Auskultation - Abhören von Herz oder Lunge mit einem Stethoskop

Mit der Auskultation ist das Abhorchen bei einer körperlichen Untersuchung gemeint. Als Hilfsmittel setzt der untersuchende Arzt dabei ein Stethoskop ein. Das Abhören der Atemgeräusche, Herztöne oder auch Darmgeräusche ist eine einfache, risikofreie und wichtige Untersuchungsmethode bei der Diagnostik verschiedenster Erkrankungen. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zur Auskultation.

Von Jens Hirseland

Die Bezeichnung Auskultation beruht auf dem lateinischen Begriff auscultare und bedeutet deutsch übersetzt abhorchen oder zuhören. Das Verfahren stellt einen wesentlichen Bestandteil der körperlichen Untersuchung beim Arzt dar.

Entwicklung der Auskultation

Zum Beginn der Auskultation hielt der untersuchende Arzt einfach sein Ohr an die Körperoberfläche des Patienten. Auf diese Weise praktizierten schon die Ärzte der Antike das Abhören.

Die moderne Auskultation entstand durch den französischen Mediziner Rene Laennec (1781-1826), der unter anderem als Leibarzt von Kaiser Napoleon I. diente. Von ihm wurde das Stethoskop zur Untersuchung von Lungen- und Herzkrankheiten erfunden. Bei seinem ersten Hörrohr handelte es sich um ein Blatt Papier, das der Arzt fest zusammenrollte. Im Jahr 1819 machte Laennec seine Entwicklung der Öffentlichkeit in einem Buch bekannt. Auf diese Weise wurde die moderne Diagnose von thorakalen Erkrankungen ins Leben gerufen.

Für die heutige Abhörtechnik ist der österreichische Arzt Josef von Skoda (1805-1881) verantwortlich, der die Auskultation weiterentwickelte.

Das Stethoskop

Wichtigster Bestandteil der modernen Auskultation ist das Stethoskop, mit dem sich Brust und Bauch untersuchen lassen. Mithilfe dieses Instruments kann der Arzt Geräusche, die an den Organen auftreten, besser hören. Dadurch ergeben sich wiederum Rückschlüsse auf die Gesundheit des Patienten.

Zusammengesetzt wird das Stethoskop aus einem Schlauch, einem Bruststück, das über eine Membran verfügt, sowie zwei Ohrbügel. Das Bruststück setzt der Arzt zur Untersuchung auf die Haut des Patienten auf. Durch Geräusche, die aus dem Körperinneren stammen, wird die Membran des Stethoskops in Schwingungen versetzt. Via Schlauch gelangen die Signale weiter in Richtung Ohrbügel, sodass der Arzt sie wahrnehmen kann.

Stethoskop zum Abhören des Herzens

Handelt es sich um natürliche Signale, spricht der Mediziner von physiologischen Geräuschen. Krankhafte Signale tragen dagegen die Bezeichnung pathologische Geräusche.

Formen der Auskultation

Die Medizin teilt die Auskultation in unterschiedliche Formen ein:

  • Die Lungenauskultation zum Abhören von Atem- und Atemnebengeräuschen wie beispielsweise Rasselgeräusche
  • Die Herzauskultation, die zum Abhören von Herzgeräuschen und Herztönen dient
  • Die Kratzauskultation, eine Sonderform, bei der ein kratzender Finger oder Spatel als Schallquelle zum Einsatz gelangt
  • Die abdominelle Auskultation zum Abhören von Darmgeräuschen oder von kindlichen Herztönen während der Schwangerschaft

Anwendungsgebiete der Auskultation

Am häufigsten werden Herz und Lunge abgehört. Durch pathologische Geräusche erhält der Arzt Hinweise auf mögliche Schädigungen dieser lebenswichtigen Organe. Zu den gängigsten Indikationen zählen:

  • Herzkrankheiten
  • Entzündungen oder Schädigungen der Herzklappen
  • Carotisstenose
  • Lungenentzündung
  • COPD
  • Asthma bronchiale
  • Pleuraerguss
  • Lungenkollaps
  • Alveolitis
  • Rippenfellentzündung
  • Pseudokrupp
  • Allergie gegen Hausstaub

Hilfreich ist die Auskultation außerdem bei Darmerkrankungen wie einem paralytischen oder mechanischen Darmverschluss.

Abhören von Lunge und Herz

Ablauf der Auskultation

Normalerweise führt der Arzt die Auskultation durch, nachdem er die Krankengeschichte des Patienten erfasst hat. Dazu muss dieser seinen Oberkörper freimachen, damit der Arzt die zu untersuchende Körperstelle gut abhören kann.

Herzauskultation

Im Falle einer Herzauskultation achtet der Arzt auf pathologische Geräusche, die ein Indiz für eine mögliche Klappenerkrankung sein können. Es gibt auch spezielle Auskultationspunkte des Herzens wie zum Beispiel der sogenannte Erbsche Punkt. Er befindet sich im Zentrum des Brustbeins zwischen dritter und vierter Rippe. Nimmt der Arzt Klappengeräusche wahr, ist er in der Lage, die betroffene Klappe zu identifizieren, indem er weitere Punkte abhört.

Lungenauskultation

Für die Lungenauskultation wird der Rücken abgehört. Dabei positioniert der Arzt sein Stethoskop von links nach rechts oder von oben nach unten. An jedem Punkt überprüft er das Ein- und Ausatmen.

Besteht der Verdacht auf eine Lungenentzündung, ist das Durchführen einer Bronchophonie möglich. Dabei soll der Patient die Zahl 66 aufsagen, während der Arzt gleichzeitig die Lunge abhört. Besteht eine Infiltration des Lungengewebes durch Entzündungszellen, lässt sich an den betroffenen Stellen das Gehörte deutlicher wahrnehmen als an Stellen, die gesund sind.

Eine andere Variante der Untersuchung stellt der Stimmfremitus dar. Der Mediziner platziert seine Hände auf beiden Seiten der Brustkorbwand des Patienten. Laut und tief sagt dieser anschließend die Zahl 99 auf. Dadurch lassen sich die tiefen Vibrationen des Brustkorbs wahrnehmen, was Hinweise auf Veränderungen im Seitenvergleich zulässt. Liegt eine Lungenentzündung oder ein Lungentumor vor, zeigt sich die Schallleitung deutlicher. Das heißt, dass der Arzt die Vibrationen besser spürt. Der Stimmfremitus kann aber auch durch Erkrankungen wie einen Pneumothorax, einen Pleuraerguss oder ein Lungenemphysem verringert werden.

Abhören des Darms

Um Darmgeräusche abhören zu können, muss sich der Patient auf eine Liege legen. Der Arzt unterteilt den Bauchraum in vier Sektoren und hört sie einige Minuten lang ab. Nimmt er ein leichtes Gurgeln oder Glucksen wahr, gilt dies als normal. Herrscht dagegen vollkommene Stille im Darm, weist dies auf eine Darmlähmung hin.

Bei einer Stenose der Hauptschlagader (Aorta), lassen sich beim Abhören strömende Geräusche wahrnehmen.

Untersuchungsergebnisse

Um die Hinweise, die sich durch die Auskultation ergeben, richtig zu deuten, ist die Erfahrung des untersuchenden Arztes überaus wichtig. So muss er harmlose Geräusche von krankhaft bedingten Geräuschen unterscheiden. Damit es deswegen nicht zu einer Fehldiagnose kommt, finden im Anschluss an die Auskultation noch weitere Untersuchungen statt. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Röntgenuntersuchung oder Herzechografie handeln.

Bestehen durch die Auskultation Risiken?

Risiken und Nebenwirkungen für den Patienten sind durch eine Auskultation nicht zu befürchten. So gilt das Abhören als vollkommen harmlos.