Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Chagas-Krankheit bezeichnet man die Amerikanische Trypanosomiasis. Diese Tropenkrankheit wird von Einzellern hervorgerufen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: B57
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

In der Medizin bezeichnet man die Chagas-Krankheit auch als Morbus Chagas oder Amerikanische bzw. Südamerikanische Trypanosomiasis. Benannt wurde die Tropenkrankheit nach dem brasilianischen Mediziner Carlos Chagas (1879-1934). Dieser beschrieb sie erstmals im Jahre 1909.

Infektionsquellen

Die Chagas-Krankheit kommt nur in Süd- und Mittelamerika vor. Die Übertragung erfolgt durch nachtaktive Raubwanzen, die sich auch gegenseitig durch den Verzehr von Kot oder aufgrund von Kannibalismus infizieren.

Als Erregerreservoir gelten neben wilden Tieren wie Opossums oder Gürteltieren auch

bei denen allerdings keine Erkrankung stattfindet. Aber auch der Mensch stellt ein wichtiges Parasitenreservoir dar. Es wird vermutet, dass es in Süd- und Mittelamerika etwa 18 Millionen Infizierte gibt.

Ursachen und Übertragung

Durch die Raubwanzen wird das Protozoon Trypanosoma cruzi, das sich im Verdauungstrakt der Insekten befindet, auf den Menschen übertragen. Die Übertragung findet dann statt, wenn eine Raubwanze ihren infizierten Kot auf der Haut des Menschen ablässt.

Durch kleine Hautverletzungen oder eine Schmierinfektion gelangen die Trypanosomen schließlich in den menschlichen Organismus. Manchmal erfolgt die Ansteckung mit der Chagas-Krankheit von einer Mutter zu ihrem ungeborenen Kind oder während des Geburtsvorganges. Auch Bluttransfusionen oder Organtransplantationen sind ein mögliches Übertragungsrisiko.

Symptome und Krankheitsverlauf

Zu den ersten Symptomen der Chagas-Krankheit kommt es nach ca. 5-14 Tagen. Findet die Infektion durch eine Bluttransfusion statt, kann es dagegen sechs Wochen dauern, bis die Erkrankung ausbricht.

Bei den Symptomen der Tropenkrankheit wird zwischen der akuten und der chronischen Phase unterschieden; zwischen diesen beiden Phasen treten keinerlei Beschwerden auf. Eine solche Latenzphase kann mitunter ein paar Jahre dauern.

Akute Phase

Die akute Phase der Südamerikanischen Trypanosomiasis beginnt ca. ein bis zwei Wochen nach der Infektion. In dieser Zeit gelangen die Trypanosomen in das menschliche Blut.

Allerdings kommt es nur bei etwa einem Drittel aller Infizierten auch zu Symptomen. Besonders betroffen sind Kinder.

Manchmal bildet sich an der Eintrittsstelle eine Schwellung, die Chagom genannt wird. Diese Schwellung kann bis zu zwei Monate lang anhalten.

Des Weiteren kommt es zu einer Bindehautentzündung, bei der die Augenlider anschwellen. Ebenso kann eine Vergrößerung der regionalen Lymphknoten auftreten.

Außerdem bestehen Beschwerden wie

Manchmal kommt es auch zu einer Entzündung des Gehirns, wodurch Krampfanfälle entstehen. Nach etwa einem Monat klingt die akute Phase der Chagas-Krankheit wieder ab und die Betroffenen zeigen keine Symptome mehr. Besteht jedoch eine Schwächung des Immunsystems, kann es erneut zu einer akuten Phase kommen.

Chronische Phase

Bei ungefähr 10-20 Prozent aller Erkrankten entwickelt sich die chronische Phase der Chagas-Krankheit. Dabei kommt es zu einer Herzmuskelentzündung, die sich durch Beschwerden wie

bemerkbar macht. Zudem werden die Verdauungsorgane in Mitleidenschaft gezogen, die sich vergrößern. Im schlimmsten Fall drohen der plötzliche Herztod oder ein tödlicher Darmdurchbruch.

Behandlung

Um die Chagas-Krankheit zu behandeln, werden bei einer medikamentösen Therapie orale Antibiotika, die Wirkstoffe wie Benznidazol und Nifurtimox enthalten, eingesetzt. Am wirksamsten sind die Arzneimittel in der akuten Phase, in der sie die Parasiten zerstören. In der chronischen Phase ist dagegen keine heilende Behandlung mehr möglich, sodass eine symptomatische Therapie erfolgen muss.

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