Herstellungsweisen von Schuhen und mögliche Varianten

Im Zeitalter industriell gefertigter Massenware macht man sich leider nur selten bewusst, dass Schuhmacherei - ebenso wie Schneiderei - ein uraltes Handwerk ist, das es vor dem Aussterben zu bewahren gilt. Schließlich gilt hier wie fast überall: Geiz ist nicht geil, und billiger ist nicht unbedingt besser. Im Gegenteil, wer (zu) preiswert kauft, handelt sich meistens einen Wegwerfartikel ein, der gerade einmal eine Saison lang hält.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Qualität statt Quantität

Gute, handgemachte Schuhe hingegen können ihre Träger bei entsprechender Pflege jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelang erfreuen. Vor allem im Bereich der Herrenschuhe entdecken zunehmend mehr Kunden die traditionelle Schuhmacherkunst bzw. ihre modernen Varianten und setzen auf handgefertigte oder aufwändig maschinell hergestellte Schuhe.

Kombinierte Macharten sind dabei heute an der Tagesordnung, etwa bei Schuhmodellen, deren Schaft mittels Einstechnaht an der Brandsohle befestigt ist und damit Merkmale der rahmengenähten Machart aufweist, deren Laufsohlen aber mittels modernem Verfahren aufgeklebt werden uns somit ein Beispiel der geklebten Machart sind.

So zeichnet sich qualitativ anspruchsvolles Schuhwerk nicht nur durch die Verwendung besonders hochwertiger Materialien aus, sondern vor allem durch seine Machart, ob original oder variiert. Die Herstellungsweise der Schuhe nämlich ist nicht nur entscheidend für

  1. ihre Haltbarkeit,
  2. ihre Formstabilität,
  3. die Reparaturfreudigkeit - und nicht zuletzt
  4. ihren Preis.

Unterschiedliche Herstellungsweisen

Manche dieser Herstellungsweisen gehen auf eine uralte, ja: archaische Traditionen zurück. So etwa die seitliche Flechtnaht, mittels derer die Laufsohle von Opanken befestigt wird und die schon von den alten Kelten verwendet wurde.

Andere Macharten sind jüngeren Datums. So beispielsweise konnte die heute übliche verklebte Sohle erst populär werden, nachdem in den 1920er Jahren der geeignete Klebstoff erfunden wurde, während die Vulkanisation mit den 1940er Jahren Einzug in die Schuhherstellung hielt.

Innovation trifft Tradition

Macharten jüngsten Datums, wie etwa die 1992 entwickelte Sacchetto Machart, beweisen aber, dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen und auch heute noch Erfindungsgeist im Schuhmacherhandwerk anzutreffen ist.

Innovation gehört schließlich zu jedem Handwerk, das nicht aussterben will. So liegen heute die wenigsten der traditionellen Macharten noch im Original vor. Mal heben sich die Schuhe durch eine andere Art der Nahtführung von ihren Ursprüngen ab, mal durch eine zusätzliche Klebung. Immer aber sind sie bestrebt, das traditionelle Schuhmacherhandwerk hochzuhalten und nicht zum Apologeten industriell hergestellter Billigtreter zu werden.

Der Unterschied liegt nicht nur in der Optik, sondern vor allem auch im einzigartigen Tragegefühl, das zunehmend wiederentdeckt wird - ähnlich dem Geschmack von regional und nachhaltig angebautem Obst vom Bauern nebenan, dem immer mehr Menschen den Vorzug vor in südlichen Gewächshäusern produzierter Massenware geben.

California Machart

Die California Machart ist aus der Not geboren. Entwickelt zurzeit des Bürgerkrieges gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts in der westkalifornischen Stadt Napa, die damals als Zentrum der Leder- und somit auch Schuhindustrie galt, gab sie Frauen erstmals die Möglichkeit, Schuhe ausschließlich unter Zuhilfenahme ihrer einfachen Stepp- und Nähmaschinen herzustellen.

Sonderheiten der California Machart

Da beim Schuhbau nach California Machart zwischen Laufsohle und Polsterung eine Klebstoffschicht zum Einsatz kommt, betrachten manche Quellen die California Machart auch als Variante der geklebten Machart.

Die Männer nämlich kämpften damals zum Großteil in den Bürgerkriegen, und das bis dahin vorherrschende Arbeitsverfahren der Bodenbefestigung der Schuhe ließ sich aufgrund seiner hohen Krafterfordernis von den Frauen auf Dauer nicht bewältigen.

Bei der bis heute für Hausschuhe populären California Machart wird ein gespaltener Streifen Oberleder rings um die Unterseite des Schuhschafts genäht, der mit einer weichen, dicken Zwischensohle verbunden ist. Diesen gespaltenen Streifen bezeichnet man als Bezugsstreifen, der das Erkennungsmerkmal aller nach California Machart hergestellten Schuhe ist.

Deutlich erkennbar ist auch die Naht zwischen Bezugsstreifen, aus Textilmaterial gefertigter Innensohle (der sogenannten Brandsohle) und Schaft. Diese Herstellungsweise ergibt einen weichen, flexiblen Schuh, dessen Nachteil allerdings ist, dass er - da nicht auf einem Leisten gearbeitet - als nicht besonders formbeständig gilt.

Zwischensohle

Ein großer Vorteil allerdings ist die weiche Zwischensohle, die einen hohen Tragekomfort garantiert und auf gewisse Weise als Vorläufer der modernen Luftpolstersohlen gesehen werden kann.

Dieser leichte und bequeme Schuh ähnelt einem Mokassin, da auch er extrem biegsam ist. Auch in einem nach California Machart gearbeiteten Schuh sucht sich der Fuß sein individuelles Fußbett. Im Gegenteil zum Mokassin allerdings, der der einzige Schuh ist, der aus ausschließlich einer Sohle besteht, weist der nach California Machart hergestellte Schuh

  1. eine Laufsohle,
  2. die charakteristische, gepolsterte Zwischensohle und
  3. eine Brandsohle auf.

Holzgenagelte Schuhe

Auch wenn Laien vom Namen irregeführt werden könnten: Clogs, bei denen das Oberleder mit Metallnägeln auf eine robuste Holzsohle genagelt wird und die sich in den 1970er Jahren großer Popularität erfreuten, sind keine holzgenagelten Schuhe.

Herstellung von holzgenagelten Schuhen

Beim klassischen holzgenagelten Schuh werden vielmehr Boden (Laufsohle), Oberleder und Brandsohle (Innensohle) durch viele kleine Holznägel bzw. -stifte miteinander verbunden. Da Feuchtigkeit die Holznägel ausdehnt, sitzen sie sehr fest, sodass der Schuh eine extrem hohe Stabilität und Formbeständigkeit erlangt, die sich natürlich auch positiv auf seine Langlebigkeit auswirkt.

Noch schneller lässt er sich fertigen, wenn die Brandsohle an den Leisten geheftet und der über den Leisten gezogene Schaft verklebt und mit Metallklammern festgetackert wird. Hiernach klebt man Mittel- und Laufsohle auf, und schließlich wird durch

  • Laufsohle,
  • Mittelsohle,
  • Oberleder,
  • Futterleder und
  • Innensohle

genagelt. Die an der Innensohle herausragenden Nagelenden raspelt man ab.

Keine Zukunft für die traditionelle Machart?

Ein Vorurteil besagt, dass holzgenagelte Schuhe klobiger sind als aufgedoppelte, da die Nägel durch alle Lagen hindurchgehen und ins Innere des Schuhs führen, doch lässt sich dies nicht bestätigen. Im Gegenteil, selbst feinste Damenpumps lassen sich in holzgenagelter Machart fertigen.

Holzgenagelte Schuhe gelten als überaus langlebig. Nichtsdestotrotz ist diese Machart heutzutage vom Aussterben bedroht - lediglich im österreichisch- ungarischen Traditionshandwerk finden sie sich noch. Allerdings sind holzgenagelte Schuhe historisch betrachtet nicht auf den Raum Österreich-Ungarn begrenzt.

Vor allem im England der 1950er Jahre war diese Machart für derberes Schuhwerk beliebt. Allerdings kamen hier keine Holznägel im klassischen Sinne, sondern sogenannte Rivets, also metallene Schraubnägel, zum Einsatz.

Die holzgenagelte Methode wird als Alternative zur üblichen aufgedoppelten (rahmengenähten) Laufsohle verwendet.

Der Rahmen von holzgenagelten Schuhen kann sehr fein gehalten werden, da die Platzerfordernis für eine Aufdoppelnaht entfällt. Somit ist die Entscheidung für eine dieser Macharten reine Geschmackssache.

Mischformen

Es existieren auch Mischformen aus rahmengenähter und holzgenagelter Machart. Hierbei wird bei einem eingestochenen Rahmen-Schuh die Sohle statt mit einer Doppelnaht mit Holznägeln fixiert. Herkömmliche holzgenagelte Schuhe hingegen haben keinen Rahmen.

Da sie in bedeutend kürzerer Zeit angefertigt werden können als von Hand eingestochene und von Hand gedoppelte Rahmengenähte, sind Holzgenagelte in der Regel zu einem günstigeren Preis zu haben als diese.

Opanken

Die Bezeichnung "Opanken" stammt aus dem Keltischen bzw. Slawischen und wird verwendet für einen einfachen, zumeist absatzlosen Schuh, der durch eine hochgebogene Sohle mit oft schnabelförmiger Spitze besticht, an die der Schaft mit einer charakteristischen Flechtnaht nicht angenäht, sondern angeflochten wird.

Traditionelle Machart aus Südosteuropa

Noch heute gelten Opanken als traditionelles Schuhwerk in den ländlichen Gegenden Südosteuropas, vor allem des Balkans. Hierzulande trifft man Opanken-ähnliche Macharten bei bestimmten Typen von Sommerschuhen an.

Opanken gelten als eine Urform des Schuhwerks und werden auch als europäische Variante des Mokassins bezeichnet, da auch sie aus nur einem Stück gefertigt werden. Dies bedeutet, dass sie keine gesonderte Brandsohle besitzen - vielmehr ist die Innensohle eine Verlängerung des Schaftleders. Darüber hinaus ist Opanken auch heute noch ein schalenförmig gewölbtes Fußbett eigen.

Herstellung von Opanken

Schuhe, die heute noch nach der Machart von Opanken gefertigt werden, gelten unter Kennern als einmalig komfortabel. Neben der fehlenden Innensohle im klassischen Sinne sind sie durch eine außen liegende Flechtnaht zu erkennen, die den Schaft und die Laufsohle miteinander verbindet.

Um eine Schrittdämpfung zu erreichen, ist es möglich, dem Opanken eine Einlegesohle, beispielsweise aus Kork, hinzuzufügen, was ihn zu einem fußgesunden Schuh macht.

Um die Handnaht anbringen zu können, muss zunächst sowohl der Schaftrand wie auch die Sohle ringsum mit kleinen Löchern perforiert werden. Nun kann der Flechtfaden durch die Perforation geführt werden, sodass schließlich die Fäden von Sohle und Schaft miteinander vernäht werden können. Jetzt lässt sich der noch ungeformte Schuh auf einen Leisten ziehen, wodurch er seine Formstabilität erlangt.

In ihrer Urform treten Opanken als biegsames Stück Ledersohle in Erscheinung, deren Ränder durch über den Spann geschnürte Bänder zusammengehalten werden. In bestimmten Regionen

bestehen Opanken aus fingerdicken Wollstrümpfen, über denen ein Stück Leder mittels einer dichten Riemenverschnürung angebracht ist. Dies erklärt auch die Verwandtschaft der Opanken mit dem ebenfalls historischen Bundschuh, der sich wiederum durch einen langen Lederriemen zur Schnürung auszeichnet.

Rahmengenähte Schuhe

Die rahmengenähte Machart gehört zur traditionellen Schuhmacherkunst und findet sich heutzutage vor allem bei hochwertigen Business-Schuhen. Klassische Modelle wie Oxfords oder Budapester beispielsweise sind rahmengenähte Schuhe.

Beschaffenheit von rahmengenähten Schuhen

Rahmengenähte Schuhe werden auch heute noch in traditioneller Handarbeit gefertigt oder in Schuh-Manufakturen unter teilweisem Einsatz von speziellen Maschinen. Wenn man bedenkt, dass für die Herstellung fast dreihundert Arbeitsschritte benötigt werden und nur hochwertige Materialien zum Einsatz kommen, ist der hohe Anschaffungspreis des rahmengenähten Schuhs erklärbar.

Diese Art des Rahmennähen wird von seinen Anhängern gern als "königliche Machart" bezeichnet, rahmengenähte Schuhe als "Könige der Schuhe".

Die Bezeichnung "rahmengenäht" leitet sich von einem schmalen Lederstreifen ab, der rings um die Außenseite des Oberschuhs genäht und der als Rahmen bezeichnet wird. Er dient dazu, einerseits Schaft und Brandsohle mittels einer Einstechnaht miteinander zu verbinden, andererseits wird er von unten mit der in einem weiteren Arbeitsschritt aufgebrachten Laufsohle vernäht.

Durch diese aufwändige Methode, die ursprünglich ausschließlich in Handarbeit erfolgte, sollte sichergestellt werden, dass kein Wasser in das Innere des Schuhs eindringen kann, da die Innensohle dank des zusätzlichen Rahmens nicht perforiert werden musste.

Zudem schafft der Rahmen einen Hohlraum zwischen Brand- und Laufsohle, der mit sogenannter Ausballmasse, etwa Kork, gefüllt wird. Dadurch ist der Fuß in der Lage, sich selbst sein ganz individuelles Fußbett zu schaffen, was für einen hohen Tragekomfort von rahmengenähten Schuhen sorgt. Gleichzeitig verleiht der Rahmen den Schuhen Stabilität und eine gewisse Robustheit, sodass sie ihre Passform lange behalten und überhaupt durch eine ausgesprochene Langlebigkeit bestechen.

Nicht zuletzt sind rahmengenähte Schuhe dank der angenähten Laufsohle leicht zu reparieren. Dies bedeutet, dass hochwertige rahmengenähte Schuhe bei entsprechender Pflege durchaus eine Lebensdauer von mehr als zehn Jahren erreichen können, die den hohen Anschaffungspreis rechtfertigt.

Industrielle Produktion

Als Andreas Eppler im Jahr 1869 die Einstechmaschine und im Jahr darauf die Aufdoppelungsmaschine erfand, stand der künftigen industriellen Produktion von rahmengenähten Schuhen nichts mehr im Weg. 1872 ließ sich der Schuhproduzent Charles Goodyear Junior die maschinelle Fertigung der rahmengenähten Machart unter der Bezeichnung "Goodyear Welt" patentieren.

Bis heute gelten Goodyear-Schuhe als Synonym hochwertiger, rahmengenähter (Herren-)Schuhe. Man spricht von Goodyear Welt oder Welted, womit man die rahmengenähte Machart meint, denn nahezu alle rahmengenähten Herrenschuhe werden bis heute auf die von Goodyear patentierte, fabrikmäßige Art hergestellt - unabhängig von ihrem tatsächlichen Hersteller.

Worauf sollte man achten?

Die sichtbaren Nähte des Obermaterials sollten bei einem rahmengenähten Schuh rechts und links symmetrisch sein. Zur besseren Federung eignen sich Absätze aus mehreren Schichten am besten, er kann gerne mit einem Stück Gummi gegen den Abrieb versehen sein.

Nicht nur die Machart eines Schuhs ist wichtig, auch die verwendeten Materialien. Damit man lange Freude an seinen Schuhen hat, sollte er aus hochwertigem Leder und sehr sorgfältig gefertigt sein. Dabei ist nicht nur auf das Obermaterial zu achten, auch die Ledersohle sollte sehr hochwertig sein.

Grubengegerbte Häute für die Sohle sind sehr viel haltbarer als industriell verarbeitetes Leder aus Indien. Das Fußbett sollte

  1. sehr bequem sein,
  2. atmungsaktiv und
  3. bestenfalls aus einer wasserdichten Korkschicht bestehen.

Das Obermaterial sollte bei Daumendruck kaum Falten schlagen. Eine starke Faltenbildung deutet darauf hin, dass die Farbe zu dick aufgetragen wurde, um schlechtes Leder zu vertuschen.

Sacchetto Machart

Der Begriff "Sacchetto" stammt aus dem Italienischen und bedeutet soviel wie "Säckchen". Die Machart, die sich in der Schuhmacherei dahinter verbirgt, gilt als sehr aufwändig, die nach ihr gefertigten Schuhe allerdings auch als besonders anschmiegsam und flexibel, was sich natürlich auch auf ihren Tragekomfort auswirkt.

Beschaffenheit und Bezug zu Mokassins

Die Sacchetto Machart ist mit ihrem Entstehungsjahr 1992 eine noch recht junge, sich stetig weiterentwickeltnde Erfindung, die aktuell noch recht selten auf dem Herrenschuhmarkt genutzt wird. Wer sie kennt und schätzt, kann sich schon mit Fug und Recht einen veritablen Schuh-Experten nennen.

Dass die nach der Sacchetto Machart gefertigten Schuhe so überaus bequem sind, liegt darin begründet, dass sich diese Herstellungsweise am Vorbild der ursprünglichen Mokassins orientiert.

Zwar besteht der Schuh anders als der Mokassin nicht aus nur einem einzigen Teil, doch wird Wert darauf gelegt, dass das Innenfutter des Schuhs nahezu ohne Nähte verarbeitet wird. So wird es wie ein Säckchen mit dem Oberleder an der Oberkante des Schuhs vernäht und schmiegt sich fast nahtlos an den Fuß. Kenner sprechen hier vom sogenannten "Handschuh-Effekt".

Im Gegenteil zum Mokassin wird dem Sacchetto Schuh jedoch eine zusätzliche Laufsohle angefügt, die entweder geklebt, oder aber - bei hochwertigeren Modellen - geklebt und zusätzlich eingenäht wird.

Vom Mokassin hingegen stammt das Prinzip, dass eine Brandsohle im klassischen Sinne nicht existiert, denn der Boden des Innenfuttersäckchens dient gleichzeitig als Innensohle. Das Fehlen der klassischen Brandsohle macht den Schuh nicht nur leichter, sondern auch weicher, was bedeutet, dass der Fuß in seiner natürlichen Abrollbewegung nicht behindert wird und ein Fast-Barfuß-Gefühl entsteht, was den Sacchetto zum idealen Begleiter für Frühjahr und Sommer macht.

Menschen mit schwacher Fußmuskulatur kann diese Flexibilität allerdings zum Nachteil gereichen, denn die Sacchetto Machart bietet nicht viele Halt.

Zwiegenähte Schuhe

Zwiegenähte Schuhe sind besonders stabil und langlebig, weshalb diese Machart beispielsweise bei Bergschuhen häufig anzutreffen ist. Auch moderne Trekkingsstiefel bestechen durch ihre zwiegenähte Machart, ebenso wie Jagd- oder Schäferstiefel. Das Handwerk der zwiegenähten Machart ist eine Schuhmachertradition, welche meisterliche Fähigkeiten erfordert und heutzutage nur noch von wenigen beherrscht wird.

Herstellungsweise und Eigenarten

Diese sichtbare Doppelnaht am Schuhrand dient echten Zwiegenähten als charakteristisches Erkennungsmerkmal. Bei klassischen rahmengenähten Schuhen hingegen wäre diese Naht innen auf der Brandsohle verborgen, was ihm eine feinere und elegantere Optik verlieht.

Die zwiegenähte Machart ist eine Variante oder Unterform der rahmengenähten Machart, denn sowohl zwiegenähte Schuhe als auch rahmengenähte werden nach dem selben Prinzip aufgebaut. Bei der Original zwiegenähten Herstellungsweise kommt die maschinengenähte Variante nach Eppler zum Tragen.

Hierbei sorgt eine als Rahmen dienende Risslippe an der Brandsohle für die Befestigung des Schafts mittels Einstechnaht. Gleichzeitig wird der Außenschaft nach außen umgeschlagen, sodass er zwischen Rahmen und auf Zwischen- bzw. Laufsohle zum liegen kommt und rechtwinklig nach außen absteht. Im Schnitt ist es zu sehen. Hier verbindet man ihn mittels Doppelnaht mit der Sohle.

Funktion

Der Zwiegenähte hingegen will nicht mit Eleganz punkten. Durch den sichtbaren Rahmen ist er ein breiter und recht sportiv wirkender Schuh, der als klassischer Arbeitsschuh anzusehen ist. Seine doppelte Naht macht den Zwiegeneähten zu einem äußerst strapazierfähigen Schuh, weshalb er häufig im Gelände zum Einsatz kommt, im Gebirge, im Wald und ähnlichen Gebieten.

Um die Nähte der Zwiegenähten wasserdicht zu machen, werden sie traditionellerweise zur Versiegelung in Pech getaucht.