Anhidrose - Ursachen, Diagnose und Behandlung
Im Falle einer Anhidrose ist die Schweißproduktion gestört. Das Schwitzen trotz Hitze oder körperlicher Anstrengung bleibt aus, was eine Überhitzung des Körpers zur Folge haben kann. Die Ursachen für das Ausbleiben der Schweißbildung auf der Haut kann vielfältige Ursachen haben. So können die Schweißkanäle zum Beispiel infolge einer Hauterkrankung verstopft sein. Aber auch Nervenkrankheiten oder die Einnahme bestimmter Medikamente kommen als Auslöser in Betracht. Lesen Sie hier alles Wichtige rund um die Anhidrose.
Die Bezeichnung Anhidrose (auch Anhidrosis oder Anidrose) stammt aus dem Griechischen. Gemeint ist damit das Fehlen der Schweißsekretion. Besteht nur eine Verminderung der Schweißbildung, ist von einer Hypohidrose die Rede, während eine übermäßige Schweißabgabe Hyperhidrose genannt wird.
Menschen, die unter einer Anhidrose leiden, sind zu normalem Schwitzen nicht in der Lage. Durch das Schwitzen erfolgt jedoch die Kühlung des Körpers. Ohne das Schwitzen besteht die Gefahr, dass sich der Körper überhitzt. Im schlimmsten Fall ist dann sogar ein Hitzschlag möglich.
In der Regel zeigt sich die Anhidrose nur an bestimmten Körperstellen. Mitunter wird aber auch die gesamte Haut in Mitleidenschaft gezogen.
Warum die Schweißbildung so wichtig ist
Der Schweiß übernimmt die Aufgabe, den Körper des Menschen zu kühlen. Die Kühlung kommt durch das Verdunsten des Schweißes auf der Haut zustande. Eine stabile Temperaturlage ist für den Organismus überaus wichtig. Durch größere Abweichungen vom Normalwert drohen Störungen von lebenswichtigen Stoffwechselprozessen. Steigt die Temperatur des Organismus durch körperliche Arbeit, Sport oder Hitze, gleicht das Schwitzen die Temperaturunterschiede wieder aus.
Liegt eine Anhidrose vor, ist der Körper nicht in der Lage, den Ausgleich vorzunehmen, wodurch sich der Organismus aufheizt. Es besteht das Risiko von gesundheitlichen Problemen. Eine leichte Anhidrose wird allerdings nur in seltenen Fällen bemerkt.
Ursachen einer Anhidrose
Eine Anhidrose kann aus den unterschiedlichsten Gründen hervorgerufen werden:
Nervenkrankheiten
Erkrankungen der Nerven beeinrächtigen die sympathischen Nervenfasern, die für die Steuerung der Schweißdrüsen zuständig sind. Mögliche Nervenschädigungen entstehen zum Beispiel durch:
- Diabetes mellitus
- das Sjögren-Syndrom
- das Horner-Syndrom
- die Parkinson-Krankheit
- Amyloidose
- eine Multisystematrophie
- Lungenkrebs
- den Missbrauch von Alkohol
Erkrankungen der Haut
Einige Hautkrankheiten können eine Schädigung der Schweißdrüsen nach sich ziehen. Davon betroffen sind die Hautstellen, an denen die Erkrankung oder Verletzung auftritt.
Am häufigsten zeigt sich eine Anhidrose durch verstopfte Schweißkanäle, weil diese durch die Beeinträchtigung blockiert werden. Zu den Auslösern zählen:
- eine Radiodermatitis durch radioaktive Strahlen oder Röntgenstrahlen
- die Hautkrankheit Miliaria, die die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließt und mit Hautausschlag verbunden ist
- die Sklerodermie
- die Ichthyose
- Hautalterung durch intensive UV-Strahlung
- schwere Verbrennungen
Erbkrankheiten
In manchen Fällen ist die Anhidrose bereits angeboren. Verantwortlich dafür sind seltene Erbkrankheiten wie:
- die Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry
- das Ross-Syndrom, bei dem sich die Anhidrose nur auf einer Körperseite zeigt
- die anhidrotische ektodermale Dysplasie, bei der Fehlbildungen an der Haut bestehen
- das Naegli-Syndrom, bei dem es zu unterschiedlichen Hautveränderungen kommt
Medikamente
Auch bestimmte Medikamente sind mitunter für die mangelhafte Schweißbildung verantwortlich. Dabei kann es sich um verschreibungspflichtige Arzneimittel gegen Übelkeit, Störungen der Blasenfunktionen, Bluthochdruck, kardiovaskuläre Erkrankungen oder psychische Störungen handeln. Werden die betreffenden Medikamente abgesetzt, kehrt die normale Schweißbildung in der Regel wieder zurück.
Dehydratation
Bei einer Dehydratation handelt es sich um ausgeprägten Wassermangel. Vor allem ältere Menschen leiden unter ihm, weil sie ihrem Körper zu wenig Flüssigkeit zuführen. Aber auch hohes Fieber, intensives Schwitzen, ständiges Wasserlassen, eine starke Diarrhoe oder Erbrechen können eine Dehydratation und damit eine Anhidrose auslösen. Sie sind meist die Folge von Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus.
Lebensalter
Auch das Lebensalter zählt zu den Risikofaktoren für eine Anhidrose. So büßt der Körper mit zunehmendem Alter an der Fähigkeit zu schwitzen ein. Grund dafür sind Probleme bei der Temperaturregelung. Aber auch Kinder gelten als anfällig für eine Anhidrose, denn ihre Körpertemperatur steigt schneller an als bei erwachsenen Menschen.
Diagnose einer Anhidrose
Eine Anhidrose tritt in der Regel nicht allein auf, sondern wird von anderen Beschwerden begleitet. Oftmals bemerken die betroffenen Personen die mangelhafte Schweißbildung gar nicht, weil sie sich auf kleinere Hautregionen beschränkt. Zum Arzt gehen die Patienten meist erst dann, wenn andere Beschwerden wie intensiver Juckreiz oder Schmerzen auftreten.
Provokationstest
Führt die Anhidrose den Patienten zum Arzt, erkundigt dieser sich zunächst nach den Beschwerden. Erhärtet sich der Verdacht, nimmt er einen Provokationstest vor, der zum Anregen der Schweißbildung dient. Dabei wird der Patient einer höheren Umgebungstemperatur, hoher Luftfeuchtigkeit und körperlicher Anstrengung ausgesetzt. Manchmal injiziert ihm der Arzt auch spezielle Wirkstoffe, die die Schweißbildung anregen.
Farbtest
Ein weiteres Testverfahren ist das Bestreichen der Haut mit einer bestimmten Farbe. Sie hat die Eigenschaft, sich bei Kontakt mit Schweiß zu verändern. Liegt eine Anhidrose vor, bleibt die Farbveränderung entsprechend aus.
Axon-Reflex-Test
Es können noch weitere Testverfahren stattfinden wie der Axon-Reflex-Test, in dessen Rahmen kleine Elektroden an den Gliedmaßen angebracht werden. Anschließend erfolgt durch eine Stimulation das Anregen der Schweißdrüsen. Außerdem stellt der Arzt fest, wie hoch die Menge an austretender Flüssigkeit ist.
Thermoregulatorischer Schweißtest
Beim thermoregulatorischen Schweißtest wird ein spezielles Puder auf die Haut des Patienten aufgebracht. Kommt es mit Flüssigkeit in Berührung, verändert es seine Farbe. Danach setzt sich der Patient in einen warmen Raum. Dort werden Fotoaufnahmen angefertigt, um seine Schweißbildung zu dokumentieren.
Gewebeentnahme
Um die Schweißdrüsen direkt zu analysieren, lässt sich eine Biopsie durchführen. Dabei wird etwas vom Gewebe der betroffenen Schweißdrüsen entnommen.
Behandlung einer Anhidrose
Nicht immer muss bei einer Anhidrose eine medizinische Behandlung stattfinden. Dies gilt für kleinere Ausprägungen, die sich nicht negativ auf den Körper auswirken.
Grundsätzlich richtet sich die Behandlung des Schweißmangels nach der auslösenden Ursache. Im akuten Falle von hitzebedingten Beschwerden ist eine umgehende Therapie erforderlich, damit sich der Zustand des Patienten nicht weiter verschlimmert. Bei akuter Überhitzung muss sich die betroffene Person an einem schattigen Ort hinlegen, um sich auszuruhen. Weitere Überanstrengung oder Hitze sind unbedingt zu vermeiden. Wichtig für die Regeneration des Körpers ist die Zufuhr von kaltem Fruchtsaft oder Getränken, die Elektrolyte enthalten. Im Extremfall muss ein Notarzt verständigt werden.
Für den Fall, dass ein bestimmtes Arzneimittel für die Anhidrose verantwortlich ist, muss es abgesetzt und durch ein verträglicheres Präparat ausgetauscht werden.
Prognose bei einer Anhidrose
Liegt nur eine schwache Anhidrose vor, sind keine deutlichen Beeinträchtigungen des Körpers zu befürchten. Auch bei einer intensiven Anhidrose fällt die Prognose meist positiv aus, wenn rechtzeitig mit der Behandlung begonnen wird. Lasen sich die auslösenden Ursachen nicht feststellen, verschlechtern sich die Heilungsaussichten allerdings.
Prävention einer Anhidrose
Eine Vorbeugung der Anhidrose ist nicht möglich. Wer an bekanntem Schweißmangel leidet, sollte bei warmen Temperaturen leichte Kleidung tragen, sich nicht überanstrengen und in kühlen Räumen aufhalten.
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