Spott unter Kindern - Warum sich Kinder hänseln und beleidigen

Das Verhalten von Kindern ist oft nur schwer nachvollziehbar. So stellen sich Erwachsene häufig die Frage, warum sich Kinder denn ständig hänseln und beleidigen. Doch was sind die Gründe, dass es insbesondere im Kindergarten und der Schule zum Spott unter Kindern kommt? Lesen Sie über Spott unter Kindern und informieren Sie sich über mögliche Gründe.

Maria Perez
Von Maria Perez

Spott unter Kindern: Ausprägung und Zielgruppen

Dass sich Kinder hin und wieder necken und hänseln, ist völlig normal und gehört zur Entwicklung dazu. So gibt es immer jemanden, der stärker sein will, genau so wie denjenigen, der für den Moment nicht in das Gruppenbild passt und aus diesem Grund verspottet wird.

Oft handelt es sich nur um eine Phase, in der der Nachwuchs beispielsweise Grenzen testet und lernt, Freunde zu wählen - dazu gehört auch, zu erkennen, wer einem eben nicht sympathisch ist. Gemeinheiten unter Kindern sind ein beliebtes Mittel, sich auszudrücken.

In welchem Ausmaß sich diese zeigen, kann ganz unterschiedlich sein. So sind harmlose Hänseleien möglich, ebenso wie grober Spott und Mobbing. Typische Merkmale sind etwa

  • das Wegnehmen von Sachen
  • das Äußern von Gemeinheiten
  • ein Verhalten, bei dem ein Kind absichtlich ignoriert wird
  • das unter Druck setzen
  • das Lächerlichmachen vor einer Gruppe

Wer ist betroffen?

Häufig zeigt sich, dass besonders folgende Zielgruppen verspottet und gehänselt werden: Kinder

  • mit geringem Selbstwertgefühl
  • mit körperlicher Schwäche
  • mit Angst und Unsicherheit
  • mit stiller Persönlichkeit
  • mit geringer Anpassungsbereitschaft
  • mit Merkmalen, die von der Klassennorm abweichen
Schüler in blauem Poloshirt und mit grünem Rucksack hält ein Tablet und wird im Hintergrund von zwei Schülern verspottet
Schüler in blauem Poloshirt und mit grünem Rucksack hält ein Tablet und wird im Hintergrund von zwei Schülern verspottet

Mögliche Gründe

Zunächst einmal reflektieren Kinder häufig kaum über das eigene Verhalten. So werden sich keine Gedanken gemacht, welche Auswirkungen die eigenen Aussagen und Verhaltensweisen auf die Mitmenschen haben können. Es ist deshalb möglich, dass andere Kinder gehänselt und teils sogar gezielt beleidigt werden, ohne dass sich das Kind über die Falschheit des Verhaltens im Klaren wäre.

Dieser Faktor spielt allerdings mit zunehmendem Alter eine immer geringere Rolle. Die Fähigkeit der Empathie ist schließlich schon bei Grundschulkindern soweit entwickelt, dass die Einsicht vorherrschen müsste, dass der Spott andere verletzt.

Die Demonstration der eigenen Macht

Des Weiteren hänseln Kinder aber auch, um ihre eigene Macht zu zeigen. Dieser Faktor spielt insbesondere in Schulen eine wichtige Rolle.

Als Erwachsener fällt es oft schwer nachzuvollziehen, welche lebenswichtige Rolle das Schulleben für die Kinder spielt. Erinnert man sich allerdings an die eigene Schulzeit, dann dürfte klar werden, dass die Schule für die Kinder alles ist.

So gilt es sich an diesem Ort, welcher Anerkennung und persönliche Weiterentwicklung verspricht, entsprechend zu profilieren. Das Verspotten anderer Mitschüler wird dann leider häufig als ein "cooles" Verhalten eingestuft, welches zudem noch zum Aufstieg in der Klassenhierarchie verhelfen kann.

Das Ergebnis sozialen Drucks

Spotten kann bei Kindern zudem auch vom sozialen Druck stammen. Wird beispielsweise ein Mitglied der Gruppe als Außenseiter eingestuft und entsprechend behandelt, dann würde man sich nur selbst als Nebenziel der Hänseleien anbieten, wenn man das Opfer nicht auch Verspotten würde. Signalisiert man als Kind demnach Solidarität für den Betroffenen, dann mag dies zwar eine reife Geste sein, führt aber häufig zu Konflikten mit den eigenen Kameraden.

Das Verstecken eigener Schwächen

Letztlich sind Hänseleien und Beleidigungen unter Kindern häufig noch ein Instrument, um von den eigenen Schwächen abzulenken. Bei vielen Kindern besteht die unterschwellige Angst der persönlichen Bloßstellung. Wird deshalb ein anderer verspottet, so richtet sich die Aufmerksamkeit der Gruppe auf dessen Schwächen, nicht auf die eigenen.

Weitere mögliche Gründe

Neben den erwähnten Ursachen können auch folgende Gründe eine Rolle spielen:

  • Langeweile/Unterforderung
  • Abreagieren von Ärger und Wut
  • Unzufriedenheiten in der Schule
  • das Weitergeben von erlebten Unrechts
  • eigene Erfahrungen, etwa in Form von Mobbing
  • mangelnde Konfliktfähigkeit

Fazit

Insgesamt gibt es viele Gründe, warum Kinder hänseln und beleidigen. Als Erwachsener sollte man allerdings nur in schwereren Fällen eingreifen, da sich das Verhalten sonst zumeist noch verschlimmert.

Mädchen sitzt traurig auf Wiese und wird von Mädchen im Hintergrund ausgelacht
Mädchen sitzt traurig auf Wiese und wird von Mädchen im Hintergrund ausgelacht

Tipps für Eltern betroffener Kinder

Wird der Nachwuchs in der Schule oder im Kindergarten verspottet, sollten Eltern ihr Kind dabei unterstützen, Schlagfertigkeit zu lernen. Besonders Kinder mit geringem Selbstbewusstsein wissen in der jeweiligen Situation nicht, wie sie sich gegen den Spott der anderen wehren können.

Wie bereits erwähnt, sind häufig eben genau diejenigen betroffen, die in das Schema des Opfers passen: unsichere Kinder, die sich schwer tun, schlagfertig zu reagieren. Stattdessen lassen sie die Hänseleien einfach über sich ergehen, verlassen den Raum oder fangen schlimmstenfalls an zu weinen.

Es gilt, Mut zu zeigen und aktiv auf den Spott zu reagieren. Dies ist beispielsweise durch Antworten möglich, die das Gegenüber

  • zum Lachen bringt
  • verwirrt
  • verunsichert oder
  • überrascht.

Auf diese Weise ist es möglich, die Opferrolle zu verlassen. Diejenigen, die das Kind verspottet haben, werden in diesem Fall schon bald das Interesse an weiteren Sticheleien verlieren. Solche Antworten kann man dem Nachwuchs nahelegen und entsprechende Situationen gemeinsam üben.

Besonders wichtig ist es, dem Kind zu zeigen, dass man seine Sorgen und Ängste ernst nimmt. Man muss ihm aufmerksam zuhören und es dazu ermutigen, über seine die Gefühle zu sprechen.

Keinesfalls darf man die Situation herunterspielen. Stattdessen gilt es, Hilfe anzubieten und das Problem gemeinsam anzugehen.

Doch natürlich auch, wenn das eigene Kind der Täter ist, muss man als Elternteil eingreifen. Wichtig ist,

  • mit seinem Nachwuchs über die Situation oder den Vorfall zu sprechen
  • ihm mitzuteilen, was man als Mutter und Vater darüber denkt
  • herauszufinden, warum das eigene Kind andere Menschen verspottet
  • Grenzen zu setzen
  • über Konsequenzen zu sprechen
  • Hilfe anzubieten, um das Verhalten zu ändern
  • mit den Lehrern zu sprechen und sich auch hier über mögliche Lösungen auszutauschen.