Orbitabodenfraktur - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Orbitabodenfraktur kommt es zum Bruch des Augenhöhlenbodens (Orbita = Augenhöhle). Ausgelöst wird diese Verletzung durch einen massiven Schlag oder Zusammenprall, zum Beispiel durch einen Faustschlag, aber auch durch einen Tennis- oder Golfball. Die Verletzung geht meist mit Sehstörungen und Bewegungseinschränkungen des Auges einher. Optisch auffällig ist zudem ein Hämatom am betroffenen Auge. Die Behandlung kann meist konservativ erfolgen, eine Operation ist in den meisten Fällen nicht erforderlich und auch nicht sinnvoll. Mehr über die Orbitabodenfraktur lesen Sie hier in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Was ist eine Orbitabodenfraktur?

Die Orbitabodenfraktur wird in der Medizin auch als Überdruckfraktur oder Blow-out-Fraktur bezeichnet. Gemeint ist damit ein Bruch des Knochens, in dem sich der Augapfel befindet.

Hervorgerufen wird die Fraktur durch stumpfe Krafteinwirkung auf das Gesicht. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Faustschlag oder den Zusammenprall mit einem Tennisball handeln.

Begleitet wird die Überdruckfraktur oftmals von Begleiterscheinungen wie Störungen der Augenbeweglichkeit, Schwellungen oder das Wahrnehmen von Doppelbildern.

Anatomie

Bei der Orbita handelt es sich um die Augenhöhle, die den Augapfel sowie die Augenmuskeln beherbergt. Außerdem ist sie mit einem Fettgewebskörper ausgestattet.

Die Bewegungen des Augapfels erfolgen über sechs Muskeln. Kommt es zu einer Fraktur des Orbitabodens, wird dabei vor allem der auf der Unterseite ansässige Musculus obliquus inferior in Mitleidenschaft gezogen. Bei knapp einem Drittel aller Patienten sind zudem Augenverletzungen zu verzeichnen. Die Folge davon sind Sehbeeinträchtigungen, deren Schwere vom Ausmaß der Verletzung abhängt.

Ursachen einer Orbitabodenfraktur

Zu den häufigsten Gründen für eine Orbitabodenfraktur zählt unmittelbare Gewalteinwirkung auf die betroffene Augenregion, wie zum Beispiel ein Schlag mit der Faust ins Gesicht. Die Verletzung tritt aber auch häufig bei Ballsportarten wie Tennis, Squash oder Golf auf. Dabei prallt der kleine, harte Ball unglücklich auf die Augenhöhle oder das Auge, wodurch es zu einem starken Zusammendrücken kommt. Durch diesen Überdruck bricht oft die schwächste Stelle dieser Körperstruktur: die dünne Knochenlamelle des Orbitabodens. Sie umfasst lediglich einen Millimeter Dicke. Der Orbitarandknochen bleibt dagegen meist von Verletzungen verschont, weil er robuster ist.

Eine weitere mögliche Ursache für eine Orbitabodenfraktur ist ein schwerer Zusammenprall mit einer anderen Person, was mitunter bei Kontaktsportarten vorkommt. Dabei werden häufig auch weitere Gesichtsknochen verletzt.

In manchen Fällen zieht die Einwirkung von Gewalt auch eine Fraktur der Siebbeinzellen nach sich, sodass Luft in die Augenhöhle vordringt.

Risikoreiche Sportarten

Sportarten, bei denen es zu einer Orbitabodenfraktur kommen kann.

  • Frau im Sportoutift beim Boxen gegen ein Boxkissen

    © Kzenon - www.fotolia.de

  • Tennisspielerin holt zum Vorhandschlag auf blauem Hartplatz aus

    © Boggy - www.fotolia.de

  • Blonde Squashspielerin mit Pferdeschwanz beim Schlagen von oben fotografiert

    © Yanis - www.fotolia.de

  • Golfschläger und Golfball auf dem Rasen eines Golfplatzes im Sonnenlicht

    © StefanoT - www.fotolia.de

Symptome einer Orbitabodenfraktur

Welche Symptome bei einer Orbitabodenfraktur auftreten, richtet sich danach, welche Körperstrukturen durch den Bruch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Als typisches Anzeichen für eine Orbitafraktur gilt ein zurückgefallener Augapfel. Grund für das Einfallen des Auges ist der zusätzliche Platz, der durch den Bruch entsteht.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Verletzung ist das sogenannte Monokel-Hämatom, das von den Blutungen aufgrund des Bruches entsteht und Ähnlichkeit mit einem Monokel aufweist.

Kommt es zu Schädigungen der Nerven, drohen außerdem Beeinträchtigungen der Sehkraft sowie Bewegungseinschränkungen des Auges. Nicht selten kommt es auch zu Sensibilitätsstörungen im Bereich von Wange und Oberlippe.

Komplikationen

Besteht der Verdacht auf eine Orbitabodenfraktur, sollte so rasch wie möglich ein Arzt aufgesucht werden, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Ohne eine Therapie drohen schwerwiegende Folgeerscheinungen wie zum Beispiel das Sehen von Doppelbildern, Bewegungseinschränkungen des Auges oder Sensibilitätsstörungen. Sogar zu Beeinträchtigungen des Sehvermögens kann es kommen. Aufgrund der unmittelbaren Verbindung zwischen Augenhöhle und Nasennebenhöhle droht außerdem die Infektion von Augenhöhlenstrukturen.

Diagnose einer Orbitabodenfraktur

Als beste Anlaufstellen bei einem Verdacht auf eine Orbitabodenfraktur gelten der Augenarzt oder der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der Facharzt befasst sich zunächst mit dem Hergang des Unfalls. Dabei möchte er wissen, ob das Auge unmittelbarer Gewalteinwirkung ausgesetzt war und ob der Patient unter Schmerzen leidet. Des Weiteren erkundigt er sich danach, ob der Verletzte Veränderungen an seiner Gesichtshaut verspürt oder Doppelbilder wahrnimmt.

Nach der Befragung führt der Mediziner eine genaue Untersuchung des Auges durch und überprüft dessen unterschiedliche Blickrichtungen. Auf diese Weise werden die Augenmuskeln kontrolliert. Auch die Sehschärfe des Patienten ist von Interesse.

Bildgebende Untersuchung

Um die Schädigungen der Augenhöhle konkret feststellen zu können, werden bildgebende Untersuchungen wie das Anfertigen von Röntgenaufnahmen durchgeführt.

Reicht eine Röntgenuntersuchung nicht aus, besteht die Option einer Computertomographie (CT), die genauere Aufschlüsse liefert. So stellt das Verfahren die verschiedenen Strukturen der Augenhöhle in zahlreichen Schichten dar. Besonders bei komplizierten Brüchen, die mit intensiven Symptomen einhergehen, gilt die Computertomographie als effizienteste Diagnosemethode.

Behandlung einer Orbitabodenfraktur

Liegt nur eine leichte Fraktur des Orbitabodens vor, in deren Rahmen die Augenmuskeln nicht geschädigt wurden, reicht zumeist schon eine konservative Behandlung aus. Der Körper ist dann in der Lage, die Blutung eigenständig zu beheben. Im Laufe der Zeit bessern sich die Bewegungseinschränkungen der Augen wieder. Damit es nicht zu einer Infektion der Augenhöhle kommt, muss der Patient jedoch Antibiotika einnehmen. Reizungen der Bindehaut des Auges werden mit einer Augensalbe behandelt.

Chirurgischer Eingriff

Bei stärker ausgeprägten Frakturen ist eine operative Behandlung der Orbitabodenfraktur erforderlich. Erster Schritt des Eingriffs ist ein Hautschnitt unterhalb des Auges, um Zugang zur verletzten Stelle zu erhalten. Die gebrochenen Fragmente des Knochens schiebt der Chirurg gegeneinander. Befinden sich eingeklemmte Knochenteile im Knochenspalt, werden diese entfernt. Auf diese Weise wird eine Entlastung von Muskeln und Nerven erreicht. Infolgedessen kommt es zur Besserung der Beschwerden.

Es ist jedoch nötig, dem Knochen wieder Stabilität zu verschaffen, damit nicht erneut ein Spalt entsteht. Zu diesem Zweck setzt der Operateur spezielle Materialien ein. Diese verfügen über die Eigenschaft, die gebrochene Augenhöhle abzustützen und den Aufbau der Knochen zu stimulieren. Verwendet werden in der Regel Osteosynthesematerialien aus Metall oder Kunststoffe.

Prognose bei einer Orbitabodenfraktur

Die Prognose bei einer Orbitabodenfraktur richtet sich danach, wie schwer die Verletzungen im Gesicht sind. In leichten Fällen ist eine spontane Heilung schon nach wenigen Wochen auch ohne spezielle Behandlung möglich und der Körper behebt die Schäden von selbst.

Auch nach einer günstig verlaufenen Operation fällt die Prognose meist positiv aus, sodass eine vollständige Genesung erreicht wird. Bei einigen Patienten kommt es durch die Verletzungen allerdings zu dauerhaften Komplikationen wie Taubheitsgefühlen auf der Haut, Sehstörungen oder Sensibilitätsstörungen.

Vorbeugung einer Orbitabodenfraktur

Einer Orbitafraktur sinnvoll vorzubeugen, ist nur schwer möglich. So kommt sie in den meisten Fällen durch überraschende massive Krafteinwirkung auf das Auge zustande. Wer Risikosportarten ausübt, sollte nach Möglichkeit entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Zum Beispiel lässt sich beim Boxen ein Gesichtsschutz anlegen.