Die Bedeutung des Witwenrings

Bis dass der Tod euch scheidet - meist sind das die Worte, mit denen der Standesbeamte oder der Pfarrer in der Kirche ein frisch vermähltes Paar in die gemeinsame Zukunft entlässt. Als Symbol wird dabei der gemeinsame Ring am Finger getragen. Doch verstirbt einer der beiden Ehepartner, kann dieser durch den sogenannten Witwenring ersetzt werden.

Britta Josten
Von Britta Josten

Was ist ein Witwenring?

Grundsätzlich handelt es sich bei einem solchen Accessoire um die Zusammenschmelzung beider Eheringe, die die Vermählten einst erworben haben. Sie können

  • mittels eines Stegs miteinander verbunden,
  • aufwendig verziert oder
  • in eine gänzlich neue Form gebracht werden.

Der Hinterbliebene kann damit stets auch den Ring des Verstorbenen und somit dessen Gedenken zu jeder Zeit bei sich tragen.

Ebenso wird es auf diese Weise vermieden, den Schmuck in einer Schatulle zu verstauen, zu verkaufen oder anderweitig aus den eigenen Augen - und somit dem eigenen Empfinden - zu nehmen. Wer sich gerne an den Partner erinnert, greift zumeist auf einen solchen Zusammenschluss zurück.

Ein traditionelles Stück

Gerade in den vorherigen Jahrzehnten war es vielen Personen der gehobenen Schichten nur schwerlich möglich, den Ring eines verstorbenen Partners zu veräußern. Derartige Symbole sollten das heilige Bündnis der Ehe besiegeln und wurden in vielen Fällen selbst nach dem Ableben an die Nachkommen veräußert.

Daraus entstand das Brauchtum, dass eine Witwe den Ring ihres toten Mannes auftrug. Das konnte auf zwei Arten geschehen.

  1. Einerseits steckte sie beide Ringe an einen Finger,
  2. andererseits konnte sie diese auch beim Goldschmied vereinen lassen.

Letztgenannte Methode bezeichnet somit den Witwenring, der noch heute gebräuchlich ist.

Eine unmissverständliche Symbolik

Schmuck gilt nicht nur als würdevolles Accessoire, sondern übernimmt zuweilen auch eine wichtige Funktion. Wer einen Ring am Ringfinger trägt, sagt damit in der Regel aus, dass er bereits vergeben, nicht selten sogar verheiratet ist. Wer hier jedoch das doppelte Stück des Witwenrings darstellt, gibt weitaus mehr von sich preis.

Die Aussage liegt darin, dass man bereits einmal verheiratet war, das Gelübde aber nicht durch anderweitige Umstände, sondern den Tod selbst geschieden wurde. Viele Hinterbliebene tragen diesen Ring daher mit Stolz und oft ist er ihnen bedeutsamer, als es der Ehering an sich je war.

Vielfältige Möglichkeiten

Wie bereits beim Ehering, so bestehen auch beim Witwenring diverse Optionen der Fertigung. Eine beliebte Variante besteht darin, beide Stücke parallel verlaufen zu lassen und sie lediglich durch einen Steg zu verbinden. Ebenso kann ein Edelstein verzierend angebracht werden.

In anderen Fällen werden beide Ringe aneinandergefügt und somit zu einem Accessoire vereint. Immer häufiger greifen die Hinterbliebenen aber ebenso auf eine gänzliche Umstrukturierung zurück: So können die Stücke gemeinsam eingeschmolzen und anschließend verarbeitet werden. Etwa zu einem Anhänger für die Kette.

Jeder Betroffene darf daher aus einem weiten Spektrum an Möglichkeiten wählen und sich für das passende Design entscheiden.

Nach eigenem Empfinden

Ob ein solcher Witwenring aber tatsächlich getragen und welche Symbolik ihm beigemessen wird, ist individuell verschieden. Im Gegensatz zum sehr weit verbreiteten Ehering hat sich diese Form des Andenkens nur in geringen Teilen der Bevölkerung durchsetzen können. Leider handelt es sich dabei mittlerweile selbst um einen aussterbenden und immer seltener zu bewundernden Brauch.

Aussterbender Brauch

Jeder Betroffene muss selbst hinterfragen, ob er ein solches Accessoire an den Fingern tragen möchte und damit auch die meist hohen Kosten der Umarbeitung nicht scheut. Die symbolische Vereinigung beider Ehepartner auch nach dem Tode eines von ihnen hat sich vielfach in den religiösen Bevölkerungsschichten etabliert.