Schweißhände - Hyperhidrosis palmaris

Als Hyperhidrosis palmaris bezeichnet man Schweißhände. Zusammen mit Schweißfüßen gehören Schweißhände zu den am häufigsten vorkommenden Formen von Hyperhidrose. Dabei kommt es vor allen Dingen zu starker Schweißbildung an den Handinnenflächen. Hyperaktive Schweißdrüsen gelten als Ursache. Lesen Sie über die Entstehung von Schweißhänden, deren Auswirkung und eine mögliche Behandlung.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild

Unter Hyperhidrose versteht man die übermäßige Produktion von Schweiß. Bei starker Schweißbildung an den Händen spricht man in der Medizin von Hyperhidrosis palmaris. Zu Hyperhidrosis palmaris kommt es zumeist nur an den Innenflächen der Hände.

Schweißhände können in manchen Fällen zu einem hohen psychosozialen Druck führen. So empfinden es die Betroffenen häufig als unangenehm,

  • anderen Menschen die Hand zu geben
  • sich an einem Geländer festzuhalten
  • die Tastatur eines Computers zu benutzen oder
  • ein Glas in die Hand zu nehmen.

- alles alltägliche Dinge, für die die Hände gebraucht werden. Durch das starke Schwitzen, das meist bei seelischer Anspannung noch verstärkt wird, befürchten die Betroffenen, dass es zu peinlichen Situationen kommt und sie von anderen Menschen verspottet werden.

Mitunter führt dies dazu, dass die unter Hyperhidrosis palmaris leidenden Personen persönliche Kontakte immer mehr vermeiden und sich aus dem sozialen Leben zunehmend zurückziehen, um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Schweißhände können für die Betroffenen also durchaus ein großes Problem sein.

Die meisten Betroffenen leiden bereits seit ihrer Kindheit an Hyperhidrosis palmaris. Während der Pubertät kann sich dieses Leiden noch verstärken.

Ursachen

Verursacht werden Schweißhände durch hyperaktive Schweißdrüsen. Bei etwa 50 Prozent der Patienten spielen genetische Faktoren eine Rolle.

Manchmal werden Schweißhände jedoch auch durch emotionale oder mentale Gründe hervorgerufen. So leiden vor allem nervöse, aufbrausende oder ängstliche Menschen häufig unter verschwitzten Händen.

Mit zunehmendem Alter lässt der Schweregrad bei vielen Betroffenen von selbst nach. In anderen Fällen sind jedoch medizinische Behandlungen erforderlich.

Symptome

Ein typisches Symptom von Hyperhidrosis palmaris ist die starke Schweißbildung an den Handinnenflächen. Selbst wenn die Schweißtropfen weggewischt werden, kommt es umgehend zur Bildung von neuen Tropfen. Darüber hinaus verfärben sich die Hände pink, was auf Natrium und andere Mineralien zurückzuführen ist, die im Schweiß enthalten sind.

Bei dem Schweregrad von Hyperhidrosis palmaris unterscheidet man zwischen der milden und der schweren Form. Bei der milden Form kommt es normalerweise nicht zu funktionalen oder sozialen Beeinträchtigungen.

Bei der schweren Form ist die Schweißbildung dagegen so stark, dass der Schweiß von den Händen tropfen kann. Häufig kommt es deswegen zu funktionalen und sozialen Problemen.

Behandlung

Für die Behandlung von Schweißhänden gibt es sowohl konservative als auch operative Therapiemöglichkeiten. Bevor man an eine Operation denkt, sollte man zunächst einmal sämtliche konservativen Methoden ausprobieren.

Dazu gehören vor allem topische Behandlungen. Das heißt, dass man verschiedene

  • Puder
  • Cremes oder
  • Tinkturen

oberflächlich auf die Hände aufträgt. Nachteil dieser Mittel ist jedoch, dass ihre Wirksamkeit meist nur wenige Stunden anhält. Eine Alternative ist eine Behandlung mit Kräutern.

So können Schweißausbrüche an den Händen durch die Anwendung von Salbeitees oder Salbeicremes um die Hälfte reduziert werden. Die Methode hat den Vorteil, dass sie normalerweise keine Nebenwirkungen aufweist. Weitere konservative Therapiemöglichkeiten sind eine Iontophorese, bei der man die Schweißdrüsen zeitweise mithilfe von Gleichstrom verschließt, oder Akupunktur bzw. Akupressur.

Mitunter lässt sich die übermäßige Schweißbildung auch durch eine Injektion von Botulinumotoxin mindern. Dabei greift Botox die Nervenenden an, sodass die Übertragung zu den Schweißdrüsen gestört wird. Diese Behandlung hält etwa drei bis sechs Monate an und erfordert dann wiederholte Injektionen.

Operation

Zeigen die konservativen Behandlungen keine Wirkung, kann eine operative endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS) durchgeführt werden. Bei diesem Eingriff blockiert man die Nerventeile, die das Schwitzen an den Händen hervorrufen.

Der Teil des Nervensystems, der die Schweißdrüsen an den Händen reguliert, liegt auf Höhe der dritten und vierten Rippe, also innerhalb des Brustkorbs. Man trennt den so genannten Sympathikus-Grenzstrang, um somit die Schweißproduktion zu hemmen.

Der Eingriff bringt Risiken, wie etwa allergische Reaktionen auf Narkosemittel, Blutungen, Infektionen oder Schädigungen von Nerven. Jedoch sind die Heilungschancen je nach Ausmaß der Hyperhidrosis gut.

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