Mit der Bahn durch Deutschland - Konzept und Merkmale deutscher Züge im Personennahverkehr

Die Bahn zählt hierzulande zu den beliebtesten Transportmitteln; dabei wird sie tagtäglich für viele berufliche sowie Freizeitfahrten genutzt. Die Deutsche Bahn verfügt über zahlreiche verschiedene Zuggattungen für den Personennahverkehr. Dazu gehören vor allem die S-Bahn, die Regionalbahn und der Regional-Express. Informieren Sie sich über das Konzept sowie die Merkmale deutscher Züge im Personennahverkehr.

Von Jens Hirseland

Die Leistungen der deutschen Eisenbahngesellschaften im öffentlichen Personennahverkehr werden als Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bezeichnet. So steuern bestimmte Zuggattungen nahe gelegene oder regionale Ziele an. Die Merkmale und Konzepte sind je nach Zuggattung unterschiedlich.

Deutsche Zuggattungen im Personennahverkehr

Die Bahn zählt in Deutschland zu den beliebtesten Transportmitteln. So lassen sich mit ihr leicht Ziele im ganzen Land erreichen. Sowohl für den Personenfernverkehr als auch für den Personennahverkehr gibt es bestimmte Zuggattungen. Züge, die für den Schienpersonennahverkehr zuständig sind, bezeichnet man auch als Züge des Nahverkehrs.

Zu diesen Zuggattungen zählen die S-Bahn (S), der Stadt-Express (SE), die Regionalbahn (RB), der Regionalexpress (RE) sowie der Interregio-Express (IRE). Je nach Zuggattung sind die Reichweite der Ziele, die Länge der Bahnstrecken, die Reisegeschwindigkeit und die Beförderungskonzepte unterschiedlich.

Im Folgenden stellen wir die unterschiedlichen Züge des Nahverkehrs im Überblick dar.

Die S-Bahn (S)

Die S-Bahn (S) zählt zu den Zuggattungen des Schienenpersonennahverkehrs. Geprägt wurde der Begriff "S-Bahn" Ende der 20er Jahre in Berlin und diente dort als Abkürzung für "Stadtschnellbahn" oder "Stadtbahn".

Merkmale und Unterschiede zu anderen Zuggattungen

Im Gegensatz zu anderen Zuggattungen findet man die S-Bahn meist nur innerhalb von Ballungsräumen und Städten. Betrieben wird sie in der Regel von staatlichen Eisenbahngesellschaften bzw. deren Tochterfirmen.

Zu den Merkmalen der S-Bahn zählt ihre höhere Leistungsfähigkeit. So steuert sie mehr Bahnhöfe an als andere Zuggattungen des Schienenregionalverkehrs.

Nicht selten fährt sie auf eigens für sie eingerichteten Gleisen. Sie kann aber in Außenabschnitten auch die gleichen Gleise benutzen wie konventionelle Züge.

Im Unterschied zu anderen Zuggattungen verkehren S-Bahnen nach einem Taktfahrplan mit dichter Zugfolge. Außerdem sind sie mit anderen öffentlichen Verkehrsangeboten verknüpft. Um dem raschen Wechsel von Fahrgästen gewährleisten zu können, verfügen S-Bahnen über entsprechend konzipierte Züge, die eine hohe Beförderungskapazität aufweisen und stark beschleunigen bzw. abbremsen können.

Die Bahnsteighöhen für S-Bahnen sind für das stufenlose Einsteigen und Aussteigen angelegt. Im Unterschied zu U-Bahnen weisen S-Bahnen meist mehr Linienverzweigungen auf.

Diese Verzweigungen laufen wie in einem Netz auf einer oder mehreren Stammstrecken zusammen. Auf diese Weise kommt es zu einer dichten Zugfolge. Während die S-Bahn der Eisenbahn zugeordnet wird, rechnet man die U-Bahn der Straßenbahn zu.

S-Bahnen in Deutschland

Das Angebot an S-Bahnen ist in Deutschland vielfältig. So gibt es 16 verschiedene S-Bahn-Netze. Dazu gehören vor allem

  • die S-Bahn Berlin
  • die S-Bahn Hamburg
  • die Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen und die S-Bahn Rhein-Neckar, die aus Regionalverkehrsnetzen entstanden
  • die Breisgau S-Bahn, die mit Dieseltriebzügen fährt, sowie
  • die S-Bahn Leipzig und die S-Bahn Dresden, die Wendezüge betreiben.
Die S-Bahnen verkehren in Ballungsgebieten mit dichter Taktfolge
Die S-Bahnen verkehren in Ballungsgebieten mit dichter Taktfolge

Der Stadt-Express (SE)

Der Stadt-Express trug in früheren Jahren zum Teil auch die Bezeichnung City-Bahn (CB) und zählte zu den Zuggattungen der Deutschen Bahn. Dabei wurden Städte und Ballungsgebiete mit dem benachbarten Umland verbunden.

Später nahm die Deutsche Bahn die Bezeichnungen Stadt-Express und City-Bahn jedoch vom Markt. Seitdem erbringen andere Zuggattungen wie der Regional-Express und die Regionalbahn die entsprechenden Leistungen.

Allerdings gibt es nach wie vor Zweckverbände, die die Leistungen des Stadt-Express weiter nutzen möchten. So führen heutzutage einige private Anbieter von Nahverkehrslinien die Bezeichnung Stadt-Express.

In Hessen wird die Bezeichnung "Stadt-Express" noch von dem Verkehrsverbund RMV (Rhein-Main-Verkehrsverbund) verwendet, der über mehrere SE-Linien verfügt. Diese verbinden das hessische Umland, das abseits des Rhein-Main-Gebietes liegt, mit der Stadt Frankfurt am Main.

Konzept des Stadt-Express

Das Konzept des Stadt-Express beruhte darauf, das weitere Umland von Städten und Ballungsgebieten zu erschließen, sodass dort jeder Bahnhof angefahren wurde. In den Kerngebieten von Ballungsräumen, in denen auch andere Zuggattungen wie die Regionalbahn und die S-Bahn verkehrten, bediente der Stadt-Express jedoch nur die wichtigsten Bahnhöfe. Diesem Konzept folgten allerdings nicht alle Stadt-Express-Linien konsequent.

Die Regionalbahn (RB)

Ebenfalls zu den Zuggattungen der Deutschen Bahn gehört die Regionalbahn (RB). Die Regionalbahn stellt den Nachfolger des Personenzuges und des Nahverkehrszuges dar.

Entstehung

Eingeführt wurde die Regionalbahn in den 80er Jahren von der Deutschen Bundesbahn zusammen mit der City-Bahn (CB) und der RegionalSchnellBahn. Als erste Regionalbahn gilt die 1987 in Betrieb genommene Chiemgaubahn. Anfangs bezeichnete man nur Nahverkehrslinien als Regionalbahn, auf denen neue oder modernisierte Züge verkehrten.

Alle anderen Nahverkehrszüge erhielten zunächst keine Angabe ihrer Zuggattung. Dies änderte sich 1995, als die Deutsche Bahn die Bezeichnung für alle Nahverkehrszüge verwendete. Seit dem Zusammenschluss von Deutscher Bundesbahn (DB) und Deutscher Reichsbahn (DR) im Jahr 1994 ist RB als Kürzel für die Regionalbahn gebräuchlich.

Merkmale der Regionalbahn

Typisch für Regionalbahnen ist, dass sie in der Regel im Rahmen eines Taktfahrplans im Stundentakt verkehren und auf festen Linien fahren. Gelegentlich können sie auch alle 30 Minuten oder alle zwei Stunden halten. Bedient werden sämtliche Bahnhöfe und Haltestellen auf der Strecke.

Besteht dagegen Parallelverkehr mit einer S-Bahn, steuert die Regionalbahn jedoch meist nur die Haltestellen mit höherem Fahrgastaufkommen an. Manche Regionalbahnen werden auch mit Eigennamen versehen, wie beispielsweise die Mittelrheinbahn.

Auf zahlreichen Nebenbahnstrecken ist die Regionalbahn oft die einzige Bahnverkehrsmöglichkeit. Viele dieser Strecken werden seit einigen Jahren von privaten Bahnen betrieben, die über relativ kleine Fahrzeugparks verfügen. Mitunter verkehren die Privatbahnen unter bestimmten Produktnamen, sodass die Bezeichnung "Regionalbahn" dann entfällt.

In ländlichen Gebieten kann es vorkommen, dass eine Regionalbahn nicht jeden Bahnhof, sondern nur spezielle Haltepunkte ansteuert. Auf den Hauptstrecken befährt die DB Regio die Regionalbahn.

Oftmals wechseln sich die Regionalbahnen mit dem Regional-Express ab. Dieser hält in der Regel nur an bedeutenden Bahnhöfen. Mitunter verkehren die Regionalbahnen auch auf langen Strecken.

Ein weiteres Merkmal von Regionalbahnen ist, dass sie im Unterschied zum Personenfernverkehr häufig ohne Zugbegleiter fahren, sofern aus technischen oder ausschreibungsbedingten Gründen keine Begleiter erforderlich sind. In Triebwagen befindet sich zumeist nur ein Triebfahrzeugführer, der als Zugführer fungiert. Die Kontrolle der Fahrkarten erfolgt stichprobenartig und wird entweder von Zugbegleitern oder externen Prüfern vorgenommen.

Die Regionalbahn bediehnt meist alle Bahnhöfe auf der Strecke
Die Regionalbahn bediehnt meist alle Bahnhöfe auf der Strecke

Der Regionalexpress (RE)

Den Regional-Express (RE) gibt es seit 1994. Hervorgegangen ist er aus früheren Zuggattungen wie dem Eilzug und der RegionalSchnellBahn. Eine Variante des Regional-Express stellt der Interregio-Express (IRE) dar.

Merkmale

Im Unterschied zur Regionalbahn sind die Abstände zwischen den Haltestellen beim Regional-Express größer. Außerdem verfügt er über

  • längere Laufwege
  • eine schnellere Reisegeschwindigkeit sowie
  • mehr Transportkapazität.

Da jedoch manche Regional-Express-Linien nicht parallel zu Regionalbahnlinien verlaufen, lassen sich die Abgrenzungen nicht präzise definieren. So halten sie zum Beispiel an allen Bahnhöfen. Darüber hinaus dürfen nichtbundeseigene Bahngesellschaften die rechtlich geschützte Bezeichnung Regional-Express nicht nutzen und müssen bei ihren Regionalzügen auf Eigennamen zurückgreifen, wodurch die Grenzen zwischen den Zuggattungen noch undeutlicher werden.

In den meisten deutschen Bundesländern fahren die Regional-Express-Linien auf festen Linien und verkehren innerhalb eines Taktfahrplans alle ein bis zwei Stunden. Manchmal erhalten die Linien auch regionale Eigennamen wie zum Beispiel Rhein-Express oder Schwarzwaldbahn.

Besonders populär ist der Regional-Express bei Nutzern des Ländertickets oder des Wochenendtickets, da sich mit dieser Zuggattung auch größere Entfernungen überbrücken lassen. So fährt der Regional-Express auf einigen Hauptverkehrsstrecken nur wenig langsamer als Fernverkehrszüge. Als schnellster Regional-Express gilt der München-Nürnberg-Express mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.

Mit dem Regionalexpress lassen sich auch längere Strecken zurücklegen
Mit dem Regionalexpress lassen sich auch längere Strecken zurücklegen da die Reisegeschwindigkeit höher ist

Der Interregio-Express (IRE)

Eine weitere Zuggattung des Schienenpersonennahverkehrs ist der Interregio-Express (IRE). Er gilt als spezielle Form des Regional-Express, verkehrt aber nur in bestimmten Bundesländern.

Entstehung

Eingeführt wurde der Interregio-Express im Sommer 2001, da immer mehr Interregio-Linien durch den Fernverkehr der Deutschen Bahn entfielen. Auf diesen Linien bestellten dann einige Bundesländer ersatzweise IRE-Züge. Die Deutsche Bahn führte den Interregio-Express aber auch auf Strecken ein, die nie vom Interregio-Express befahren wurden, wie beispielsweise auf der Strecke Ulm - Aalen.

Zu den Bundesländern, in denen der Interregio-Express eingesetzt wird, zählen

  • Bayern
  • Sachsen
  • Hessen und
  • Baden-Württemberg.

Grenzüberschreitend fährt der IRE auch bis nach Frankreich und in die Schweiz.

Merkmale

Der Unterschied zwischen dem Interregio-Express und dem Regional-Express besteht vor allem darin, dass der IRE an noch weniger Bahnhöfen Halt macht, als der RE. Während die Finanzierung der Regional-Express-Linien über Regionalisierungsmittel erfolgt, betreibt die Deutsche Bahn die IRE-Linien zumeist eigenwirtschaftlich.

Zu den besonderen Merkmalen des Interregio-Express gehört, dass er sich mit sämtlichen Nahverkehrsfahrscheinen der Gruppe C der Deutschen Bahn und den Fahrscheinen der Verkehrsverbünde nutzen lässt. Zwischen den Bahnhöfen Ulm und Basel sind auch spezielle IRE-Sprinter unterwegs, die noch weniger Stationen ansteuern als die herkömmlichen IRE-Züge. Die IRE-Sprinter stellen jedoch keine offizielle Zuggattung dar.