Allgemeines über Chitosan - Geschichte, Merkmale, Funktion und Vorkommen

Als Chitosan bezeichnet man einen Stoff aus Chitin. Er kommt in zahlreichen Lebensmitteln und Medikamenten vor.

Von Jens Hirseland

Die Geschichte des Chitosan

Tatsächlich wurde Chitosan anfänglich von Entwicklungshelfern in der dritten Welt und bei Umweltkatastrophen benutzt, um Wasser zu reinigen, wenn es mit Öl oder Schwermetallen verschmutzt war. Später kam der Stoff dann auch in der Weinerzeugung zum Einsatz, um bestimmte Bitterstoffe zu binden. Von da an war es zu der Erkenntnis, dass Chitosan auch Nahrungsfette binden kann, nur noch ein kleiner Gedankenschritt.

Denn chemisch betrachtet, ist Chitosan der pflanzlichen Cellulose sehr ähnlich: eine Faser, die vom menschlichen Körper nicht verdaut werden kann. Wird Chitosan nun in zeitlicher Nähe mit Nahrungsfetten aufgenommen, bindet es in einem gewissen Verhältnis Lipide an sich und erschwert dadurch erheblich die Einlagerung als Depotfett.

Betrachtet man die chemische Reaktivität und historische Entwicklung von Chitosan, wird deutlich, dass es sich hierbei nicht um ein überschätztes Supplement handelt. Leider gerät der gute Ruf des Fettbinders immer wieder ins Wanken, wenn einige Anbieter Chitosan mit übertriebenen und maßlosen Werbebotschaften anpreisen und so bei vielen Sportlern und Fitness-Enthusiasten verständlicherweise Misstrauen erregen. Ein nüchterner Blick auf die wissenschaftliche Forschungen hilft jedoch, eine rationale Meinung über den Fettbinder zu bilden.

Im Jahr 1983 wagte eine Gruppe von Wissenschaftlern um Professor M. Chang aus Washington D.C. einen genaueren Blick auf Chitosan und testete dessen Wirkung an Ratten aus. In ihrer Auswertung kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass bei den Tieren ein signifikanter Gewichtsverlust festzustellen war.

Eine Aussage, die auch 1991 in einer japanischen Studie von Y. Fukada, K. Kimura und Y. Ayaki getätigt wurde. Zwei Jahre später verhalf die Studie der ebenfalls aus Japan stammenden Forscher Y. Maezaki, K. Tsuji, Y. Nakagawa, Kawai und M. Akimoto Chitosan zum Durchbruch, als sie ähnliche Ergebnisse, die zuvor nur bei Tierexperimenten gemacht wurden, auch bei einer Studie mit menschlichen Probanden aufweisen konnten.

Merkmale und Herstellung

Die von der Supplemente-Industrie so genannten Fatburner lassen sich im Wesentlich in zwei Klassen unterteilen.

  • Zum einen gibt es Fatburner, die auf Substanzen basieren, die den Metabolismus direkt oder indirekt erhöhen. Zu diesen Substanzen gehören zum Beispiel Koffein, Guarana, Carnitin und Synephedrin.

  • Zum anderen gibt es Carb-Blocker und Fettbinder, die den Verdauungsprozess so beeinflussen, dass rein theoretisch Kohlenhydrate bzw. Fette nur bedingt vom Organismus aufgenommen werden können. Chitosan fällt in die Gruppe der Fettbinder und soll laut Aussage der Hersteller verhindern, dass Nahrungsfette in die körpereigenen Fettdepots landen.

Gewonnen wird Chitosan in erster Linie auf technische Weise durch Deacetylierung. Diese erfolgt entweder enzymatisch oder durch heiße Natronlauge. Mengenmäßig kommt vor allem die alkalische Prozedur zur Anwendung. Der Grad der Deacetylierung variiert recht stark. Sie kann sowohl teilweise als auch ganz vorgenommen werden, wodurch es zu erheblichen Unterschieden in den Eigenschaften der Endprodukte kommt.

Chitosan wird aus Chitin gewonnen, einem Polysacharid, das im Hautpanzer von Krebstieren vorkommt. Während des Herstellungsprozesses werden Schalen von Garnelen, Krabben und Hummern zu einem Pulver gemahlen. Im nächsten Schritt wird das Pulver deacetyliert, was bedeutet, dass den einzelnen Molekülen eine Acetylgruppe entfernt wird. Durch diese chemische Reaktion wird Chitin zu Chitosan transformiert.

Vorkommen

Bei Chitosan handelt es sich um ein Biopolymer. Dies ist ein auf natürliche Weise vorkommendes Polyaminosaccharid, das vom Chitin abgeleitet wird. Man findet es in:

Eigenschaften und Verwendung

Chitosan als Stoff ist:

  • zäh
  • amorph
  • farblos

Zu seinen Eigenschaften gehört eine hohe Fettbindung. Anwenden lässt sich Chitosan überaus vielfältig. In der Biochemie und in der Entsorgung setzt man es zum Entfernen von Ölen ein. Darüber hinaus besitzt es eine anti-mikrobielle, blutstillende und heilende Wirkung, weswegen man es für zahlreiche Medikamente verwendet.

In Zahnpasta hat Chitosan einen reinigenden Effekt und befreit die Zähne von Plaque.

In Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie wird das Biopolymer unter anderem verwendet:

Chitosan in der Nahrungsergänzung

In den USA verwendet man Chitosan schon seit geraumer Zeit als unterstützendes Mittel zur Gewichtsreduktion, da es in der Lage ist, Fett in hohem Maße zu binden.

Wirkung

Der Wirkmechanismus von Chitosan ist recht einfach. Da das Biopolymer über eine positive ionische Ladung verfügt, ist es in der Lage, negativ geladene Fette, die im Darm enthalten sind, zu binden.

Etwa das sechs- bis achtfache seines Gewichts kann Chitosan binden. Da dieser Komplex vom Verdauungstrakt nicht mehr aufgenommen werden kann, kommt es zum Ausscheiden des Fetts aus dem Körper.

Probleme durch die Einnahme von Chitosanpräparaten

Allerdings gibt es auch Bedenken gegen die Einnahme von Chitosan-Präparaten. So besteht das Risiko, dass aufgrund der hohen Fettbindungskapazität wichtige fettlösliche Vitamine nicht mehr vom Körper aufgenommen werden, wodurch es zu einem Mangel an fettlöslichen Vitaminen kommen kann.

Ein Ausgleich ist nicht so einfach möglich, da die entsprechenden Vitamine nicht in herkömmlichen Vitaminpräparaten, die in Apotheken und Drogerien angeboten werden, erhältlich sind.

Jojo-Effekt

Setzt man das Chitosan-Präparat nach gelungener Fettreduzierung wieder ab, kommt es in der Regel erneut zur Gewichtszunahme, was den so genannten Jo-Jo-Effekt zur Folge hat. Eine unerwünschte Nebenwirkung kann zudem Durchfall sein.

Rechtliche Lage

Während Chitosan-Präparate in Ländern wie der USA und Österreich als Fettblocker eingesetzt werden können, gelten sie in anderen Ländern wie Deutschland aufgrund der Verwendung als Nahrungszusatz, zum Teil, als illegal. Denn ein Nahrungsergänzungsmittel darf die Nahrung lediglich ergänzen, nicht aber deren Resorption behindern.

Vorkommen von Chitosan in der Nahrung

Chitosan kommt auch auf natürliche Weise vor. So findet man es in verschiedenen Pilzen und der Schale von Krustentieren.

Vorkommen in Pilzen

Chitosan wird zumeist auf technischem Wege gewonnen, kommt aber auch natürlich vor. So ist es in zahlreichen Pilzsorten enthalten. Dazu gehören:

Diese verfügen in ihrer Zellwand neben Chitin auch über Chitosan, sodass man das Biopolymer aus den Pilzen auf natürliche Weise gewinnen kann.

Vorkommen in Schalentieren

Des Weiteren kommt natürliches Chitosan auch in den Schalen von Krustentieren wie Garnelen vor.