Wie schädlich ist Exhibitionismus für die Betrachterinnen?

Dies ist einer der umstrittensten Punkte im Forum. Es gibt die Studie von Michael Baurmann im Auftrag des BKA, die besagt, dass es selbst bei Kindern und Jugendlichen nicht zu psychischen Schäden oder Schocks gekommen ist, wenn sie einem Exhibitionisten begegnet sind. Natürlich ist immer möglich, dass der Exhibitionist an eine Frau gerät, für die das Erlebnis tatsächlich einen großen Schock darstellt oder die tatsächlich befürchtet, dass der Exhibitionist zu weitergehenden Taten im Stande wäre. Das kann der Exhibitionist leider vorher nicht wissen. Natürlich ist für eine Frau eine Situation um so bedrohlicher, je mehr sie die Möglichkeit von Übergriffen befürchten muss - etwa alleine nachts auf einer einsamen Strasse, alleine im Wald oder so. Viele Exhibitionisten bspw. in unserem Forum versuchen daher, derartige Situationen zu vermeiden und zeigen sich bspw. nicht an derartigen Orten, sondern eher an belebteren Stellen oder mit einer gewissen räumlichen Distanz (andere Straßenseite, durch ein Fenster, am gegenüberliegenden Flussufer o.ä.).

Die Erfahrung der meisten Exhibitionisten zeigt, dass ein tatsächlicher Schock eher selten zu beobachten ist. Die unmittelbaren Reaktionen, die der Exhibitionist erlebt, sind meistens demonstratives Desinteresse oder leicht genervte Ablehnung, manchmal auch Interesse oder Amüsiertheit und gelegentlich auch Empörung oder Ekel. Diese Formen der Empörung oder Ekel sind aber noch nicht das gleiche wie ein Schock. Meistens scheinen sie sich eher auf der Ebene abzuspielen, wie Frauen über einen Mann empört sind, der sie penetrant anbaggert und trotz Ablehnung nicht in Ruhe lässt oder wie man sich vor einem Betrunkenen ekelt, der einen in der Straßenbahn anpöbelt.

Natürlich kann der Exhibitionist nicht in seine BetrachterInnen hineinsehen, aber einige der Frauen, die sich in diesem Forum ablehnend zu Exhibitionismus geäußert haben, sagen selbst, dass sie eben nicht schockiert waren, sondern eher diese Form von Ekel oder Empörung verspürt haben. Betrachtet man manche Zeuginnenaussagen bei der Polizei genauer, so erhält man manchmal auch folgenden Eindruck: Die Frauen haben eine Anzeige gemacht, weil sie wussten, dass Exhibitionismus strafbar ist, und dachten, sie wären nun auch verpflichtet, das anzuzeigen. Zwar waren sie tatsächlich irgendwie empört oder angeekelt, aber nicht tiefgehend schockiert. Erst auf die Frage der Polizei: "Sie waren doch sicherlich schockiert?" steht dann im Protokoll schlicht: "Ja." Im übrigen ist es schon vorgekommen, dass Frauen selbst auf die Frage der Polizei, ob sie eine Anzeige erstatten wollen, mit "Nein" geantwortet haben, weil sie die Handlung nicht so schlimm, unter Umständen sogar eher lustig oder harmlos gefunden hätten.

WIE REAGIEREN BETROFFENE?

Wie die Betroffenen reagieren, hängt oft von den näheren Umständen ab. Verständlicherweise reagieren besonders Frauen eher verängstigt, wenn sie alleine an einer einsamen Stelle einen Exhibitionisten sehen. Meist ist es aber eher Desinteresse, leichte Genervtheit, manchmal Ekel oder Empörung, manchmal aber auch Amüsiertheit oder Interesse. Es scheint so, als könnte man sagen: Je unbedrohlicher eine Situation aussieht und je mehr Freiheit die BetrachterInnen haben, genauer hinzusehen oder wegzusehen, desto weniger fühlen sich die BetrachterInnen bedroht, verletzt oder empört. Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen, etwa Mitbürger, die bereits einen nackten Mann als empörend ansehen, wenn er irgendwo nackt badet oder in der Sonne liegt, wo FKK nicht allgemein üblich ist.

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