Windeln für Erwachsene mit Blasenschwäche oder Inkontinenz

Starke Blasenschwäche und Inkontinenz können mitunter dazu führen, dass erwachsene Menschen spezielle Windeln tragen müssen. Diese werden auch als Windelslips bezeichnet. Windeln für Erwachsene weisen eine hohe Saugstärke auf, können dahingehend sowie auch in anderen Kriterien Unterschiede aufweisen. Informieren Sie sich über Einsatzgebiete und Merkmale von Windeln für Erwachsene.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Windeln werden normalerweise mit Babys in Verbindung gebracht. In manchen Fällen kann es aber auch für erwachsene Personen notwendig sein, Windeln anzulegen.

Vor allem in der Altenpflege kommen Windeln für Erwachsene zur Anwendung. Um diese Spezialwindeln von Windeln für Säuglinge unterscheiden zu können, tragen sie häufig die Bezeichnung "Inkontinenzhose", "Schutzhose" oder "Windelslip".

Gründe für das Anlegen von Windeln bei erwachsenen Menschen sind eine geschwächte Bindegewebsmuskulatur oder psychische Leistungsschwächen. Diese machen sich durch das ungewollte Ablassen von Urin oder Kot bemerkbar, das sich von den Betroffenen nicht mehr steuern lässt.

Unterschiedliche Bezeichnungen

Im deutschsprachigen Raum sind viele verschiedene Bezeichnungen für Erwachsenenwindeln im Umlauf. Sogar die Hersteller dieser Produkte sowie medizinisches Personal greifen auf unterschiedliche Namen zurück. Die gängigsten Bezeichnungen für Erwachsenenwindeln:

  • Windelslips
  • Höschenwindeln für Erwachsene
  • Erwachsenenpampers
  • Windelhosen
  • Inkoslips
  • Inkontinenzschutz
  • Klebewindeln
  • Hosenwindeln
  • Einmalwindeln
  • Einmalhosen
  • Inkontinenzwäsche
  • Multifunktionshose oder Funktionswäsche

Eigenschaften

Frau verspührt einen starken Harndrang
Spezielle Windelslips bieten Erwachsenen mit starker Blasenschwäche oder Harninkontinenz diskreten Schutz

Im Grunde genommen erfüllen die Windelslips für Erwachsene die gleiche Funktion wie Windeln bei Babys und Kleinkindern. So verfügen sie über den gleichen Aufbau, fallen jedoch wesentlich größer aus, weil sie auch mehr Ausscheidung aufnehmen müssen.

Wichtigstes Prinzip ist das Aufsaugen von Urin und Kot bei Menschen, die schwer inkontinent sind. So müssen sie einerseits für die Trockenheit der Kleidung bzw. des Bettes sorgen und andererseits die Haut des Patienten vor Feuchtigkeit bewahren. Dies wird durch die hohe Saugstärke des Saugkörpers erreicht. Weitere wichtige Kriterien sind

  • eine Außenhaut, die keine Flüssigkeit durchlässt,
  • eine minimale Rücknässung sowie
  • eine gute Passform.

Werden diese Eigenschaften erfüllt, handelt es sich beim Windelslip um ein bedeutendes medizinisches Hilfsmittel. So können die betroffenen Personen mithilfe der Schutzunterwäsche weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Darüber hinaus bleiben sie von Folgeerkrankungen wie Hautleiden (zum Beispiel Windeldermatitis) verschont.

Ab einer mittelgradigen Inkontinenz werden die Kosten für die Windeln von der Krankenversicherung übernommen. Laut Hilfsmittelverzeichnis besteht eine mittelgradige Inkontinenz, wenn die Urinabgabe zwischen 100 und 200 Milliliter in einem Zeitraum von vier Stunden beträgt. In diesem Fall übernimmt die Kasse die Kosten; nur die reguläre Zahlung von 10 Prozent der Gesamtkosten muss der Patient übernehmen, maximal sind dies 10 Euro im Monat.

Anwendungsgebiete

Inkontinenz

Eingesetzt werden Windeln bzw. Windelslips bei schwerer Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz. Außerdem eignen sie sich als Ausgleich bei Bettnässen oder mittlerer Inkontinenz. Dabei gelangen sie nicht nur in der Altenpflege bei bettlägerigen Patienten zum Einsatz, sondern auch bei Menschen, die noch mobil sind.

Vier verschiedene Arten von Inkontinenz
Arten von Inkontinenz, bei denen Erwachsenenwindeln eine Hilfe sein können

Berufsgruppen

Gelegentlich greifen auch bestimmte Berufsgruppen auf Windelslips zurück. Dazu zählen Tiefseetaucher oder Astronauten, die nicht auf eine herkömmliche Toilette zurückgreifen können.

Windelfetisch

Mitunter werden Windelslips aber auch aus erotischen Gründen als Fetisch getragen.

Aufbau eines Windelslips

Zusammengesetzt werden Windelslips aus

  • Polyethylen,
  • Polypropylen,
  • Polymer mit starker Saugfähigkeit und
  • Zellstoff-Flocken, die verschiedene Faserlängen aufweisen.

Weitere Bestandteile sind

  • Klebestreifen oder Klettverschlüsse, die über Wiederverschließbarkeit verfügen, sowie
  • elastische Bündchen und
  • geringe Klebstoffmengen.

Die Menge an Superabsorbern stieg in den vergangenen Jahren an. Dafür ging der Anteil an Zellstoffen kontinuierlich zurück.

Den größten Anteil an einem Windelslip hat der Saugkörper. Dieser beträgt ca. 70 Prozent.

Weitere 15 Prozent machen unterschiedliche Vliese aus. Die Außenschicht weist einen Anteil von rund 7 Prozent auf.

Von der Windelseite, die in Richtung Haut weist, wird ein weicher Vliesstoff errichtet. Dieser nimmt die Aufgabe wahr, die Flüssigkeit an die Saugschichten weiterzugeben, die sich darunter befinden. Außerdem hält sie mit der Windelaußenhaut den Saugkörper zusammen.

Ebenfalls vorhanden ist eine Verteilerschicht, die die einströmende Flüssigkeit verteilt und den Saugkern weitergibt. Auf diese Weise bewahrt sie die Haut vor Rücknässung.

Das Zentrum des Windelslips wird vom Saugkern gebildet, der sich aus dem Superabsorber und den Zellstoff-Flocken zusammensetzt.

Für den Feuchtigkeitsschutz der Kleidung sorgen ein Vlies sowie die Außenhülle, die mit einer Folie ausgestattet sind, die keine Flüssigkeit durchlässt. Die Beinabschlüsse sind mit elastischen Bündchen ausgestattet, die eine gute Passform herstellen. Dank elastischer Innenbündchen wird das Auslaufen von Harn und Stuhl vermieden.

Weiterhin verfügt ein Windelslip über seitliche Verschlüsse, die zur Fixierung der Schutzwindel dienen.

Verschiedene Windelarten

Von der Industrie werden mehrere Windelarten produziert, da die Anforderungen an die Träger recht unterschiedlich ausfallen. Die Unterschiede bestehen in erster Linie in

  • der Saugstärke,
  • der Größe,
  • dem Umfang,
  • dem Verschlusssystem,
  • den Materialien und
  • der Passform.

Konstruktionsformen

Ingesamt gibt es für Windelslips drei Konstruktionsformen. Dabei bestehen zwischen der ersten und der dritten Form nur geringe Unterschiede.

  1. Als erste Konstruktionsform gilt die klassische Windel, die über zwei bis vier seitliche Verschlüsse verfügt

  2. Seit 2003 werden außerdem sogenannte Flex-Windeln hergestellt. Ihr Aufbau ähnelt größeren Vorlagen.

    Allerdings sind sie zusätzlich mit einem eigenen Fixiersystem ausgestattet. Prinzipiell gehören sie jedoch eher den Vorlagen und nicht den Windelslips an

  3. Die dritte Form gibt es noch nicht lange. Sie verbindet die positiven Eigenschaften klassischer Windeln mit denen von Pants. Dabei ersetzten die Hersteller die seitlichen Teile durch elastische Elemente, die es auch bei Pants gibt.

    Auf diese Weise lässt sich diese Windelpants wie ein herkömmlicher Slip benutzen und kann hoch- und hinuntergezogen werden, wie dies bei Pants der Fall ist. Das Öffnen der Verschlüsse ist dazu nicht erforderlich

Frau in Windelpants
Windelpants sind eine besonders diskrete Form der Erwachsenenwindel

Größen

Die Größen für Erwachsenenwindeln unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. So findet beispielsweise anstelle der Angabe "Medium" mitunter "Größe 2" Verwendung. Des Weiteren gibt es Kombinationen aus beiden Medien.

Saugstärke

Weil die Anforderungen der Patienten unterschiedlich ausfallen, werden verschiedene Saugstärken angeboten. Abhängig sind diese von

  • der Ausscheidungsmenge,
  • der Tragedauer sowie
  • der Form der Inkontinenz.

Angeboten werden in der Regel drei bis fünf Saugstärken. Die Angabe findet in Milliliter nach ISO 119-48-1 Rothwell statt. Dabei richtet sich die Saugstärke auch nach den Produkten der Hersteller sowie der Windelgröße.

Verfügt der Windelslip beispielsweise über die Größe Medium, beträgt die Saugleistung nach Rothwell ungefähr 3.100 Milliliter. In der Praxis erreicht der Wert zumeist 1.200 bis 1.500 Milliliter. Dies entspricht zwei oder drei kompletten Entleerungen der Blase.

Passform

Von großer Bedeutung für den Windelslip ist außerdem seine Passform. Von jedem Hersteller wird ein eigener Schnitt benutzt. So gibt es sowohl Produkte mit dehnbarem Bauch- und Rückenabschluss als auch hochgeschnittene Windeln.

Ebenfalls wichtig für die Passform sind die Beinbündchen, die dafür sorgen, dass Urin oder Kot nicht aus der Windel auslaufen. Zusammengesetzt werden die Beinbündchen aus mindestens zwei Lycrafäden, deren Verlauf parallel ist.

Die Lycrafäden gelten als überaus dehnbar. Umso größer die Dehnbarkeit der Innenbündchen ist, desto größer ist auch der Schutz vor unerwünschtem Auslaufen.

Manche Windeln sind an Bauch- oder Rückenregion mit einem elastischen Bündchen ausgestattet. Sie dienen zur Versorgung in der Nacht oder von Patienten, die nicht mehr mobil sind. Normalerweise kommen dabei Schäume aus Polyurethan zur Anwendung.

Weitere Exemplare stellen Höschenwindeln dar, deren Schnitt derart hoch ausfällt, dass sie bis zum Bauchnabel reichen. Sie werden zumeist in der Pflege eingesetzt.

Nässeindikator

Bei vielen Windelnslips gibt es einen so genannten Nässeindikator, an dem man ablesen kann, wann die Windel gewechselt werden sollte. Dieser Indikator basiert meist auf einem speziellen Aufdruck, dessen Beschriftung verschwimmt, wenn die Windel nicht mehr Flüssigkeit aufnehmen kann.

Das Anlegen eines Windelslips

Um einen Windelslip richtig anzulegen, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Dabei findet das Anlegen im Liegen, Stehen oder Sitzen statt.

Das Anlegen im Liegen erfolgt in der Regel bei pflegebedürftigen Menschen oder Babys. Patienten, die noch über Mobilität verfügen, legen den Windelslip hingegen im Stehen oder im Sitzen an. Die sitzende Position eignet sich zudem gut für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Anlegen der Windel im Stehen

Als häufigste Anlegetechnik für Windelslips gilt das Anlegen im Stehen. Wichtig ist dabei, dass eine Wand oder Tür unterstützend vorhanden ist.

  1. Den ersten Schritt bildet das Auseinanderfalten des frischen Windelslips
  2. Nach dem Auseinanderziehen faltet man ihn wie ein Schiffchen, wodurch sich in Längsrichtung gewissermaßen eine Rinne bildet. Diese sorgt dafür, dass die Windel einen besseren Sitz bekommt und sich die Flüssigkeit gut verteilt
  3. Hat die Windel die richtige Position, zieht sie der Anwender aus der hinteren Richtung durch die Beine in die Vorderrichtung
  4. Am Beinausschnitt hält er den Windelslip mit den Beinen fest und zieht das Hinterteil des Windelslips nach hinten. Gleichzeitig lehnt sich der Patient an eine Wand. Auf diese Weise behält der hintere Windelteil seine Position
  5. Durch eine Zickzack-Bewegung wird der Vorderabschnitt in die Höhe gezogen, bis die Beinbündchen an der Leistenregion anhalten
  6. Während man mit einer Hand die Windelvorderseite an der Leiste fixiert, zieht man mit der anderen Hand die hintere Seite samt Klebestreifen nach vorne
  7. Anschließend erfolgt das Befestigen der unteren Klebestreifen auf der Windelslipvorderseite
  8. Auf beiden Seiten zieht der Anwender die Windel mit der Hand in die Höhe und befestigt sie mit den Klebestreifen. Wichtig ist dabei eine stramme Haltung

Anlegen der Windel im Sitzen

  1. Beim Anlegen im Sitzen setzt sich der Patient zunächst auf die vorbereitete Windel und spreizt seine Beine
  2. Anschließend wird der Vorderabschnitt mit einer Zickzack-Bewegung in die obere Richtung gezogen
  3. Mit einer Hand hält man den vorderen Windelteil an der Leiste fest, während der andere Teil samt Klebestreifen in die vordere Richtung gebracht wird
  4. Anschließend findet das Befestigen der Klebestreifen statt

Anlegen der Windel im Liegen

  1. Beim Anlegen im Liegen erfolgt zunächst eine Drehung auf die Seite, wobei die Beine etwas angewinkelt werden
  2. Dann führt der Patient die Windel zwischen den Beinen hindurch und platziert die oberen Klebestreifen auf Beckenhöhe
  3. Den hinteren Windelabschnitt faltet der Anwender auseinander und begibt sich in Rückenlage. Dadurch liegt er auf der Windel
  4. Nächster Schritt ist das Hochziehen des Windelvorderteils mit einer Zickzack-Bewegung. Dadurch befinden sich die Beinbündchen in der Leistenregion
  5. Während der Patient die Windel mit einer Hand an der Vorderseite festhält, zieht er mit der anderen Hand die hintere Seite, an der sich der Klebestreifen befindet, in die vordere Richtung
  6. Als erstes bringt er die unteren Klebestreifen an der Windelvorderseite an. Danach fixiert er die oberen Klebestreifen an der Windel. Auch hierbei ist auf einen strammen Sitz zu achten

Diskretion

Besonders wichtig bei der Verwendung von Windelslips für Erwachsene ist die Diskretion. Dies gilt besonders für berufstätige Menschen. Als vorteilhaft für diesen Zweck gelten Windeln mit einer textilartigen Außenhaut, da von diesen weniger Geräusche verursacht werden als von Exemplaren mit glatter Folie.

  • Gisele Schön, Marco Seltenreich Wenn Blase und Darm nicht mehr halten, was sie versprechen: Inkontinenz und was man dagegen tun kann - das Buch, das etwas verändert!, Facultas / Maudrich, 2017, ISBN 3851759672

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