Darmkrebsvorsorge - Früherkennung von Darmkrebs

Menschen ab einem Alter von 50 Jahren und solche, bei denen Darmkrebs bereits im engsten Familienkreis aufgetreten ist, gelten als besonders gefährdet, an Darmkrebs zu erkranken. Mit einer regelmäßigen Darmkrebsvorsorge lassen sich Polypen und erste Tumore frühzeitig erkennen, so dass sehr gute Heilungschancen bestehen. Welche Vorsorgeuntersuchungen eine Darmkrebsvorsorge umfasst und wie es mit der Kostenübernahme durch die Krankenversicherung aussieht, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Warum die Darmkrebsvorsorge so wichtig ist

In Deutschland stellt Darmkrebs das zweithäufigste Tumorleiden dar. In den letzten Jahren ist jedoch die Anzahl der Menschen, die an Darmkrebs erkranken und daran versterben, hierzulande rückläufig. Als Grund dafür gilt der seit 2002 bestehende Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung durch eine Darmspiegelung (Koloskopie). Durch dieses Verfahren sind die Ärzte in der Lage, gutartige Polypen zu identifizieren und aus dem Darm zu entfernen, wodurch sie nicht zu bösartigen Tumoren entarten können.

Innerhalb von zehn Jahren bewahrte die Darmkrebsvorsorge ungefähr 180.000 Menschen vor der tückischen Erkrankung. In weiteren 40.000 Fällen ließen sich die Tumore im Frühstadium erkennen, sodass gute Heilungschancen bestanden. Auf diese Zahlen beruft sich das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Geschwür im Dickdarm
Dickdarmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen

Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr

In Deutschland gilt eine Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr als empfehlenswert. Im Rahmen der Vorsorge findet eine Untersuchung auf Blut im Stuhl statt. Außerdem tastet der Arzt den Enddarm ab.

Ab dem 55. Lebensjahr kann im Abstand von zehn Jahren eine für den Patienten kostenlose Darmkrebsvorsorgeuntersuchung durchgeführt werden. Die Darmkrebsvorsorge gehört nämlich zu den Früherkennungsmaßnahmen der gesetzlichen Krankenkassen, die die Kosten für die Untersuchungen ab dem 55. Lebensjahr übernehmen.

Besteht bei einem Versicherten ein besonderes Risiko auf Darmkrebs, tragen die Kassen bereits die Kosten für eine Darmkrebsvorsorge vor dem 55. Lebensjahr.

Die einzelnen Untersuchungen

Die Darmkrebsvorsorge besteht aus drei unterschiedlichen Untersuchungen:

  • Hämoccult-Test - Überprüfung des Stuhls auf okkultes Blut, also Blut, das nicht sichtbar ist
  • Digital-rektale Untersuchung - Rektales Austasten des Enddarms
  • Darmspiegelung (Koloskopie)

Während der Hämoccult-Test zur Kontrolle von Blut im Stuhl nur eine grobe Orientierung erlaubt, weil verschiedene Nahrungsmittel seine Resultate verfälschen können, erlaubt die digital-rektale Untersuchung genauere Aufschlüsse. So zeigen sich Darmkrebserkrankungen oftmals im Enddarm (Rektum). Allein durch das Abtasten des Enddarms können bis zu zehn Prozent aller Darmkrebsfälle diagnostiziert werden.

Als bedeutendste Maßnahme der Darmkrebsvorsorge gilt jedoch die Darmspiegelung. So lassen sich mithilfe der Koloskopie schon Darmkrebsvorstufen wie Polypen entdecken und beseitigen.

Der Hämoccult-Test

Ein Hämoccult-Test (auch Guajak-Test) wird als positiv eingestuft, wenn nicht sichtbare Blutspuren im Stuhl vorliegen, die der Mensch nicht mit seinem bloßen Auge erkennen kann. Durch die Durchführung des Hämoccult-Tests sind rund 50 Prozent aller Kolonkarzinome erkennbar.

Nicht immer bedeutet ein positiver Test jedoch automatisch, dass tatsächlich Darmkrebs besteht. So können auch andere Ursachen Blut im Stuhl zur Folge haben, wie zum Beispiel Hämorrhoiden. Ebenfalls negativen Einfluss auf einen Hämoccult-Test üben Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Eisentabletten, verschiedene Gemüsesorten oder rohes Fleisch aus, sodass fälschlicherweise ein positives Resultat angezeigt wird. Aus diesem Grund sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Gesetzlich Versicherte können zunächst einen Hämoccult-Test im Alter zwischen 50 und 54 Jahren im Rahmen der Darmkrebsvorsorge beanspruchen. Ab dem 55. Lebensjahr haben die Versicherten dann Anspruch darauf, entweder alle zehn Jahre eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen oder, falls sie diese ablehnen, sich erneut einem Hämoccult-Test zu unterziehen. Ab dem 55. Lebensjahr werden die Kosten für den Hämoccult-Test allerdings von den Krankenkassen nur noch alle zwei Jahre übernommen. Dies gilt auch nur dann, wenn vom Patienten keine Darmspiegelung in Anspruch genommen wird.

Durchführung

Zur Durchführung eines Hämocult-Tests erhält der Patient vom Arzt insgesamt drei Testbriefchen. Außerdem ist ein kleiner Spatel vorhanden, mit dem eine kleine Stuhlprobe auf das erste Briefchen aufgetragen wird. Diesen Vorgang wiederholt der Patient mit den beiden anderen Briefchen an den darauf folgenden Tagen. Im Anschluss daran werden die Stuhlproben beim Arzt abgegeben, der sie analysiert. Durch die blaue Färbung des Testfelds bestimmt der Mediziner, ob im Stuhl okkultes (verstecktes) Blut vorhanden ist.

Fällt der Hämoccult-Test negativ aus, befindet sich in der Probe kein verstecktes Blut. Von einem positiven Hämoccult-Test ist die Rede, wenn in der Stuhlprobe verstecktes Blut entdeckt wird. In diesem Fall muss eine weitere Abklärung durch eine Darmspiegelung erfolgen.

Weil sich bestimmte Lebensmittel und Medikamente verfälschend auf den Hämoccult-Test auswirken können, sollte während seiner Durchführung auf den Konsum von bluthaltigem Fleisch verzichtet werden. Gleiches gilt für Obst- und Gemüsesorten wie Kirschen, Bananen, Blumenkohl, Radieschen und Brokkoli.

Die digital-rektale Untersuchung

Eine weitere Maßnahme der Darmkrebsvorsorge bildet die digital-rektale Untersuchung (DRU). Bei dieser Methode wird der Enddarm von einem Arzt auf mögliche Veränderungen hin untersucht.

Anatomie des Dickdarms
Der Enddarm ist das letzte, etwa 20 cm lange, Stück des Dickdarms, das im Anus endet. Der Mastdarm ist Teil des Enddarms

Durchführung

Für die Untersuchung nimmt der Patient auf einer Liege Platz und legt sich auf die linke Körperseite. Auch ist eine Abtastung im Stehen möglich, wenn der Patient seinen Oberkörper nach vorne beugt. Mit Handschuhen und einem Gleitgel führt der Arzt anschließend vorsichtig einen Finger in den Enddarm ein, um dessen Darmwand abzutasten.

Die DRU nimmt lediglich eine gute Minute in Anspruch. Da sie mitunter Leben retten kann, gilt sie als unverzichtbar.

Die Darmspiegelung

Als effektivstes Verfahren der Darmkrebsvorsorge gilt die Darmspiegelung. Dabei wird der gesamte Dickdarm (Kolon) mit einem flexiblen Endoskop, das die Form eines Schlauches hat, untersucht.

Grafik einer Darmspiegelung
Mithilfe eines Endoskops kann das Darminnere auf einem Monitor dargestellt werden

Der Arzt führt das Endoskop, das mit einer Kamera sowie einer Lichtquelle ausgestattet ist, in den Darm ein. Mithilfe eines angeschlossenen Monitors erhält er die Möglichkeit, die komplette Darmwand zu analysieren. Dabei wird in erster Linie nach möglichen Polypen, die auch die Bezeichnung Adenome tragen, gesucht. Diese Polypen lassen sich im Rahmen der Darmspiegelung bereits entfernen. Die Adenome sind zwar zunächst gutartig, doch besteht bei ihnen das Risiko, dass sie nach einigen Jahren zu bösartigen Tumoren entarten.

Während der Darmspiegelung kann der Arzt zudem Gewebeproben entnehmen, wenn auffällige Schleimhautregionen aufgespürt werden.

Die Risiken einer Darmspiegelung fallen nur gering aus. In sehr seltenen Fällen ist es möglich, dass die Darmwand vom Endoskop in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Nutzen der Untersuchung übersteigt die Gefahren jedoch deutlich.

Mehr zum Ablauf einer Darmspiegelung lesen Sie im Artikel Darmspiegelung.

Unterschiedliche Empfehlungen für die Darmkrebsvorsorge

Darmkrebsvorsorge bei erhöhtem Risiko

Die Empfehlungen für eine Darmkrebsvorsorge richten sich danach, ob bei einer Person ein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung besteht oder nicht. Von einem erhöhten Risiko wird ausgegangen, wenn in der Familie bereits bei engen Angehörigen Fälle von Darmkrebs vorlagen. Ist dies der Fall, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Darmkrebsvorsorge bereits im jüngeren Alter. Zu diesen Sonderfällen zählt auch erblich bedingter Darmkrebs wie FAP und HNPCC, bei denen die Krebserkrankung schon deutlich früher auftritt.

Liegen Erbkrankheiten wie familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), nicht polypöser Darmkrebs (HNPCC), eine familiäre juvenile Polyposis oder das Peutz-Jeghers-Syndrom vor, wird vom Arzt ein individueller Plan zur Darmkrebsvorsorge erstellt. Dabei richtet sich der Mediziner nach den Vorgaben zur Diagnostik der Bundesärztekammer.

Darmkrebsvorsorge ohne spezielles Risiko

Ist in einer Familie bislang kein Angehöriger an Darmkrebs erkrankt, liegt kein besonderes Risiko vor. Für diese Personen gelten die gesetzlich festgelegten Vorsorgeregelungen. Sie können folgende Vorsorgeuntersuchungen beanspruchen:

  • den jährlichen Hämoccult-Test ab 50 Jahren
  • eine Darmspiegelung alle zehn Jahre ab 55 Jahren
  • einen jährlichen Hämoccult-Test sowie eine Inspektion des letzten Dickdarmabschnitts (Sigmoidoskopie), wenn eine Darmspiegelung abgelehnt wird

Was man selbst tun kann

Jeder Mensch hat auch die Möglichkeit, selbst etwas zur Darmkrebsvorsorge beizutragen. Dazu gehört vor allem ein gesunder Lebensstil. Dabei spielt der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten eine bedeutende Rolle. Ebenso wichtig ist eine ballaststoffreiche und fleischarme Ernährung, die viel Obst und Gemüse beinhaltet. Des Weiteren sollte man sich viel bewegen. Auf diese Weise lässt sich die Passage des Stuhls durch den Darm beschleunigen, sodass mögliche Giftstoffe in den Nahrungsmitteln für einen geringeren Zeitraum mit der Darmschleimhaut in Kontakt kommen, was sich schonender auf diese auswirkt.