Vogelarten, die nicht fliegen können
Bei Vögeln denken wir in erster Linie an Tiere, welche Flügel haben und fliegen können. Die Eigenschaft des Fliegens ist jedoch für Vögel keineswegs selbstverständlich. Es gibt einige Vogelarten, die nicht fliegen können, denn gleich mehrere Bedingungen können zu einer Flugunfähigkeit führen. Man unterteilt sie in direkte und indirekte Ursachen. Wissen Sie, welche Vogelarten nicht fliegen können? Wir verraten es Ihnen.
Derzeit sind der Wissenschaft über dreißig Vogelarten bekannt, welche nicht fliegen können. Am bekanntesten sind dabei
- Strauße
- Pinguine
- Kasuare
- Nandus und
- Seidenhühner.
Die Gründe, warum diese Vögel nicht fliegen können, sind in die direkten und indirekten Ursachen zu unterteilen.
Direkte Ursachen
Unter den direkten Ursachen lassen sich alle anatomischen Faktoren zusammenfassen, welche es dem Vogel unmöglich machen, vom Boden abzuheben.
Körpermasse
Zu den zentralen Faktoren der direkten Ursachen gehört zunächst einmal ein zu hohes Gewicht. Strauße oder Pinguine können deutlich über 100 kg wiegen und damit eine Masse erreichen, welche nicht mehr von Flügeln getragen werden kann.
Verkümmerte Flügel
Zudem sind die Flügel flugunfähiger Vögel verkümmert und nur noch in Ansätzen zu erkennen. Im Laufe der Evolution haben sich die Flügel somit zurückgebildet und ihre frühere Funktion des Fliegens verloren. Die verkümmerten Flügel dienen heute dann anderen Zwecken wie etwa der Stabilisierung des Gleichgewichts.
Indirekte Ursachen
Zu den indirekten Ursachen gehören wiederum all jene Gründe, welche dazu führen, dass die Fähigkeit des Fliegens den Vögeln in ihrer Umwelt keinen Vorteil mehr verschafft.
Schwimmen und Tauchen
Ein zentraler Faktor ist dabei die Fähigkeit des Schwimmens, welche durch das Vorhandensein eines funktionsfähigen Flugapparates nur eingeschränkt werden würde. Klassisches Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Pinguin, welcher nur noch über kleine und angelegte Flügel verfügt.
Hier spielte die Fähigkeit des Schwimmens und Tauchens eine wichtigere Rolle als die des Fliegens, weshalb sich die Flugfähigkeit graduell im Laufe der Jahrhunderte zurückentwickelte. Ebenso gehören Lappentaucher dazu; bei ihnen werden nicht die Flügel als Flossen verwendet, jedoch haben sie, verglichen mit der Körpergröße, ein recht hohes Gewicht, wodurch das Auffliegen aus dem Wasser deutlich schwerer fällt als das Tauchen. Zu den betroffenen Arten zählen der Titicacataucher sowie der Punataucher.
Natürliche Feinde und Nahrungsangebot
Ein weitere wichtige indirekte Ursache ist das Fehlen von natürlichen Feinden, wie es bei zahlreichen Inselvögeln wie etwa den Sumpfhühnern oder beim Kagus der Fall ist. Vögel auf diesen Inseln haben demnach keinen Grund mehr, schnell zu flüchten und energetisch aufwendig in die Luft abzuheben. Stattdessen verbleiben sie am Boden und finden hier zudem alle nötigen Nahrungsangebote vor.
Die fliegenden Vorfahren mussten beim Fliegen deutlich mehr Energie aufwenden als die heutigen flugunfähigen Vögel. Wissenschaftlern zufolge benötigen sie ein Drittel mehr davon.
Die Nichtflieger haben teils statt der großen Flügel eine kräftige Beinmuskulatur entwickelt. Bei Bedarf können sie beim Laufen hohe Geschwindigkeiten erreichen.
Gleichzeitig kann es aber auch sein, dass das Verbleiben am Boden mehr Schutz vor natürlichen Feinden bietet, indem sich beispielsweise im Gebüsch versteckt wird. In diesem Fall wäre das Fliegen sogar ein Nachteil, da Feine so auf das Tier aufmerksam würden.
Unterschiede gibt es auch bei der Fortpflanzung. Besonders auf Inseln kann es mitunter zu Nahrungsknappheit kommen; zudem wird der Lebensraum enger.
Um dem Kampf ums Essen und Überleben zu gewinnen, legen viele flugunfähige Vögel größere Eier, dafür jedoch sehr viel weniger. Auf diese Weise kommt es natürlich zu weniger Nachwuchs, was das Futterangebot für die Küken vergrößert.
Gezielte Züchtung
Letztlich kann es noch sein, dass menschliche Züchtung für die Flugunfähigkeit verantwortlich ist. Hier werden dann wie beim Seidenhuhn Exemplare gekreuzt, bis die Flugfähigkeit komplett verloren gegangen ist.
Im Fall des Seidenhuhns spricht ist Seidenfiedrigkeit das Ziel; sie schadet dem Vogel nicht. Neben dem Seidenhuhn sind noch weitere Vögel durch gezielte Züchtung von der Flugunfähigkeit betroffen:
- Wellensittiche mit der Featherduster
- Haustauben mit "Bodenroller"
- Haushühner mit Struppfiedrigkeit
- Japanische Mövchen mit Federrosette und Federhaube
Bei einigen der Mutationen, die gezielt verursacht werden, ist die Rede von Qualzucht.