Die verschiedenen Phasen der Trauer

Trauern ist ein Prozess, der in verschieden Phasen durchlebt wird. Es gibt einige Ansätze, welche die Phasen der Trauer beschreiben, doch allesamt beschreiben sie den Trauerprozess als eine Zeit, die mit großem Schock und Fassungslosigkeit beginnt, bis man irgendwann anfängt, den Verlust zu akzeptieren. Lesen Sie über die unterschiedlichen Phasen der Trauerbewältigung.

Von Claudia Rappold

Der Verlust eines lieben Menschen sorgt für einen tiefen Einschnitt im Leben derjenigen, die von ihm verlassen werden. Selbst wenn der Tod vorhersehbar war, beispielsweise aufgrund einer unheilbaren Erkrankung, begreift man häufig erst viel später, was es heißt, mit dem Tod konfrontiert zu werden.

Es folgt ein Prozess der Trauer, der unterschiedlich lang andauern und sich ebenso unterschiedlich zeigen kann. Er erfolgt in mehreren Phasen.

Diese Phasen gehen in der Regel ineinander über, können aber im Verlauf des Prozesses auch wieder im Wechsel auftreten. Wie lange sie jeweils andauern und wie intensiv sie auftreten, ist bei jedem Menschen anders. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang auch, wie eng die Beziehung zu dem Verstorbenen war.

Im Verlauf des Trauerprozesses sollte sich der Betroffene einige Ratschläge zu Herzen nehmen, um diese Zeit besser zu bewältigen; entsprechende Tipps geben wir hier. Im Folgenden gehen wir auf die unterschiedlichen Phasen der Trauer ein.

Junge Frau in Trauerkleidung und Schleier hält rote Rose vor rote Lippen
Junge Frau in Trauerkleidung und Schleier hält rote Rose vor rote Lippen

Fassungslosigkeit und Entsetzen

Zuerst kommt wohl die Fassungslosigkeit. Trauerbewältigung ist eine regelrechte Trauerarbeit.

Am Anfang steht vor allen Dingen das "Nicht wahrhaben wollen" und das "Sich wehren". Die Trauer entsteht immer durch einen Verlust oder einer Trennung. Das womit man nicht gerechnet hat, ist eingetreten und traurige Realität geworden.

Gerade Tod und Trauer gehören immer noch zu den Tabuthemen. Trauer ist in der Gesellschaft nicht wirklich erwünscht, konfrontiert sie doch immer mit eigenen Ängsten. Dazu kommen für den Trauernden auch ein großes Entsetzen und oft auch eine emotionale Starre.

Diese Phase wird auch als Schockphase bezeichnet. Wie lange der Schock anhält, kann ganz unterschiedlich sein. In manchen Fällen dauert er noch bis lange nach der Beerdigung des Verstorbenen an. Trotz Bestattung möchte man den Tod nicht wahrhaben.

Wut und Aggressionen

Anschließend kann die Fassungslosigkeit in Wut und Aggression umschlagen. Aber auch Niedergeschlagenheit und Angst können sich breit machen. Jeder Mensch trauert anders und deshalb sind die verschiedenen Phasen auch unterschiedlich geprägt.

Es können auch widerstreitende Gefühle aufkommen und sogar Hass und Neid auf glückliche Menschen. Diese emotionale Achterbahnfahrt macht den Betroffenen besonders zu schaffen. Oft kommt auch ein Entsetzen über die eigenen Gefühle hinzu und die Hilflosigkeit, ihnen ausgeliefert zu sein.

Nach der Schockphase brechen sämtliche Gefühle aus. Typisch sind auch Schuldgefühle; besonders Eltern, die ihr Kind verloren haben, können von diesen übermannt werden.

Verdrängung

Für den Trauernden ist es wichtig zu wissen, dass all diese Gefühle normal sind und zum Trauerprozess dazu gehören. Deshalb sind ein Austausch und professionelle Hilfe sehr hilfreich. Manche Menschen neigen auch dazu, die Trauer zu verdrängen; oft richten sich die Gefühle dann gegen den Trauernden

Gefühle zu verdrängen ist immer eine schlechte Option, denn sie können sich auch psychosomatisch manifestieren. Auch im Umgang mit Schuldgefühlen braucht man Hilfe und Unterstützung.

Verzweiflung und Depression

Schließlich kann es zu Verzweiflung und Depressionen in unterschiedlichen Schweregraden kommen. Das kann bis zur vollkommenen Apathie und Lethargie gehen. Der Betroffene

  • ist zu nichts mehr fähig
  • zieht sich zurück und isoliert sich und
  • möchte von der Welt nichts mehr sehen und nichts mehr hören.

Die einfachsten Verrichtungen fallen schwer, und manchmal liegt der Trauernde nur noch im Bett. In dieser Phase ist die Hilfe des Umfelds besonders wichtig.

Denn aus so einem Tief kann man sich selbst kaum herausholen. Diese ganzen Phasen sind immer auch von Abwehr und Widerstand geprägt.

Möglich ist auch, dass der Trauernde Gespräche mit dem Verstorbenen führt. Man durchlebt innerlich noch mal vertraute Situationen. Wenn Kinder trauern, erleben sie diese Phase oftmals besonders intensiv.

Akzeptanz

Irgendwann kommt dann die Phase der Akzeptanz. Der Verlust wird, wenn auch noch trauernd, akzeptiert.

Das ist die Phase, in der dann auch Heilung eintreten kann. Jetzt kann auch eine Neuorientierung stattfinden und der Trauernde kann sein Leben neu ausrichten. Dann sind auch meistens die Bereitschaft und die Kraft da, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen.

Mit dem Verlust kommt der Trauernde nun deutlich besser zurecht. Der Trauerprozess kann schließlich friedlich abgeschlossen werden, ohne dass man Angst haben muss, erneut in ein depressives Loch zu fallen. Man könnte sagen, dass der Verstorbene zum Teil des Inneren geworden ist; an diesen kann man sich immer wieder erinnern.