Pessoas Lissabon - Portugals Hauptstadt durch die Augen des Nationalliteraten

Ein gutes Ziel für eine Literaturreise ist Portugals Hauptstadt Lissabon. Dort kann der Reisende auf den Spuren des Nationalliteraten Fernando Pessoa wandeln. Besonders sein Lieblingscafé, in dem sein Stammplatz bis heute ihm zu Ehren nicht besetzt wird, darf auf dieser Reise nicht fehlen. Doch auch die letzte Ruhestätte des Dichters kann man in der Stadt besuchen. Lernen Sie die Lieblingsplätze von Fernando Pessoa während einer Literaturreise kennen.

Von Jens Hirseland

Wer Portugals Hauptstadt Lissabon aus einem speziellen Blickwinkel heraus erkunden möchte, kann den Spuren des bedeutenden Schriftstellers Fernando Pessoa folgen. Auf diese Weise lässt sich eine Bildungsreise der poetischen Art erleben.

Über Fernando Pessoa

Der portugiesische Schriftsteller, Dichter und Geisteswissenschaftler Fernando Pessoa (1888-1935) zählt zu den bedeutendsten Lyrikern des Landes und den wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Pessoa wurde in Lissabon geboren und liebte die Hauptstadt, die er als "Dorf" bezeichnete, sehr.

Den Hauptteil seiner Werke verfasste Pessoa unter den Heteronymen

  • Ricardo Reis
  • Alberto Caeiro und
  • Álvaro de Campos

Den Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte Pessoa in Südafrika, wo seine Mutter erneut heiratete, nachdem Pessoas Vater gestorben war. Als er 17 war, kehrte er in seine Heimatstadt zurück, um Literaturwissenschaft zu studieren; das Studium beendete er jedoch nicht.

Er war bekannt für die Nutzung von Heteronymen, unterschiedliche fiktive Schriftsteller mit eigenen Schreibstilen, Biographien und Motiven. Zu seinen Lebzeiten wurde er als Dichter jedoch nur von einer sehr kleinen Anzahl an Freunden geschätzt.

Der Großteil der Manuskripte blieb unveröffentlicht in einer Truhe verschlossen. Seine lyrischen Arbeiten begann Pessoa mit Gedichten; es folgte die Gründung einer Zeitschrift, die jedoch nicht erfolgreich war.

Bekannt war der Schriftsteller auch für das Sammeln von tagebuchartigen Beobachtungen. Diese notierte er auf Zetteln und in Notizbüchern und wollte sie als Werk "Buch der Unruhe" veröffentlichen - erst 47 Jahre, nachdem er gestorben war, wurde die erste Ausgabe veröffentlicht.

Pessoa starb an einer Leberzirrhose; er trank viel Alkohol und rauchte. Seine Gebeine befinden sich seit 1985 im Hieronymus-Kloster in Belém, einem portugiesischen Heiligtum.

Biblioteca Joanina, die Universitätsbibliothek der portugiesischen Universität Coimbra
Biblioteca Joanina, die Universitätsbibliothek der portugiesischen Universität Coimbra

Bedeutende Schauplätze

Freunden des melancholischen Literaten bietet sich die Möglichkeit bei einer Reise nach Lissabon die Stadt aus Pessoas Blickwinkel zu erkunden und durch seine Augen zu sehen.

Die Casa Fernando Pessoa

Mit dem Beginn des literarischen Spaziergangs fängt man am besten in der Casa Fernando Pessoa an. Dabei handelt es sich um ein Forschungszentrum im Stadtteil Campo Ourique, das in der Rua Coelho da Rocha liegt. In dem Haus lebte der Poet bis zu seinem Tod.

Besichtigt werden können in der Casa

  • seine Bibliothek
  • seine Schreibmaschine sowie
  • ein Bild von Pessoa.

Der Einritt ist kostenlos. Obwohl sein Werk insgesamt 24.000 Fragmente umfasst, wurde zu Lebzeiten nur wenig veröffentlicht, sodass der Dichter seinerzeit nicht sehr bekannt war.

Café Marthino do Arcada

Nächste Station des literarischen Spaziergangs ist Pessoas Lieblingscafé mit dem Namen Marthino do Arcada. Dieses liegt im Süden von Lissabon am Praco di Comercio.

Der Tisch, an dem Pessoa stets saß, bleibt ihm zu Ehren noch heute leer. An der Wand des Cafés hängen zahlreiche Fotos, die an ihn erinnern.

Weitere Lieblingsplätze Pessoas

Spaziert man weiter durch Lissabon, fallen einem zahlreiche kleine Details über Fernando Pessoa auf. Dazu gehört vor allem eine Skulptur im Stadtteil Chiado vor dem Café a Brasileira. Der menschenscheue Künstler liebte die einsamen Plätze in den Cafés, die er als Dorf in der Stadt bezeichnete.

Eine weitere Stelle, die Pessoa gerne aufsuchte, war der rustikale Aufzug Elevador de Santa Justa. Dieser führt dreißig Meter in die Höhe. Angekommen auf einer Terrasse bietet sich dem Besucher eine faszinierende Aussicht auf Lissabon, die auch schon der Dichter sehr zu schätzen wusste.

Wer das Grab Fernando Pessoas aufsuchen möchte, begibt sich mit der Straßenbahn nach Belem, einem Vorort von Lissabon. Dort befindet sich im Hieronymuskloster die letzte Ruhestätte des Literaten.