Weitere Kompassarten - Geologen-, Hänge- und Sonnenkompass

Neben dem Magnet- und dem Kreiselkompass gibt es noch andere Kompassarten: Geologenkompass, Hängekompass und Sonnenkompass. Teilweise sind sie herkömmlichen Kompassen überlegen. Sie eignen sich beispielsweise zur Lagebestimmung von Gesteinsstrukturen, zur Landvermessung und zur Anzeige des Streichwinkels. Lesen Sie über die Merkmale und Funktion des Geologen-, Hänge- und Sonnenkompasses.

Von Kai Zielke

Geologenkompass

Ein besonderer Kompass ist der Geologenkompass. Er wird hauptsächlich von Geologen verwendet.

Sie benötigen ihn zur Lagebestimmung von Gesteinsstrukturen, wobei zwei Werte unterschieden werden: das Streichen und Fallen. Dabei handelt es sich um horizontale Schnittlinien und um Fallrichtungswinkel.

Außerdem verwendet man den Geologenkompass zur Landvermessung und zur Bestimmung einer Marschrichtung. Ein Geologenkompass ist ein Kombi-Gerät.

Während sich beim Magnet- und Kreiselkompass die Kompassrose bewegt, steht sie beim Geologenkompass fest. Sie zeigt die Richtung des Streichens an.

Das Ablesen erfolgt über einen Spiegel, da die Anzeige immer spiegelverkehrte Werte angibt. Zur Messung des Fallens wird eine Kante im 90-Grad-Winkel zur Streichlinie angelegt. Es wird über einen Neigungsmesser abgelesen.

Messung des Streichens

Handelt es sich um kleinräumige Messungen, wie etwa an Schieferungs- oder Schichtflächen, legt man eine Kompasskante an die Fläche an, die gemessen werden soll. Dann wird in die Horizontale eingeregelt.

Auf dieses Weise ist ein direktes Ablesen möglich. Handelt es sich hingegen um groräumigere Strukturen, etwa dem Ausbis eines Erz- oder Gesteinsganges, und ist das Gelände halbwegs eben, lässt sich das Streichen über der Struktur abschätzen.

Um sich im Gelände zu orientiren, indem man über das Visier anpeilt, verfügt die Komprassrose der meisten Geologenkompasse über eine Gradeinteilung von 360 °. Es gibt aber auch Modelle mit einer Einteilung der Rose in vier Quadranten. Notiert werden folgende Werte: Nord und Süd sind 0, Ost und West 90.

Messung des Fallens

Meist enthält der Neigungsesser eine zweite Libelle, sofern kein Einpendeln durch die Schwerkraft möglich ist. Bei waagerechten Flächen spricht man von einem Fallen von 0°, bei senkrechten von 90 °.

Handelt es sich um eine Fläche mit der Streichrichtung Nordwest-Südost, kann sie nach Nordost als auch nach Südwest einfallen. Folgende Notierung wäre demnach richtig: 135° / 50° SW bzw. N 045 W / 50 SW.

Sonnenkompass

Auch der Sonnenkompass unterscheidet sich von herkömmlichen Kompassen, weil er sich nicht am Erdmagnetfeld orientiert. Aus diesem Grunde ist es möglich, ihn dort einzusetzen, wo der Magnetkompass versagt, nämlich an den Erdpolen.

Der Sonnenkompass besitzt eine Peilscheibe, die eine ähnliche Skalierung wie die Kompassrose trägt. Zusätzlich sind unterschiedliche Kurven auf die Scheibe gebracht, die sich aufgrund des unterschiedlichen Schattenverlaufs während der Jahreszeiten unterscheiden. Mittig ist ein Gnomon integriert, also ein Kegel oder Stab.

Funktionsprinzip und Anwendung

Das Grundprinzip des Sonnenkompasses lässt sich mit dem einer Sonnenuhr vergleichen. Kennt man zwei der Größen Nordrichtung, Ortszeit und Sonnenstand, kann man die dritte ermitteln, da alle drei direkt voneinander abhängig sind.

Der Sonnenkompass wird waagerecht in die Sonne gelegt und so lange gedreht, bis die Kegelspitze des Schattens auf die Zeitmarke trifft. Die Nordmarkierung zeigt dann die Nordrichtung an. Während Sonnenuhren in der Wikingerzeit hauptsächlich in der Schifffahrt eingesetzt wurden, findet man sie heute teilweise auch in der Luftfahrt.

Hängekompass

Anders als bei herkömmlichen Kompassen verläuft die Teilung der Skala beim Hängekompass links herum. Dieser dient der Messung des Streichwinkels, wobei das Anbringen von Firstnägeln Voraussetzung ist. Das Aufhängen des Gerätes erfolgt über zwei Bügel.

Die Magnetnadel verändert ihre Stellung nicht, ist aber drehbar gelagert. An ihr lassen sich Nord- und Südrichtung ablesen. Einst diente der Hängekompass dem Markscheider als Messgerät, heute kommt er noch in der Höhlenforschung zum Einsatz.

Zu den Bestandteilen des Hängekompasses zählt die Kompassbüchse; in dieser befindet sich die Magnetnadel, die auf einer Spitze aus Stahl drehbar angebracht ist. Auf dem Büchsenboden befindet sich die Kompasssteilung; die Sperrvorrichtung, um die Magnetnadel von der Spitze abzuheben und gegen das Glas zu drücken, liegt an der Unterseite der Kompassbüchse.

Es gibt zwei Lager, die die Büchse mit dem Ring verbinden. Auf diese Weise schwingt die Büchse immer horizontal ein.

Es gibt aber auch eine modernere, die so genannte Freiberger Bauart. Hier sind Bügel und Ring ein Teil. Des Weiteren ist noch die Kasseler Bauart mit einem klappbaren Ring erwähnenswert.