Die Ausbildung zum Tätowierer
Die Berufsbezeichnung Tätowierer ist gesetzlich nicht geschützt. Theoretisch kann sich jeder so nennen, der sich im Internet eine Tätowiermaschine bestellt und bei seiner Gemeinde den Gewerbeschein beantragt hat. Praktisch sollte aber jedem klar sein, dass man nicht mit drei Wochenendseminaren zum Tätowierer wird.
Die Ausbildung in einem Tattoo-Studio
Viele Studios nehmen die Ausbildung des Nachwuchses selbst in die Hand und bilden während ihrer regulären Öffnungszeiten nebenbei Tätowierer aus. Je mehr Renommee ein Studio genießt, desto sicherer kann man auch sein, dass das Gelernte den hohen Anforderungen des Berufsstandes entspricht.
Dennoch kann ein Studio jedem neuen Tätowierer nur eine solide Grundlage bilden, auf der er selbstständig weiterarbeiten muss - denn einen guten Tätowierer macht vor allem jahrelange Praxis aus, die im Selbststudium erworben wird. Das gilt umso mehr, bevor er sein eigenes Studio eröffnet. In diesem Falle gilt er als gewerblicher Kunsthandwerker, seine Tätigkeit ist als gewerbliche Tätigkeit anerkannt.
Seminare als Fortbildungsmöglichkeit
Die Ausbildung bei erfahrenen Kollegen ist aber nicht nur in deren Studios, sondern auch auf Seminaren möglich. Am Ende der Seminare steht zumeist ein Prüfungstattoo - eine Art Gesellenstück -, für welches es auch eine diplomähnliche Urkunde gibt, staatlich anerkannt ist diese jedoch ebenfalls nicht.
Es empfiehlt sich, nicht nur im Selbststudium an Freiwilligen aus dem Bekanntenkreis zu üben, sondern in möglichst vielen Seminaren solide Grundlagen zu bilden, theoretischer wie praktischer Natur. Zudem sind diese "Diplome" innerhalb von Tätowiererkreisen eine gute Referenz und öffnen eventuell die eine oder andere Tür zur stundenweisen Anstellung in einem Tattoostudio.
Professionelle Studios haben einen Ruf zu verlieren und stellen ohne entsprechende Seminare niemanden ein, denn selbstverständlich darf der Anfänger seine Kunst nicht am Kunden üben. Vielmehr wird hierzu künstliche Haut bzw. Haut von Schweinen verwendet, an denen sich der Tätowier-Schüler unter professioneller Aufsicht üben kann - die Schweinehaut ist der des Menschen sehr ähnlich.
Nötige Anforderungen und erste Erfahrungen im Studio
Man muss keine Kunsthochschule besucht haben, um Tätowierer werden zu können, sollte aber schon künstlerisch bzw. zeichnerisch begabt sein, entstehen die Entwürfe für Tattoos doch zunächst am Zeichenbrett. Hat man eine Mappe mit Zeichnungen zusammen, kann man alle Studios, die einem gefallen, anschreiben. Mit einer Anstellung als Tätowierer darf man dann aber noch lange nicht rechnen - höchstens mit einer als Praktikant.
Und dieser wird natürlich nicht auf den Kunden "losgelassen", sondern muss erst einmal Thekendienst schieben, das heißt, er ist für die Termine des Tätowierers verantwortlich und kümmert sich um die Hygiene der Instrumente - und das bei zunächst ziemlich schlechter Bezahlung.
Apropos Bezahlung: Viele Tätowierer lassen es sich gut bezahlen, dass sie jemanden ausbilden. Die hohen Preise dienen auch dazu, den potenziellen Nachwuchs abzuschrecken, denn es gibt eine ganze Schwemme an mittelmäßigen Tätowierern, die sich nicht noch zusätzliche Konkurrenz ins Haus holen möchten.
Die wenigen herausragenden Tätowierer haben sich auch meist im Ausland fortgebildet. Wenn man das Glück hat, einen von ihnen zum Mentor zu gewinnen, steht dem Traum vom Tätowiererberuf nur noch wenig im Wege.