Transferrin - Bedeutung und Bestimmtung der Transferrinsättigung (TFS)

Das Glykoprotein Transferrin ist ein Transportprotein, das im Blutkreislauf Zellen mit Eisen versorgt. Der Transferrin-Wert selbst spielt in der Diagnostik keine große Rolle, dafür aber die Transferrinsättigung (TFS), mithilfe derer sich ein Eisenmangel feststellen lassen kann. Erfahren Sie in diesem Artikel alles Wichtige zum Transferrin und der Transferrinsättigung.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei Transferrin?

Transferrin zählt zu den Glykoproteinen aus der Beta-Globulin-Gruppe, entsteht in der Leber und sorgt im Organismus für den Eisentransport.

Spezielle Transferrin-Rezeptoren binden das Protein auf der Zelloberfläche. Zusammen mit den Rezeptoren erfolgt die Aufnahme des Transferrins in die Körperzellen durch Endozytose. Dadurch entstehen Vesikel, die intrazellulär zu den Endosomen weitergeleitet werden.

Im sauren Milieu der Endosomen löst sich das Eisenion aus dem Proteinkomplex. Nach dessen "Leerung" kann der Eiweißkomplex wieder zur Oberfläche der Zelle zurückkehren. Eine weitere Spaltung des Transferrins von seinem Rezeptor findet im neutralen Milieu des Extrazellulärraums statt. Dadurch lässt es sich erneut zum Transport von Eisen verwenden.

Wird vom Organismus mehr Eisen benötigt, zeigen sich die Transferrinrezeptoren verstärkt. Das beladene Transferrin bindet sich an die Rezeptoren, wodurch das Eisen an die Körperzelle abgegeben werden kann.

Spezielle Transferrin-Formen: Beta-2-Transferrin und CDT

Es gibt zwei spezielle Transferrinformen, die in der Diagnostik von Bedeutung sein können: Das Beta-2-Transferrin (b2-Transferrin) sowie das Carbohydrate Deficent Transferrin (CDT).

Zu finden ist das Beta-2-Transferrin vor allem in Gelenk- und Gehirnflüssigkeit. Im Falle eines Schädelbasisbruchs besteht das Risiko, das Hirnwasser aus Ohren oder Nase abfließt. Zu diagnostischen Zwecken wird das Sekret darauf untersucht, ob es Beta-2-Transferrin enthält. Ist dies der Fall, gilt dies als Beweis für einen Schädelbasisbruch.

Mithilfe des CDT lässt sich abklären, wie viel Alkohol der Patient in den letzten 14 bis 21 Tagen zu sich genommen hat. Die Bestimmung erfolgt bei Suchtpatienten, um bei ihnen einen möglichen Rückfall festzustellen.

Transferrin-Wert

Zu welchem Zweck wird der Transferrin-Wert bestimmt?

In der medizinischen Diagnostik spielt das Transferrin nur eine untergeordnete Rolle. Bei Störungen innerhalb des Eisenstoffwechsels wird der Eisenwert im Blutserum ermittelt. Von Bedeutung ist aber die Transferrinsättigung, durch die sich feststellen lässt, welche Eisenmengen sich an ein Transportprotein binden.

Normalwerte für Transferrin

Liegt ein erhöhter Bedarf des Körpers nach Eisen vor, wird die Herstellung des Transferrins in der Leber verstärkt. Die Normalwerte richten sich nach dem Lebensalter der untersuchten Person.

  • 200 bis 360 mg/dl bei erwachsenen Menschen ab 18 Jahren
  • 174 bis 446 mg/dl in einem Alter von 1 bis 17 Jahren
  • 156 bis 321 mg/dl in einem Alter von 8 Tagen bis 12 Monaten
  • 130 bis 225 mg/dl in den ersten sieben Lebenstagen

Zu niedriger Transferrin-Wert

Grund für einen niedrigen Transferrin-Wert ist in den meisten Fällen eine Eisenüberladung. Verursacht wird sie hauptsächlich durch die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose. Aber auch durch eine Vielzahl an Bluttransfusionen können die Werte sinken.

Das Transferrin gehört ferner zu den Akute-Phase-Proteinen. Tritt eine akute Entzündung auf, hat dies wiederum die Abnahme der Transferrin-Konzentration zur Folge. Ebenso ist das Absinken des Transferrin-Wertes durch Leberfunktionsstörungen möglich.

Zu hoher Transferrin-Wert

Eisenmangel hat in den meisten Fällen einen Anstieg des Transferrin-Wertes zur Folge. Dieser wird in der Regel durch eine Mangelernährung verursacht. Manchmal sind aber auch Eisenaufnahmestörungen für den Eisenmangel verantwortlich. Diese können im Rahmen von Erkrankungen wie einer Zöliakie oder Morbus Crohn auftreten. Als weiterer Auslöser kommt chronischer Blutverlust infrage.

Was geschieht bei Veränderungen des Transferrin-Wertes?

Auf welche Weise die Behandlung bei veränderten Transferrin-Werten stattfindet, richtet sich nach der auslösenden Erkrankung. In der Regel lässt sich Eisenmangel durch eine Umstellung der Ernährungsweise behandeln. Ansonsten erhält der Patient Eisentabletten. Manchmal muss auch eine Transfusion mit Medikamenten, die Eisen enthalten, stattfinden.

Bei niedrigen Transferrin-Werten lassen sich weitere Blutuntersuchungen durchführen, wie eine Bestimmung der Lebertransaminasen. Ebenso kann eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) sinnvoll sein. Liegen neben den niedrigen Transferrin-Werten erhöhte Werte von anderen Entzündungsparametern vor, spricht dies für eine akute Infektion.

Transferrinsättigung

Mithilfe der Transferrinsättigung (TFS) lässt sich ein Eisenmangel feststellen. So kann durch sie ermittelt werden, welche Menge an Eisen vom Transferrin gebunden wurde und ob eine "Sättigung" vorliegt.

Wie wird die Transferrinsättigung bestimmt?

Zur Bestimmung der Transferrinsättigung gibt der Patient nüchtern eine Blutprobe ab. Für die Analyse wird der Eisengehalt, dessen Angabe in mmol/l erfolgt, durch den Transferringehalt (mg/dl) geteilt. Anschließend erfolgt die Multiplikation des sich daraus ergebenen Wertes mit dem Faktor 398. Mit dem Resultat wird in Prozent ermittelt, wie viel verfügbares Transferrin Eisen enthält.

Normalwerte der Transferrinsättigung

  • bei erwachsenen Personen ab 18 Jahren 16 bis 45 Prozent
  • im Alter zwischen 14 und 17 Jahren 6 bis 33 Prozent
  • im Alter zwischen 10 bis 13 Jahren 11 bis 36 Prozent
  • im Alter zwischen 5 und 9 Jahren 16 bis 43 Prozent
  • im Alter zwischen 1 und 4 Jahren 7 bis 44 Prozent
  • im Alter zwischen 6 bis 12 Monaten 10 bis 47 Prozent
  • im Alter zwischen 15 Tagen und 5 Monaten 10 bis 43 Prozent
  • im Alter zwischen 8 und 14 Tagen 30 bis 99 Prozent
  • im Alter zwischen 2 und 7 Tagen 11,4 bis 46 Prozent
  • am ersten Lebenstag 29,4 bis 44 Prozent
  • bei frühgeborenen Kindern 11,4 bis 44,2 Prozent

Zu niedrige Transferrinsättigung

Für eine niedrige Transferrinsättigung ist zumeist Eisenmangel verantwortlich. Die Ursachen dafür lassen sich allerdings nur durch zusätzliche Blutuntersuchungen herausfinden, wie durch die Ermittlung des Ferritin-Wertes.

Fällt der Ferritin-Wert sehr hoch aus und liegt nur eine mäßig niedrige Transferrinsättigung vor, sprechen die Ärzte von einem funktionellen Eisenmangel, der im Rahmen einer chronischen Entzündung auftreten kann.

Sinkt die Transferrinsättigung auf unter zehn Prozent ab, liegt ein ausgeprägter Eisenmangel vor. Als denkbare Ursachen kommen chronischer Blutverlust oder eine Verringerung der Eisenaufnahme wie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, einer Zöliakie oder einer Mangelernährung in Betracht.

Ebenso kann ein verstärkter Bedarf nach Eisen bestehen, wie zum Beispiel während einer Schwangerschaft oder während des Wachstums.

Zu hohe Transferrinsättigung

Zu einer zu hohen Transferrinsättigung kommt es durch eine Eisenüberladung. Sie tritt oftmals bei einer hereditären Hämochromatose auf. Ein weiterer möglicher Grund ist die Gabe von Bluttransfusionen in einem kurzen Zeitrahmen.

Steigt die Transferrinsättigung auf mehr als einhundert Prozent an, deutet dies auf das Vorhandensein von freien Eisenionen im Blut hin. Infolgedessen besteht die Gefahr einer schweren Eisenvergiftung, durch die wiederum die Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Was geschieht bei Abweichungen der Transferrinsättigung?

Kommt es zu starken Abweichungen der Transferrinsättigung, ist es wichtig, deren Ursachen medizinisch abzuklären. Anschließend kann eine entsprechende Therapie stattfinden.

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