Leukozytose - Erhöhter Leukozytenwert im Blut

Die Leukozytose stellt das Gegenteil der Leukopenie dar. So tritt bei ihr eine erhöhte Menge an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im peripheren Bereich des Blutes auf. Dadurch erhöht sich der Leukozytenblutwert. Um eine spezielle Krankheit handelt es sich bei der Leukozytose nicht. Vielmehr ist sie eine medizinische Beobachtung und unterstützt die Ärzte bei der Diagnose von Erkrankungen. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Leukozytose.

Von Jens Hirseland

Die normalen Leukozytenwerte schwanken zwischen 4.000 und 11.000 Leukos je Mikroliter Blut.

Liegen die Werte leicht über 11.000 Leukos, ist von einer leichten Leukozytose die Rede. Steigen die Werte auf mehr als 100.000 Leukos pro Mikroliter an, besteht eine Hyperleukozytose.

Allerdings bedeutet der Leukozytenwert nur einen kleinen Teil der Gesamtdiagnose. So spielen noch weitere Blutwerte eine wichtige Rolle. Gleiches gilt für den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.

Aufgaben von Leukozyten

Die Leukozyten bilden einen wichtigen Bestandteil des menschlichen Abwehrsystems. Zum Teil gehen sie gegen Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien vor. Darüber hinaus sind sie für die Herstellung von Antikörpern verantwortlich. Damit diese beiden Bestandteile des Immunsystems funktionieren, bedarf es der vollständigen Funktion der Leukozyten. Diese lassen sich noch einmal in verschiedene Formen einteilen:

  • Lymphozyten
  • Monozyten
  • Granulozyten
Rote und weiße Blutkörperchen
Rote und weiße Blutkörperchen

Ursachen einer Leukozytose

Die Ursachen für eine Leukozytose sind ganz unterschiedlich. Die Menge der Leukozyten erhöht sich immer dann, wenn das Immunsystem unter Druck gerät. Ursächlich dafür sind meist Infektionen durch Viren, Bakterien, Einzeller oder Würmer. Aber auch andere Auslöser kommen für eine Leukozytose in Betracht.

  • Bakterien- oder Virusinfektionen
  • Wurmerkrankungen
  • Parasitenbefall
  • Entzündungen wie eine Appendizitis (Blinddarmentzündung), eine Adnexitis (kombinierte Eierstock- und Eileiterentzündung) oder eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
  • Allergien wie gegen Pollen, Tierhaare, Hausstaub oder Arzneimittel
  • Laktose-Intoleranz
  • Unverträglichkeit gegen Gluten
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Rheumatisches Fieber
  • Rheumatische Endokarditis
  • Hasimoto-Thyreoiditis
  • Schwangerschaft

Leukämie

Als Sonderfall unter den Ursachen der Leukozytose gilt die Leukämie (Blutkrebs). Die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht sich dabei deutlich intensiver als bei Entzündungen oder Infektionen.

Vom Organismus werden Signale an das Knochenmark abgegeben. Auf diese Weise soll sich die Produktion der Abwehrzellen steigern. Im Grunde genommen ist die Leukozytose also ein Anzeichen dafür, dass die Abwehr des Körpers funktioniert.

Bei den meisten Patienten nimmt der Arzt nach einigen Tagen oder Wochen eine Messung vor, mit der er ermittelt, ob die Herstellung der Leukozyten einen normalen Verlauf nimmt. Bleibt diese Normalisierung aus, gilt dies als Indiz für eine mögliche Leukämie.

Leukozytose durch Tabakkonsum

Rauchen wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Menschen aus. So sind im Rauch von Tabakwaren wie Zigaretten giftige Stoffe enthalten. Über Mund und Rachen gelangen die toxischen Substanzen bis zur Lunge. Im Inneren des Körpers kommt es außerdem zur Ablagerung der Giftstoffe. Um diese schädlichen Substanzen zu bekämpfen, bildet der Körper eine erhöhte Anzahl an Leukozyten.

Bei chronischen Rauchern tritt mit der Zeit eine Gewöhnung des Körpers ein, sodass die Herstellung der Leukozyten kontinuierlich hoch ausfällt. Das Rauchen lässt sich daher mit einer chronischen Erkrankung vergleichen. Selbst, wenn der Raucher seinen Tabakkonsum aufgibt, nimmt es noch mehrere Wochen oder sogar Monate in Anspruch, bis die Anzahl der Leukozyten wieder normal ausfällt.

Leukozytose durch die Einnahme von Medikamenten

Bei manchen Menschen steigt die Anzahl an Leukozyten auch durch die Darreichung von bestimmten Medikamenten an. Zumeist sind Präparate gegen Epilepsie oder Medikamente, die Kortison enthalten, dafür verantwortlich. Durch die Gabe von Glukokortikoiden wie Cortisol kann es zu einer Leukozytose mit einer Leukopenie kommen.

Idiopathische Leukozytose

Nicht immer lässt sich eine konkrete Ursache für die Leukozytose finden. In der Medizin ist dann von einer idiopathischen Leukozytose die Rede.

Formen der Leukozytose

Durch ein großes Blutbild kann der Arzt feststellen, welche der verschiedenen weißen Blutkörperchen sich vermehren. Dies ermöglicht ihm wiederum, Rückschlüsse auf die Ursache der Erkrankung zu ziehen, was sich auf die jeweilige Behandlung auswirkt. Zu den unterschiedlichen Formen der Leukozytose zählen:

Die Lymphozytose

Von einer Lymphozytose sprechen die Ärzte, wenn eine erhöhte Anzahl an Lymphozyten vorliegt. Es handelt sich um B-Zellen und T-Zellen des Abwehrsystems, die für verschiedene Vermittlungsreaktionen zuständig sind. Dazu gehören unter anderem die Bildung von Antikörpern in den B-Zellen oder das Speichern von Antigeninformationen innerhalb der Gedächtnis-T-Zellen.

Als typisch für eine Lymphozytose gelten virale Infektionen wie:

Bakterielle Auslöser sind außerdem

  • Syphilis
  • Tuberkulose
  • Blutkrebserkrankungen wie die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) oder die akute lymphatische Leukämie (ALL)

Die Monozytose

Aus der Blutbahn gelangen die umfangreichsten Leukozyten zu ihren Einsatzorten. Sie machen dort Fresszellen aus und werden als Makrophagen bezeichnet. Überbleibsel von Viren, Bakterien und Einzellern werden von ihnen unschädlich gemacht und abtransportiert.

Zu erhöhten Monozytenwerten kommt es bei:

  • Virus-Hepatitis
  • Nach sich bessernden akuten Infekten
  • Einzeller-Infektionen wie Malaria
  • Chronische Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Myeloproleferative Knochenmarkserkrankungen
  • Hodgkin-Lymphom

Die Granulozytose

Eine weitere Leukozytenform stellen die Granulozyten dar. Sie werden im Rahmen des großen Blutbilds in eosinophile, basophile und neutrophile Granulozyten eingeteilt.

Eine neutrophile Granulozytose zeigt sich meist durch harmlose Verursacher wie dem Verlust von Blut, Stress oder einer Schwangerschaft. Ebenso möglich ist sie aber auch bei den Leukämieformen AML und CML sowie nach einer Splenektomie (chirurgische Entfernung der Milz).

Deutlich seltener kommt eine basophile Granulozytose vor, wie bei myleloproliferativen Knochenmarkserkrankungen wie CML (chronisch-myeloische Leukämie).

Die eosinophile Granulozytose tritt bei Allergien oder dem Abheilen von Entzündungen auf.

Ferner erhöht sich die Menge an Granulozyten bei bösartigen Erkrankungen wie Leukämie, Karzinomen oder Lymphomen sowie bei einem Befall mit Parasiten.

Behandlung einer Leukozytose

Die Leukozytose stellt keine selbstständige Erkrankung dar. Stattdessen handelt es sich bei ihr um eine grundsätzliche Reaktion des Abwehrsystems auf allergische Reizungen. Ihre Behandlung hängt daher von der verantwortlichen Ursache ab.

Während Allergien durch den Einsatz von Antihistaminika bekämpft werden, erhält der Patient bei einem Parasitenbefall spezielle Wurmmittel. Bildet sich durch die Entzündung Eiter in größerer Menge, findet eine Ausspülung oder Punktion statt. Leidet der Patient unter Leukämie oder einem Lymphom, findet eine Chemo- oder Strahlenbehandlung statt.

Handelt es sich um einen gewöhnlichen Entzündungsprozess, nimmt der Leukozytenwert wieder ab, wenn sich die Entzündung zurückbildet. Den Verlauf der Infektion kontrolliert der Arzt durch eine Blutuntersuchung.