corinna Lehmann Bausteine Dressurreiten: Trainingswege Schritt für Schritt, Müller Rüschlikon, 2009, ISBN 3275016830
  • Egon von Neindorff Die reine Lehre der klassischen Reitkunst, Cadmos, 2005, ISBN 3861274000
  • Kyra Kyrklund und Jytte Lemkow Dressurreiten: Schritt für Schritt zur Perfektion. Mit Praxistipps von Profireitern, Müller Rüschlikon, 2008, ISBN 3275016563
  • Stefan M. Radtke Klassische Reitkunst im modernen Dressursport, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2009, ISBN 3440115186
  • Isabelle von Neumann-Cosel Reitersitz und Reiterhilfen: Korrekt sitzen, gefühlvoll einwirken, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2004, ISBN 3440099970

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