Graphic Novels - komplexe Stories in Bild und Text

Graphic Novels stellen eine Sonderform im Bereich des Comic dar. Sie orientieren sich oftmals eher am Buchformat als am klassischen Comicstrip und begeistern in erster Linie erwachsene Leser. Üblich sind sowohl abgeschlossene Geschichten als auch Bänder, die Teil eines größeren Gesamtwerkes darstellen. Andere Bezeichnungen sind Comicroman, grafischer Roman oder illustrierter Roman. Informieren Sie sich über die Entstehung und Merkmale von Graphic Novels und lernen Sie die Unterschiede zum Comic kennen.

Britta Josten
Von Britta Josten

Merkmale

Als Graphic Novels werden Comics in Buchformat bezeichnet. Ihr erzählerischer Aspekt ist so komplex, dass sie sich in erster Linie an Erwachsene richten.

Es muss sich aber nicht zwangsläufig um eine abgeschlossene Geschichte handeln; auch ein Band, welches Teil eines größeren Gesamtwerkes ist, ist denkbar. Typisches Merkmal ist ein geschichtsähnlicher Aufbau, ein ernsthafter Comic, abzugrenzen von denen für Kinder und Teenager. Dies ist allerdings nur ein möglicher beschreibender Aspekt; eine eindeutige Definition fällt schwer, wird der Begriff auch oftmals dort verwendet, wo man im Prinzip auch von einfachen Comics sprechen könnte.

Bei Graphic Novels haben die Autoren in der Regel einen großen Einfluss auf ihre Geschichte, im Gegensatz zu den Verlagen. Die Werke sind nicht an ein festes Genre gebunden; das Thema steht im Vordergrund. Auch gibt es keine zwingende Einhaltung von Standardformaten.

Entstehung

Erstmals bekannt wurde der Begriff "Graphic Novel" durch den US-amerikanischen Kritiker Steve Ditko. In den späten 60er Jahren fiel ihm ein Comic in die Hand, welcher so gar nicht in das klassische Bild seines Genres passen wollte: Zum einen enthielt er alle Elemente, die einen Comic gemeinhin auszeichnen - war also sowohl mit Bildfolgen als auch mit Text ausgeführt.

Gleichzeitig aber wirkte die erzählte Geschichte deutlich klassischer inszeniert; mit einem so genannten dreiteiligen Aufbau, welcher sich auch in Romanen und Märchen wiederfindet. Und auch der Inhalt von "His name is...Savage", der ersten Graphic Novel, hob sich von bisherigen Comics ab: Er wirkte tiefgründiger und komplexer als jene Geschichten, welche in erster Linie auf abenteuerliche Höhepunkte zusteuerten.

Unterschiede zum Comic

Im Laufe der Zeit entwickelte sich unter dem Namen Graphic Novel ein ganz eigenes Genre, welches zahlreiche formale Eigenschaften mit dem Comic gemein hat, jedoch auch deutliche Unterschiede kennt. Oftmals werden hiermit Werke bezeichnet, die allein auf Grund ihres Umfangs ein gesamtes Buch füllen können. Dementsprechend findet sich die komplexe "grafische Novelle" nicht im Zeitschriftenladen, sondern vornehmlich in den Verkaufsregalen des Buchhandels.

Einige Comiczeichner übrigens kritisieren die Unterscheidung zwischen herkömmlichen Comics und Graphic Novels - für sie ist die Bezeichnung extrem ungenau und lediglich ein Label, welches den Werken aufgedrückt wird. Tatsächlich gibt es je nach Verlag und Zeichner bzw. Autor ganz verschiedene Definitionen darüber, was als Graphic Novel bezeichnet werden darf und was nicht.

Demgegenüber stehen zahlreiche Verlage, die sich inzwischen ausschließlich auf die Veröffentlichung von Graphic Novels in Buchform spezialisiert haben. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Die umfangreichen Bildgeschichten finden selbst bei jenen Lesern Absatz, die für klassische Comics kein Interesse zeigen.

Beispiele

Es gibt einige größere bekannte Werke, die dem Genre des Graphic Novels zuzuschreiben sind. Zu diesen gehören:

  • Watchmen von Alan Moore
  • Maus - Die Geschichte eines Überlebenden von Art Spiegelman
  • Sin City von Frank Miller
  • Tamara Drewe von Posy Simmonds
  • Fliegenpapier von Hans Hillmann
  • The Sandman von Neil Gaiman