Thrombozytose - Erhöhter Thrombozytenwert im Blut

Bei einer Thrombozytose ist die Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut auffällig hoch. Der Anstieg des Thrombozytenwertes ist häufig auf relativ harmlose und vorübergehende Ursachen zurückzuführen, wie eine Infektionskrankheit oder Schwangerschaft. Selten kann aber auch eine lebensbedrohende Störung in der Blutbildung, Krebs oder eine Darmerkrankung dahinter stecken. Mehr über die Ursachen und Symptome einer Thrombozytose lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Von einer Thrombozytose ist die Rede, wenn die Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut höher ausfällt als dies gewöhnlich der Fall ist. Sie stellt das Gegenstück zur Thrombopenie dar, bei der die Blutplättchenanzahl zu niedrig ist.

Gesundheitliche Probleme sind durch eine Thrombozytose in der Regel nicht zu befürchten, da sie meist nur vorübergehender Natur ist. Es gibt allerdings auch Komplikationen, die einer Behandlung bedürfen. Eine schwere Form ist die essentielle Thrombozythämie, bei der eine chronische, lebensbedrohende Thrombozytose besteht.

Aufgabe der Thrombozyten

Bei den Thrombozyten handelt es sich um Zellen, die sich an verletzten Blutgefäßen anlagern und dabei Blutklumpen bilden. Indem sich eine große Anzahl an Blutplättchen zusammenschließt, kann die geschädigte Körperstelle abgedichtet werden, sodass das Gewebe die nötige Zeit zur Regeneration erhält. Auf diese Weise geht dem Körper weniger Blut verloren. Das Absichern der Blutbahn stellt die primäre Funktion der Thrombozyten dar.

Die Thrombozytenwerte

Der Normalwert für Thrombozyten schwankt bei erwachsenen männlichen und weiblichen Personen zwischen 150.000 und 380.000 Blutplättchen je Mikroliter. Feststellen lässt sich der Thrombozytenwert durch das Erstellen eines kleinen Blutbildes.

Als Thrombozytose gilt ein Wert von mehr als 500.000 Blutplättchen je Mikroliter. Treten solche Werte auf, empfiehlt sich eine ärztliche Beobachtung.

Bei den meisten Menschen ist der Anstieg der Thrombozytenanzahl nur vorübergehend. Er kommt durch eine erhöhte Herstellung der Blutplättchen zustande, die wiederum auf eine Infektion zurückzuführen ist.

Ursachen einer Thrombozytose

Die Blutplättchen entstehen im Knochenmark des Menschen. Sie werden ins Blut abgegeben und leben im Durchschnitt etwa 8 bis 12 Tage. Anschließend erfolgt ihr Abbau aus dem Körper, der in erster Linie in der Milz, aber auch in der Leber und Lunge stattfindet.

Es gibt verschiedene Gründe für einen Anstieg der Blutplättchen. Dazu gehören vor allem:

  • Infektionskrankheiten
  • Akute Blutungen
  • Chirurgische Eingriffe wie das Entfernen der Milz
  • Die Geburt eines Kindes

Diese Auslöser sind alle nur vorübergehender Natur. Mitunter liegt die Ursache der Thrombozytose aber auch in chronisch entzündlichen Erkrankungen. Das Übermaß an Thrombozyten hält dann dauerhaft an. Zu den häufigsten Ursachen für eine chronische Thrombozytose zählen:

Essentielle Thrombozythämie

Von einer essentiellen oder primären Thrombozythämie sprechen die Ärzte, wenn eine Knochenmarkserkrankung besteht. Davon betroffen sind die hämatopoetischen Stammzellen.

Wodurch die essentielle Thrombozythämie ausgelöst wird, ließ sich bislang nicht genau klären. Sie zählt zu den seltenen myeloproliferativen Erkrankungen.

Es gilt als wahrscheinlich, dass verschiedene mutationsbedingte Gendefekte für sie verantwortlich sind. Durch eine fortwährende Steigerung der Megakaryozyten, bei denen es sich um die Vorläuferzellen der Blutplättchen handelt, bildet sich ein Übermaß an Thrombozyten, deren Ausspülung in das periphere Blut erfolgt.

Reaktive Thrombozytose

Im Falle einer reaktiven oder sekundären Thrombozytose ist eine andere Erkrankung für den Blutplättchenanstieg ursächlich, wie zum Beispiel Tuberkulose oder Rheuma. Gleiches gilt für Eisenmangel und ausgeprägte Blutungen.

Die reaktive Thrombozytose stellt die am häufigsten auftretende Form dar und kommt bei etwa 80 bis 90 Prozent aller betroffenen Personen vor. Als Reaktion auf die auslösende Erkrankung oder Verletzung werden bestimmte Faktoren freigesetzt.

Diese regen wiederum die Bildung der Blutplättchen an. Ein typisches Merkmal der reaktiven Thrombozytose ist, dass sie nur vorübergehend anhält.

Medikamente

Mitunter kann die Einnahme von speziellen Medikamenten unnatürliche Werte der Blutplättchen zur Folge haben. So werden durch die Arzneistoffe sowohl die natürliche Herstellung als auch der Abbau in Mitleidenschaft gezogen. Die meisten Betroffenen leiden jedoch nicht unter den Unregelmäßigkeiten, weil sie nur vorübergehend sind.

Auch wenn eine gewisse Thrombosegefahr besteht, fallen die Vorteile der entsprechenden Medikamente höher aus als dieser Nachteil. Die Entscheidung über die Darreichung der Arzneimittel trifft jedoch stets der behandelnde Arzt.

Symptome einer Thrombozytose

In den meisten Fällen bekommen die Patienten von der Thrombozytose überhaupt nichts mit. Hält sie jedoch über einen längeren Zeitraum an oder fällt sehr intensiv aus, besteht das Risiko von Symptomen und Beschwerden wie:

  • Nasenbluten
  • Zahnfleischbluten
  • Schwindelgefühlen
  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Wadenkrämpfe
  • Nächtliche Schweißausbrüche
  • Tinnitus

Behandlung einer Thrombozytose

Eine medizinische Behandlung ist bei einer Thrombozytose in der Regel nicht erforderlich. Behandlungsbedürftigkeit besteht allerdings bei der essentiellen Thrombozythämie.

Zu diesem Zweck erhält der Patient Arzneimittel, die die Menge der Blutplättchen abbauen. Außerdem muss auch der Gefahr einer Thrombose entgegengewirkt werden, weil das Risiko für ein Blutgerinnsel ansteigt.

Die Patienten erhalten zumeist 75 bis 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS) pro Tag. Vor allem bei einer reduzierten Zirkulation des Blutes in Fingern und Fußzehen gilt die Acetylsalicylsäure als hilfreich.

Prognose bei einer Thrombozytose

Wie die Prognose einer Thrombozytose ausfällt, richtet sich nach der ursächlichen Grunderkrankung. In der Regel sind bei einer reaktiven Thrombozytose keine Komplikationen zu befürchten. Liegt jedoch eine essentielle Thrombozythämie vor, sind verschiedene Komplikationen im Bereich des Möglichen wie:

Eine frühe Behandlung der essentiellen Thrombozythämie steigert die Aussichten für eine positive Prognose.