Wie behandelt man risikoarmen Prostatakrebs? Die Mediziner sind sich uneins

Von Cornelia Scherpe
2. Oktober 2012

Im Grunde kann jedes Organ von Krebs betroffen sein und auch innerhalb eines Organs können verschiedene Tumorformen auftreten. Dies gilt auch bei Prostatakrebs.

Bei der kleinen Geschlechtsdrüse des Mannes kann ein sogenannten "Niedrig-Risiko-Prostata-Ca" vorliegen. Dieses Karzinom ist dann relativ "harmlos". Wie harmlos der Krebs aber ist und wie man aufgrund dieser Einschätzung am besten mit ihm umgehen sollte, genau da ist sich die Medizinwelt alles andere als einig.

Beispielsweise sind circa zehn Prozent der Onkologen der Meinung, dass man derartigen Prostatakrebs nicht behandeln, sondern nur überwachen sollte. In festgelegten Intervallen wird das Voranschreiten des Krebs untersucht und nur eingegriffen, wenn eine kritische Schwelle überschritten wird. Allerdings ist man sich selbst bei dieser Überwachungsmethode nicht einig, wo genau die Schwelle festgelegt werden soll.

Die übrigen 90 Prozent der Onkologen sind auch bei Prostatakrebs mit niedrigem Risiko für eine Bestrahlung oder eine operative Entfernung. Die Argumentation ist hier: man kann einfach nicht mit Sicherheit sagen, wie der Krebs richtig eingestuft werden kann. Falls ein Karzinom zu unrecht als relativ harmlos angesehen wird, ist es zu einem späteren Zeitpunkt eventuell nicht mehr möglich, den Patienten via OP oder Bestrahlung zu retten. Daher ist es im Sinne der erkrankten Männer, auch diese Tumoren sofort loszuwerden.

Die Gegner halten diesem Argument aber entgegen, dass Erfahrungen zufolge gut 30 Prozent aller Befunde schlichtweg falsch sind. Bei derartigen falsch-positiven Diagnosen ist eine Behandlung völlig unnötig.

Betroffenen Patienten bleibt gegenwärtig nichts anderes übrig, als sich in diesem "Glaubenskrieg" für eine der Seiten zu entscheiden.