Die Loci-Methode

Zu den ältesten und bekanntesten Methoden der Mnemotechnik gehört die Loci-Methode. Sie lässt sich leicht erlernen. Ziel ist, bestimmten Begriffen gedanklich jeweils einen festen Platz zuzuordnen. Um diese Lerninhalte wieder abrufen zu können, geht man den Raum mit den unterschiedlichen Stationen immer wieder ab. Es kann, muss sich aber nicht um einen fiktiven Raum halten. Lesen Sie über das Prinzip der Loci-Methode.

Von Jens Hirseland

Der Begriff "Loci" stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "Platz" oder "Ort". Diese Methode zählt zu den ältesten Mnemotechniken und dient dazu, sich Auflistungen von Begriffen oder Zahlenreihen zu merken. Die meisten Gedächtnissportler greifen heutzutage auf die Loci-Methode zurück.

Die Loci-Methode ist nicht schwer zu erlernen. Besonders Gedächtnissportler zählen sie zu den häufig angewandten Verfahren, da man mit deren Hilfe auch umfangreiche Lerninhalte behalten kann. Entscheidender Vorteil ist, dass man sich die zu lernenden Informationen mithilfe von Bildern besser einprägen kann.

Geschichte der Loci-Methode

Es wird vermutet, dass die Loci-Methode in der Antike von den alten Griechen entwickelt wurde. In der damaligen Zeit war es für die Gelehrten überaus wichtig, viele Dinge auswendigzulernen, denn handschriftliche Aufzeichnungen waren selten und kostspielig. Auch im alten Rom griffen bekannte Redner wie Cicero zum Auswendiglernen ihrer Reden auf die Loci-Methode zurück.

Dichter Simonedes von Keos

Als Erfinder der Loci-Methode gilt der griechische Dichter Simonedes von Keos (557/556 bis 468/467 v. Chr.), der ein bekannter Redner war. Der Legende nach entstand die Methode, als Simonedes auf einer Feier des Skopas weilte.

Als er zwischendurch das Haus kurz verließ, stürzte dieses ein und begrub alle Bewohner unter sich. Da Simonedes der einzige Überlebende der Katastrophe war, musste er die Opfer identifizieren. Diese waren jedoch so schrecklich zugerichtet, dass dies äußerlich kaum noch möglich war.

Aus diesem Grund musste sich der Dichter daran erinnern, an welcher Stelle des Hauses die verstorbenen Personen vor dem Einsturz standen, was ihm auch gelang. Dadurch erkannte Simonedes, dass der Mensch in der Lage ist, Informationen, die mit einer Räumlichkeit verknüpft sind, geordnet wiederzugeben.

Anwendung der Loci-Methode

Für das Erlernen der Loci-Methode ist nicht viel Aufwand erforderlich. Bei dieser Technik reserviert man jedem Begriff einen eigenen Platz.

So entstehen Variablen, die sich mit unterschiedlichen Inhalten belegen lassen. Da die Variablen über eine übergeordnete Struktur verfügen, ermöglicht dies die Wiedergabe in der exakten Reihenfolge.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man einen Raum wählt, der genügend Details bzw. Ankerpunkte vorhanden sind. Diese muss man eindeutigen Orten zuordnen können, um sie später mit den zu lernenden Inhalten bzw. Begriffen verknüpfen zu können.

Traditionsgemäß verknpüft man pro Ort einen Inhalt. In neueren Herangehensweisen verknüpft man aber auch mehrere Dinge zu einem Gesamt-Assoziationsbild und legt es anschließend ab, um Ankerpunkte zu sparen.

Jedem Begriff wird ein bestimmter Ort in einem Raum zugeordnet
Jedem Begriff wird ein bestimmter Ort in einem Raum zugeordnet

Bei einer solch übergeordneten Struktur kann es sich um einem bekannten Weg oder einen Raum handeln, der nicht einmal real sein muss. Wichtig ist es, eindeutige Orte auszuwählen, an denen man die Dinge, die man sich merken möchte, geistig unterbringen kann.

Es besteht auch die Möglichkeit, die Plätze mit Nummern zu versehen. Auf die vorbereiteten Plätze wird dann der Merkinhalt in Form von Bildern oder Begriffen abgelegt. Als mögliche Plätze zum Ablegen von Merkinhalten kommen

infrage. Den Weg bzw. Raum kann man immer wieder betreten, ihn aber ebenso mit neuem Wissen füllen, sofern man das alte vergesen hat. Wenn man die Stationen nicht wiederholt abläuft, verblassen die dazugehörigen Bilder mit der Zeit, bis sie gänzlich verschwunden sind.

Von der Vorbereitung bis zur Wiederholung

Wer die Loci-Methode anwenden möchte, sollte als Vorbereitung zunächst die Lerninhalte thematisch sortiert aufschreiben. Anschließend richtet man sich in Gedanken einen Raum ein. Diesen Platz sollte man sich sehr gut vorstellen bzw. einprägen können; bestenfalls verändert dieser sich nicht.

Nachdem man einen Platz, beispielsweise das Büro gewählt hat, gilt es, logische Verknüpfungen zu schaffen. Am Beispiel Bürostuhl wäre etwa "Rollen - Stuhlbeine - Armlehne - Sitzfläche" eine logische Verbindung.

Als nächstes müssen die Lerninhalte mit diesen Plätzen verbunden werden; jeder Platz steht dabei für eine Karteikarte. Wenn es darum geht, sich eine Einkaufsliste zu merken, kann der besagte Bürostuhl zum Beispiel für die Gemüseabteilung stehen: jeder Teil des Stuhls stellt dann eine andere Gemüsesorte dar.

Der letzte Schritt besteht aus der Wiederholung. In Gedanken kann man nun sein Büro immer wieder abgehen und an den einzelnen Stationen die damit verknüpften Elemente aufzählen. Je öfter man dies tut, desto leichter wird das Erinnern und Behalten fallen.