Anwendung und Ablauf der Stroboskopie

Als Stroboskopie bezeichnet man eine Untersuchungsmethode in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Sie dient zur Beurteilung der Beweglichkeit der Stimmlippen.

Von Jens Hirseland

Im Rahmen einer Stroboskopie untersucht man das Schwingungsverhalten der beiden Stimmbänder, die sich im Kehlkopf befinden. Zur Anwendung kommt dabei ein Stroboskop.

Anatomie der Stimmbänder

Bei den Stimmbändern handelt es sich um muskuläre Stränge. Diese werden von einer dünnen Schleimhaut überzogen. Während die Stimmbänder an der Vorderseite miteinander verbunden sind, verfügen sie am hinteren Teil über einen winkelförmigen Knorpel.

Dieser Knorpel wird von den Muskeln des Kehlkopfes bewegt, wodurch sich die Stimmritze, die die Form eines Dreiecks hat, und zwischen den Stimmbändern entsteht, sowohl erweitern als auch verengen lässt.

Während die Engstellung die Stimmbildung ermöglicht, sorgt die Weitstellung für die Atmung. Die Modulierung von Stimmklang und Stimmhöhe wird sowohl durch die Weite der Stimmritze als auch durch wellenförmige Schwingungen des Stimmbandmuskels möglich.

Das Stroboskop

Da die wellenförmigen Bewegungen sehr rasant ablaufen und zudem niedrigamplitudig sind, lassen sie sich ohne spezielle Hilfsmittel jedoch nicht beurteilen. Aus diesem Grund greift man auf ein spezielles 90-Grad-Endoskop zurück, das man als Stroboskop bezeichnet.

Mit dem Stroboskop ist der untersuchende Arzt in der Lage, die Amplitude, die Feinmotorik, den Bewegungsablauf und die Regelmäßigkeit der Schwingungen von Stimmlippen und Stimmritze (Glottis) zu beurteilen. Darüber hinaus lässt sich das Schwingungsverhalten der Stimmbänder genau untersuchen.

Technik

Das spezielle Endoskop ist mit einer Vergrößerungsoptik sowie einer Blitzlichtquelle ausgestattet. Während der Untersuchung blitzt das Endoskop ein frequenzunabhängiges Licht auf die Stimmbänder, wodurch ein Zeitlupenbild der Stimmbandschwingungen entsteht.

Dabei kann der untersuchende Arzt die Frequenz der Lichtblitze sowohl höher als auch niedriger einstellen. Auf diese Weise lässt sich jede einzelne Schwingung der Stimmbänder beleuchten.

Das Verfahren ermöglicht es, durch die Symmetrie zwischen den beiden Stimmlippen sowie den regelmäßig stattfindenden Wellenbewegungen und deren Amplitude, funktionelle Störungen der Stimmbänder festzustellen und voneinander zu unterscheiden.

Ebenso ist es möglich, Entzündungen der Stimmbänder und bösartige Veränderungen, wie sie beispielsweise bei Kehlkopfkrebs entstehen, zu diagnostizieren. Dabei kann auch ermittelt werden, wie tief ein Tumor sitzt.

Anwendungsgebiete

Zu den Anwendungsgebieten der Stroboskopie gehören vor allem:

  • organische Stimmstörungen wie Stimmlippenlähmungen
  • Stimmlippenzysten
  • Stimmlippenknötchen
  • Leukoplakie
  • chronische Kehlkopfentzündungen
  • funktionelle Stimmstörungen
  • glottische Karzinome

Ablauf einer Stroboskopie

Bei einer Stroboskopie werden die Stimmlippen mithilfe eines speziellen Endoskops untersucht. Dieses wird in den Hals des Patienten eingelassen.

Vorbereitung

Eine Stroboskopie lässt sich ambulant in der Praxis eines Hals-Nasen-Ohrenarztes durchführen. Schmerzen sind dabei nicht zu befürchten. Da das Stroboskop in den Hals eingelassen wird, besteht jedoch die Gefahr eines Würgereizes. Um diesem entgegenzuwirken, betäubt man den Rachen lokal mit einem Spray.

Durchführung

Danach führt der behandelnde Arzt das Endoskop behutsam in den Hals ein. Der Patient muss während der Untersuchung einen langen gleich bleibenden Ton singen, damit die Frequenz der dabei entstehenden Schallwellen mithilfe eines Mikrofons aufgezeichnet werden kann.

Die Aufzeichnung leitet man an einen Computer weiter, der zudem die Lichtquelle des Endoskops beeinflusst und für die Erzeugung eines Flimmerlichts sorgt. Dieses unterscheidet sich in seiner Frequenz nur geringfügig von der Tonfrequenz.

Die Schleimhautwelle des Stimmbands wird nur in einem bestimmten Zeitablauf beleuchtet. Dadurch entsteht der Eindruck einer sehr langsamen Wellenbewegung. Der Arzt hat auf diese Weise die Gelegenheit, eine genaue Beurteilung der Stimmlippen und ihres Bewegungsverhaltens vorzunehmen.