Pétanque - Merkmale, Regeln und Spielvarianten

Der Begriff Pétanque ist zwar in Deutschland nicht ganz so bekannt; das Spiel wird aber trotzdem von etwa einer Million Freizeitsportlern gespielt. Meist ist von "Boule" die Rede. Bei diesem Kugelsport geht es um Geschicklichkeit und Präzision. Beim Pétanque gibt es unterschiedliche Spielvarianten. Lesen Sie über die Merkmale, Regeln und Spielvarianten des Pétanque.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Pétanque - Merkmale und Entwicklung

Beim Pétanque handelt es sich um eine Präzisionssportart und Variante des Boule-Spiels. Zwei Teams versuchen dabei, ihre Kugeln möglichst nahe an eine andere Kugel, welche zuvor ausgeworfen wurde, heran zu bringen.

Das Spiel wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Süden Frankreichs erfunden. Die erste Weltmeisterschaft folgte 1959 in Belgien; vier Jahre später kam es hierzulande zur Gründung des ersten Pétanque-Clubs in Bonn.

Obwohl das Spiel ursprünglich aus Frankreich kommt, gibt es auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich einen Pétanque-Verband. Es ist sogar möglich, dass Pétanque in einigen Jahren bei den Olympischen Spielen gespielt werden kann.

Entstehung

Bereits 460 v. Chr. wurde in Griechenland mit Steinkugeln gespielt. Im Laufe der Jahre wurde es auch in anderen Teilen der Welt immer populärer und es entwickelten sich verschiedene Kugelsportarten.

Im 19. Jahrhundert gab es in Frankreich das erste Boule-Turnier. Die Variante Boule Lyonnaise ist etwas komplizierter und erfordert regelmäßiges Training. 1907 fand das erste Pétanque-Spiel statt.

Entstanden ist Pétanque durch einen Zufall aus der Sportart Jeu Provençal, da der gute Spieler Jules Le Noir durch eine Krankheit auf den Anlauf verzichten musste. Deshalb erfand dessen Freund Ernest Pitiot das Pétanque-Spiel, bei dem auf kürzere Entfernung gespielt wird.

Auch der Anlauf fällt weg. Gespielt wird aus einem am Boden markierten Kreis heraus.

In den nächsten Jahren wurden einige einfache Regeln für dieses Spiel aufgestellt und das Pétanque war geboren. Bereits im Jahr 1910 fand ein offizieller Wettbewerb statt. Schnell konnte das französische Kugelspiel seinen Siegeszug antreten.

Glänzende Boule-Kugeln im Sand
Glänzende Pétanque-Kugeln im Sand

Regeln

Pétanque kann auf jedem Gelände gespielt werden. Glatte Bahnen oder eine ebene Fläche sind hier nicht erforderlich, deshalb kann man das Spiel beinahe überall ausführen. Es spielen immer zwei Parteien gegeneinander.

Es gibt drei Varianten:

  • Beim tête à tête spielen zwei Spieler mit jeweils drei Kugeln gegeneinander.
  • Bei der doublette treten zwei Spieler gegen zwei andere Spieler an.
  • Bei der triplette spielt man drei gegen drei, insgesamt sind 12 Kugeln im Einsatz.

Das Spiel wird in mehrere Abschnitte gegliedert. Nachdem klar ist, welche Mannschaft beginnt, kann es losgehen.

Es gibt einen Wurfkreis, von dem aus gespielt wird. Nachdem die erste Kugel geworfen wurde, spielt immer die Mannschaft, deren Kugel weiter weg ist. Wer zuerst 13 Punkte hat, gewinnt.

Spielt man in einem abgrenzenden Feld, muss dieses bei einer Meisterschaft 15 mal 4 Meter groß sein, mindestens jedoch 12 mal 3 Meter. Sind die Maße deutlich geringer, ist das Feld für das Pétanque-Spiel nicht geeignet.

Es gibt auch andere Formationen, die beim freien Spiel oder Training angewandt werden. Der so genannte Berliner wird gespielt, wenn es sieben Spieler gibt.

Die einzelnen Spielabschnitte werden Aufnahmen genannt. In jeder davon wirft man zuerst die Zielkugel; dann werden die Kugeln der Teams in einer bestimmten Reihenfolge gespielt, außer es wurden 13 Punkte erreicht und es stehen keine Kugeln mehr zur Verfügung. Es gilt:

  • der Spieler, der eine Kugel wirft, muss einer Mannschaft angehören, die nicht den Punkt hat
  • hat ein Team keine Kugeln mehr, darf das andere Team die noch zur Verfügung stehenden Kugeln spielen
  • das Team, das am Ende der Aufnahme seine Kugel am nächsten zur Zielkugel führen konnte, erhält Punkte; die Anzahl entspricht der Kugeln, die sich näher an der Zielkugel befinden als die beste Kugel des Gegnerteams

Wie lange ein Pétanque-Spiel andauert, kann unterschiedlich sein; auch einige Stunden sind theoretisch möglich. Geregelt ist ein Zeitlimit, welches zwischen dem Werfen der Zielkugel und dem Werfen der ersten Kugel und der folgenden Kugeln betrifft; es beträgt eine Minute. Muss eine Zielkugel gesucht werden, darf dies nicht länger als fünf Minuten in Anspruch nehmen.

Bei Unklarheit, welche Kugel sich näher zur Zielkugel befindet, wird mit besonderen Messgeräten gemessen. Ist das Maßband nicht aussagekräftig genug, wird eine so genannte Tirette verwendet; dabei handelt es sich um ein Gliedermaßstab, bei dem die Zunge ausgeschoben werden kann. Auch ein Zirkel kann zur Messung verwendet werden.

Besteht ein gleicher Abstand zwischen den beiden gegnerischen Kugeln und der Zielkugel, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  • keines der Teams hat noch eine Kugel: es handelt sich um eine Null-Aufnahme
  • nur ein Team hat noch Kugeln: diese werden noch gespielt
  • beide Teams haben noch Kugeln: zuerst spielt das Team, das die letzte Kugel geworfen hat, noch mal, dann das andere

Beim Verschieben einer Kugel während des Messvorgangs durch einen Spieler erhält das gegnerische Team den Punkt. Bei offiziellen Wettbewerben wird ein Schiedsrichter eingesetzt. Es gibt unterschiedliche Arten von Wettbewerben:

  • Mannschaftswettbewerbe
  • Meisterschaften auf Bezirks-, Landes-, Bundes-, Europa und Weltebene
  • Turnierserien
  • Turniere mit/ohne Lizenzzwang

Kugeln

Die Wettkampfkugeln müssen aus Metall sein; sie wiegen zwischne 650 und 800 Gramm und haben einen Durchmesser von 70,5 bis 80 mm. Auf den Kugeln muss

  • eine Seriennummer
  • ein Herstellerlogo und
  • die Angabe des Gewichts

zu sehen sein. Die Mindesthärte der Kugeln beträgt 110 kg/mm². Was die Maximalhärte angeht, gibt es keine genauen Vorschriften. Grundsätzlich wählen Leger schwerere Kugeln als Schießer.

Pétanquespiel Kugeln auf Gras
Pétanquespiel Kugeln auf Gras

Die Zielkugel bezeichnet man als Cochonnet; andere Namen sind Bouchon, But oder Schweinchen. Sie muss aus einem synthetischen Material oder aus Holz bestehen.

Es gibt verschiedene Techniken des Legens:

  • Halber Wurf: die Kugel wirft man schulterhoch; sie landet auf halber Strecke auf dem Boden und rollt die restliche Strecke
  • Rollen: einfachst Form; man setzt sie nach dem Abwurfkreis auf, dann rollt sie die restliche Strecke
  • Wurf: die Kugel macht einen hohen Bogen und landet kurz vor der Zielkugel

Beim Schießen wird unterschieden in

  • Eisenschuss: die Kugel trifft die gegnerische Kugel direkt; man unterscheidet mehrere Positionen, in denen sie auftrifft
  • Schuss davor: die Kugel wird mit Rückdrall geworfen und landet vor der Gegnerkugel
  • Flachschuss: beim Wurf geht man in die Hocke und sorgt für ein frühes Aufkommen der Kugel ab