Tuberkulose-Test - Durchführung und Aussagekraft verschiedener Testverfahren

Ein Tuberkulose-Test dient zur Feststellung einer Tuberkulose. Das heute standardmäßig eingesetzte Testverfahren wird auch Tuberkulin-Hauttest oder Mendel-Mantoux-Test genannt. Bei positivem Testergebnis tritt eine gerötete Verhärtung an der Einstichstelle auf. Auch verschiedene Tuberkulose-Schnelltests stehen heutzutage zur Verfügung. Wie ein Tuberkulin-Test durchgeführt und bewertet wird und ob Schnelltests eine zuverlässige Alternative zum Tuberkulin-Hauttest darstellen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Tuberkulin-Test zur Tuberkulose-Diagnostik

Um eine Tuberkulose entsprechend behandeln zu können, muss sie der Arzt erst einmal feststellen. Dazu dient neben der Anamnese der Tuberkulose-Test.

Vor der Durchführung des Tests findet zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten statt, in dessen Rahmen er sich mit seiner Krankengeschichte befasst. Dabei ermittelt der Mediziner, ob der Patient unter typischen Tuberkulosesymptomen leidet wie:

  • Husten, der lange anhält
  • Verlust von Gewicht
  • Anstieg der Körpertemperatur

Von Interesse sind außerdem mögliche Kontakte mit Personen, die unter Tuberkulose leiden. Außerdem wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen.

Durchführung des Tuberkulin-Hauttests

Für eine ausführlichere Diagnostik bedarf es exakter Testverfahren. Dazu gehört vor allem der Tuberkulose-Test nach Mendel-Mantoux, der auch Tuberkulin-Hauttest genannt wird.

Zur Durchführung des Tuberkulin-Hauttests spritzt der Arzt eine geringfügige Menge Eiweiß, das zu den ursächlichen Mykobakterien gehört, in die Unterarminnenseite.

Das Testresultat stellt sich nach drei Tagen heraus. So kommt es an der Stelle der Injektion zu einer Verhärtung, die durch eine gerötete Haut erkennbar ist. Berücksichtigung bei dem Tuberkulose-Test findet jedoch ausschließlich der Querdurchmesser an der Hautstelle, an der die Verhärtung auftritt. Die Rötung ist dagegen nicht von Relevanz. Durch die Verdickung wird angezeigt, ob der Patient Kontakt mit den auslösenden Mykobakterien hatte, da sie eine Reaktion auf die Antigene darstellt.

Ob ein Tuberkulin-Test als positiv gewertet wird, richtet sich nach den Risikofaktoren des Patienten. Mit dem Tuberkulin ist es allerdings nicht möglich, Informationen darüber zu erhalten, ob eine latente Infektion mit den Erregern vorliegt oder es sich um eine aktive Erkrankung handelt.

Positivitätskriterien

Zur Beurteilung des Tuberkulin-Tests dienen drei unterschiedliche Positivitätskriterien, die in 5, 10 und 15 mm (Millimeter) unterteilt werden.

5 mm

Fällt die Verhärtung mindestens 5 Millimeter aus, wird der Tuberkulose-Test als positiv eingestuft, wenn bei den Patienten zudem Auffälligkeiten auf den Röntgenaufnahmen bestehen. Dabei kann es sich um Ansammlungen von Flüssigkeit oder Verschattungen handeln.

Als positiv gilt das Testverfahren außerdem bei Personen, die unter einer Immunschwäche oder HIV leiden, sowie bei Menschen, die einen engen Kontakt zu Tuberkulosepatienten haben.

10 mm

Ein 10-mm-Test wird als positiv angesehen bei nierenkranken Personen, Menschen, die unter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Drogensucht leiden, obdachlos sind, in einem Altenheim oder Gefängnis leben oder aus einem Land stammen, in dem Tuberkulose verbreitet ist.

15 mm

Erreicht die Reaktion einen Umfang von 15 Millimetern, bedeutet dies einen deutlichen Hinweis auf eine akute, therapiebedürftige Tuberkulose. Spezielle Risikofaktoren liegen bei den Testpersonen nicht vor.

Bis sich das Resultat des Tests zeigt, vergehen in der Regel bis zu acht Wochen.

Bei Menschen, die gegen Tuberkulose geimpft sind, ist auch nach 5 bis 10 Jahren noch ein positives Testergebnis möglich. Bei einer Verhärtung von über 15 Millimetern besteht auch bei ihnen eine Tuberkuloseinfektion.

Negatives Testergebnis

Negativ wird das Ergebnis des Tuberkulose-Tests eingestuft, wenn sich keinerlei Veränderungen auf der Haut ergeben.

Allerdings lässt sich selbst in diesem Fall eine Tuberkuloseinfektion nicht sicher ausschließen. So kann der Test vier bis sechs Wochen nach der Infektion zum Teil noch negative Ergebnisse mit sich bringen.

Falsch negative Testergebnisse

Bei schweren Krankheitsverläufen wie beispielsweise der Miliartuberkulose fallen die Testresultate bei bis zu 50 Prozent aller Testpersonen teilweise falsch aus.

Falsch negative Testergebnisse können zudem vorkommen bei:

  • einer medizinischen Immunsuppression, in deren Rahmen das Abwehrsystem mit Medikamenten unterdrückt wird
  • einer Sarkoidose
  • bösartigen Tumoren des Lymphsystems
  • nach Virusinfekten wie einer Grippe, Windpocken oder Masern
  • nach Lebendimpfungen gegen Mumps, Masern, Windpocken, Röteln oder Gelbfieber
  • bei Immunschwächekrankheiten wie AIDS

Namensgebung des Mendel-Mantoux-Tests

Das Tuberkulin, das von dem deutschen Mediziner Robert Koch (1843-1910) als Heilmittel gegen Tuberkulose entwickelt wurde, stellte sich als therapeutischer Fehlschlag heraus. Von Kochs Medizinerkollegen Felix Mendel (1862-1925) wurde der Stoff dann für einen Tuberkulose-Test verwendet. Der französische Arzt Charles Mantoux (1877-1947) fand heraus, dass sich mit dieser Testmethode eine Infektion mit Tuberkulose effizienter feststellen ließ als mit den anderen gebräuchlichen Verfahren. Aus diesem Grund trägt der Tuberkulin-Test auch die Bezeichnung Mendel-Mantoux-Test.

Tuberkulose-Schnelltests

Mittlerweile sind auch sogenannte Tuberkulose-Schnelltests durchführbar. Sie kommen zur Anwendung, um einen schnelleren Therapiebeginn zu ermöglichen.

Xpert MTB/RIF-Test

Zu den Schnelltestverfahren zählt unter anderem Xpert MTB/RIF. Im Rahmen des Tests erfolgt eine Analyse des Auswurfs (Sputums) des Patienten. Auf diese Weise lassen sich die Gene des Mycobacteriums tuberculosis nachweisen, wobei eine Polymerase-Kettenreaktion erfolgt. Zur Bestimmung findet eine Vervielfältigung der Gene statt, die Teil des Erbguts sind.

Der Xpert MTB/RIF-Test wurde in den USA entwickelt und ist in der Lage, auch Resistenzen der Tuberkulose-Bakterien gegen bestimmte Arzneimittel wie Rifampicin zu entdecken. Der Test hat den Vorteil, dass er überaus simpel und zugleich schnell ist. So erfolgt schon nach 90 Minuten mithilfe eines Spezialgeräts der Nachweis, ob eine Tuberkulose-Infektion sowie eine eventuelle Resistenz gegen Rifampicin vorliegt. Dadurch sollen die bisherigen aufwendigen medizinischen Untersuchungsverfahren mit der Zeit ersetzt werden, deren Resultate bis zu drei Monate in Anspruch nehmen können.

Antikörper-Schnelltest

Einige Tuberkulose-Schnelltests werden auch frei verkäuflich angeboten. Die Testperson untersucht mit den entsprechenden Verfahren ihr Blut auf Antikörper gegen Tuberkulose. Unter Antikörpern werden Eiweiße des Immunsystems verstanden, die bei Infektionen durch Keime gegen diese entstehen.

Im Rahmen des Antikörper-Schnelltests gibt die Testperson etwas Blut auf eine Kassette mit dünnem Papier, auf dem verschiedene Eiweiße untergebracht sind, deren Bindung an Antikörper gegen Tuberkulose erfolgt. Sind tatsächlich Antikörper im Organismus vorhanden, bilden sich eine Viertelstunde nach Beginn des Tests zwei gefärbte Streifen auf dem Papier. In diesem Fall wird der Test in der Regel als positiv angesehen.

Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung von Tuberkulose sowie weitere Experten geben jedoch zu bedenken, dass diese Schnelltests nur einen beschränkten Nutzen haben. Lediglich bei einer aktiven Infektion mit Tuberkulose erhärtet der Test den Verdacht auf die Erkrankung. Dagegen lassen sich bakterienarme Tuberkulose-Infektionen mit diesen Verfahren nicht erkennen. Durch eine Antibiotikabehandlung kann das Testresultat außerdem verfälscht werden. Durch ein negatives Ergebnis des Tests lässt sich zudem eine Tuberkulose nicht ausschließen.

Von den meisten Ärzten wird noch kein Sinn in der ständigen Anwendung von Tuberkulose-Schnelltests gesehen. Daher empfehlen sie nach wie vor die Durchführung des Tuberkulin-Hauttests, weil sich mit diesem die Krankheitserreger direkt nachweisen lassen.

  • Robert Loddenkemper, Torsten T. Bauer, Roland Diel Tuberkulose aktuell, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle GmbH & Co. KG, 2017, ISBN 9783871855122

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