Komplexsätze im Krafttraining - Wirkung und Trainingstipps

Wenn Sie mit den üblichen Trainingsmethoden nicht so schnell voran schreiten, wie Sie es sich wünschen, lohnt oftmals ein Blick über den nationalen Tellerrand. Schaut man dabei gen Osten, kann man mit den russischen Komplexsätzen einen der effektivsten Trainingsansätze finden. Informieren Sie sich über die Wirkung von Komplexsätzen im Krafttraining und holen Sie sich hilfreiche Trainingstipps.

Von Andreas Hadel

Russische Komplexsätze - Merkmale und Wirkung

Unter Kraftdreikämpfern und Schnellkraftsportlern, wie Sprintern und Kugelstoßern, gelten russische Komplexsätze als zuverlässige Technik, um in relativ kurzer Zeit ihr Leistungspotential deutlich in die Höhe zu schrauben. Diese Erfahrungen aus der Praxis werden mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Studien untermauert.

Russische Komplexsätze sind denkbar einfache Workout-Strukturen, die in fast jedem beliebigen Trainingsregime untergebracht werden können. Komplexsätze sind im Kern nichts anderes als ein Verbundsatz von zwei Übungen, die je mit unterschiedlichen Gewicht und anderer Akzentuierung ausgeführt werden. Wichtig hierbei ist, dass sich die Komplexsätze aus einen Maximalkraftsatz und einen Schnellkraftsatz zusammensetzen.

Die Komplexsätze gehören in die Sparte des Maximalkrafttrainings. Diese Maximalkraft gilt es zusammen mit der Schnellkraft in eine Trainingseinheit zu legen. Dabei werden die Schnellkraftsätze nach den Maximalkraftsätzen ausgeführt, was dazu führt, dass man das Gewicht halten kann, was anderenfalls bei der klassischen Ausführung nicht öfters möglich wäre.

In diesem Zusammenhang trifft man häufig auf die Bezeichnung 1RM. Dabei handelt es sich um das Gewicht, welches ein Sportler maximal bewältigen kann. Dank der Schnellkraftsätze lässt sich das neuromuskuläre System stimulieren, sodass man seine Leistung in dieser Hinsicht steigern kann. Zudem arbeitet man an seiner Power, was letztlich auch die Kraft steigen lässt.

Kraftsportler mit nacktem Oberkörper hält eine Kurzhantel mit seinem linken, extrem muskulösen Arm
Kraftsportler mit nacktem Oberkörper hält eine Kurzhantel mit seinem linken, extrem muskulösen Arm

Trainingstipps

Wenn Sie beispielsweise diese Technik beim Bankdrücken anwenden wollen, würden Sie folgendermaßen vorgehen: Nach einer angemessenen Aufwärmphase beladen Sie die Hantel mit einer Last, die Sie zirka 2-3 von der Brust bewegen können. Nachdem Sie 2-3 Wiederholungen gedrückt haben, führen Sie ohne Pause sofort explosive Liegestütz zu 5-6 Wiederholungen aus.

Diese beiden Sätze bilden einen Komplexsatz. Drei bis fünf Komplexsätze sind für eine Trainingseinheit mehr als ausreichend und sorgen neben einen bemerkbaren Kraftzuwachs auch für eine sichtbare Verbesserung des Muskelquerschnitts.

Extrem muskulöser Mann in blauer Hose steht im Kraftraum und macht Kurzhanteltraining
Extrem muskulöser Mann in blauer Hose steht im Kraftraum und macht Kurzhanteltraining

Wer unter den Lesern bereits einige Erfahrung im Maximalkrafttraining gesammelt hat, wird davon überrascht sein, dass man mehr als zwei Komplexsätze in einer Trainingseinheit ausführen soll. Immerhin kann man in der Regel ein Gewicht, dass 90% der 1-RM entspricht, tatsächlich nur zwei bis dreimal bewegen und ist danach zu erschöpft, um an weitere Sätze auch nur ansatzweise zu denken.

Aufgrund neurologischer Eigenschaften bewirkt jedoch die Kombination von Maximalkraft- und Schnellkraftsätzen die umgehende Freisetzung von Kraftreserven, die Sie zu mehreren Sätzen mit dieser Last befähigen. Und genau darin liegt das Erfolgsgeheimnis der russischen Komplexsätze.

Worauf ist zu achten?

Man sollte darauf achten, das Gewicht für die Maximalsätze so zu legen, dass es zwischen 90 und 100 % des 1RM liegt. Empfehlenswert sind 1 bis 3 Wiederholungen.

Die positive Phase sollte durch den Versuch gekennzeichnet sein, das Gewicht möglichst schnell zu bewegen. Bei der negativen Phase sind kontrollierte, wenn auch nicht zu langsame Bewegungen gefragt.

Für die Schnellkraftsätze wählt man eine zumindest ähnliche Übung. Hier liegt das Gewicht bestenfalls bei 50 bis 55 % des 1RM. Hiermit werden 3 bis 5 Wiederholungen gemacht.

Entscheidend bei beiden Ausführungen ist die maximale Beschleunigung des Gewichts und deren höheren Geschwindigkeit Senkung. Drei bis fünf Sekunden sollten pro Schnellkraftsatz einkalkuliert werden.

Wie lang die Pausen zwischen den Einheiten andauern, muss individuell nach persönlicher Fitness ermittelt werden. Drei bis fünf Minuten zwischen den Sätzen sind realistisch.

Das zentrale Nervensystem wird bei den russischen Komplexsätzen stark gefordert. Man sollte sie mit bzw. in nur wenigen Grundübungen trainieren. Zu empfehlen ist ein Verzicht auf Isolationsübungen, da das Nervensystem geschwächt werden kann, was sich auch auf die Leistung negativ auswirkt.

Geeignete Übungen und beispielhafter Ablauf

Zu den für die russischen Komplexsätze passenden Übungen zählen beispielsweise

  • Langhantel-Rudern
  • Kreuzheben
  • Kniebeugen und
  • Bankdrücken.

Beispielhafter Ablauf (etwa für mehr Bizeps und Tripezs beim Armtraining):

  • Maximalkraftsatz mit 100% (1 RM)
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Schnellkraftsatz mit 50%
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Maximalkraftsatz mit 100% (1 RM)
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Schnellkraftsatz mit 50%
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Maximalkraftsatz mit 100% (1 RM)
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Schnellkraftsatz mit 50%
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Maximalkraftsatz mit 100% (1 RM)
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Schnellkraftsatz mit 50%
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Maximalkraftsatz mit 100% (1 RM)
  • 3 bis 5 Minuten Pause
  • Schnellkraftsatz mit 50%