Therapie für pädophil veranlagte Männer: Selbstkontrolle oder Medikamente

Von Nicole Freialdenhoven
21. Oktober 2013

Kindesmissbrauch gehört zu den Verbrechen mit der höchsten Dunkelziffer in Europa. Jetzt veröffentlichte Zahlen für Österreich sprechen von rund 600 bis 800 Fällen im Jahr, bei denen es jedoch nur in jedem fünften Fall zu einer Verurteilung des Täters kommt. Diesen ca. 200 Schuldsprüchen stehen vermutlich mehr als 10.000 Fälle im Jahr gegenüber, die erst gar nicht zur Sprache gebracht werden. Kleine Kinder können erlebten Missbrauch häufig gar nicht in Worte fassen oder wissen nicht, dass der Täter etwas Verbotenes tut.

Auch in Deutschland ist Pädophilie ein großes Problem. Die Zahl der Männer, die von Kindern sexuell erregt werden, soll vorsichtigen Schätzungen zufolge bei etwa 200.000 bis 250.000 Personen liegen. Allerdings würden sich von diesen Männern längst nicht alle an Kindern vergreifen. Viele haben ihre Veranlagung gut unter Kontrolle.

Therapeuten verfolgen seit 2010 einen neuen Ansatz indem sie die Fähigkeit zur Selbstkontrolle bei pädophil veranlagten Männern ermitteln und ihnen beibringen, ein inneres Warnsystem zu erkennen. Männer, die zum Beispiel Kinderpornografie konsumieren, müssten erkennen, dass sie ihre pädophile Veranlagung nicht unter Kontrolle haben und sollten Medikamente erhalten, die den Lusttrieb dämpfen. Je schlechter die Selbstkontrolle ausgeprägt ist, umso stärker sollten die Medikamente sein.