Künstlerpuppen (z.B. Käthe Kruse- und Lenci-Puppen)

Dass Puppen nicht nur ein beliebtes Spielzeug für Kinder sind, wird spätestens am Beispiel Künstlerpuppen deutlich, zu deren Fans größtenteils erwachsene Sammler gehören. Kein Wunder, denn wirklich preiswert ist so eine Künstlerpuppe nicht - und damit als Spielzeug viel zu schade.

Britta Josten
Von Britta Josten

Auch wenn der Begriff "Künstlerpuppe" nicht rechtlich geschützt ist, legt beispielsweise der Verband Europäischer Puppenkünstler eine recht strenge Definition zu Grunde, die besagt, dass eine Puppe nur dann eine Künstlerpuppe ist, wenn sie von einem Künstler nach dessen eigenen kreativen Entwürfen ohne Hilfe von industriellem Werkzeug geschaffen wurde.

Käthe Kruse

Auch die noch heute beliebten Puppen der Puppenmacherin Käthe Kruse, die aus einer mittlerweile mehr als einhundert Jahre alten Puppenmanufaktur stammen, zeichnen sich nach wie vor durch handgefertigte Details aus, selbst wenn sie nicht mehr komplett in Handarbeit gefertigt werden.

Merkmale

Wie vor einhundert Jahren werden die Augen der Käthe-Kruse-Puppen mit Ölfarben von Hand aufgetragen, was jeder Puppe einen individuellen Ausdruck verleiht. Auch werden die Echthaarperücken per Hand geknüpft, die klassischen Puppenkörper von Hand mit Rentier- und Rehhaar gestopft.

Ebenso werden viele Details der Puppenbekleidung noch per Hand genäht, gehäkelt, gestrickt, gestickt und appliziert.

Geschichte

Ursprünglich hatte die Schauspielerin Käthe Kruse ihre ersten Puppen als Spielzeug für ihre Tochter entworfen. Die Neuartigkeit dieser Puppen - sie waren weich und überhaupt viel kindgemäßer als die damals bekannten herkömmlichen Puppen - fanden auch in ihrer Umgebung und bald darüber hinaus großen Anklang.

Mittlerweile sind alte Käthe-Kruse-Puppen begehrte Sammlerstücke, und auch die aktuellen Puppenkollektionen erfreuen sich großer Beliebtheit. In den kostspieligen Sammlerpuppen, die nach wie vor in Donauwörth streng nach den Vorgaben Käthe Kruses hergestellt werden, steckt bis heute Rentierhaar, zudem wird Stoff und Echthaar verwendet. Hier werden auch alte Sammlerpuppen liebevoll von Hand restauriert.

Aber auch das Unternehmen Käthe Kruse ist mit der Zeit gegangen: Es gibt aber mittlerweile auch bespielbare Puppen aus Kunststoff, beginnend mit dem "Däumelinchen"-Modell von 1957, mittlerweile auch ein Sammlerstück.

Zudem produziert Käthe Kruse nun auch Kinder- und Babyspielzeug aus Plüsch und Holz - und sogar Kinderbekleidung.

Lenci-Puppen

Während Käthe Kruse Puppen nach wie vor produziert werden, kann man Lenci-Puppen nur noch als Sammlerstück aus vergangenen Zeiten erwerben, denn das Unternehmen wurde aufgrund seines Konkurses im Jahr 2002 liquidiert.

Merkmale

Sowohl der Puppenkörper als auch Gesicht und Kleidung bestanden komplett aus Filz, allerdings imitierten Perücken aus Mohair-Wolle die Haare. Charakteristisch für Lenci-Puppen sind die handgemalten Gesichter, die durch einen einmaligen Ausdruck irgendwo zwischen schelmisch und trotzig bezaubern.

Manchen Puppengesichtern wurde von Lenci durch als "Kulleraugen" bekannte bewegliche Glasaugen ein besonders intensiver Ausdruck verliehen.

Geschichte

Die Geschichte des Turiner Unternehmens beginnt 1919, als Lenci seine erste, aus Filz gefertigte Puppe auf den Markt bringt.

Lenci wurde von der Fotografin Elena König (nach ihrer Heirat: Elena Scavini) gegründet. Ihr Unternehmen wird schlagartig bekannt, als es sich im Jahr 1921 auf der Pariser Weltausstellung präsentiert.

Bis zur Liquidation des Unternehmers, geschuldet einer nicht mehr zu korrigierenden finanziellen Schieflage, werden die Lenci-Puppen nach ursprünglicher Art gefertigt.

Gerade alte Exemplare aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren erzielen auf Auktionen Höchstpreise. So wurde beispielsweise die Mohrenpuppe "Sam" von 1925 kürzlich für 19.000 US-Dollar versteigert.

Weitere Künstlerpuppen

Neben Lenci und Käthe Kruse sind auch Künstlerpuppen, die nach den Entwürfen von Marion Kaulitz, Dora Petzold und sogar Paul Klee gefertigt wurden, bei Sammlern heiß begehrt, die ebenfalls Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts das Licht der Welt erblickten. Letztgenannte entstammen allerdings dem Umfeld des Puppentheaters.