Geruch ist nicht gleich Geruch: Unser Gehirn hat unterschiedliche Signalwege entwickelt

In welcher Kategorie ein Geruch während seiner Verarbeitung im Gehirn landet, ist zum Teil angeboren

Von Cornelia Scherpe
8. Mai 2015

Forscher haben herausgefunden, dass im Gehirn von Säugetieren nicht jeder Geruchsreiz gleich verarbeitet wird. Bisher ging man davon aus, dass die Wahrnehmung über die Sinneszellen der Nase immer auf dem selben Weg ins Gehirn geschickt und dort verarbeitet wird. Doch es zeigte sich im Experiment, dass es mehrere Signalwege im Gehirn gibt.

Geruch ist daher nicht gleich Geruch, sondern wird auf dem zum Geruch gehörenden Signalweg verarbeitet. In welcher Kategorie ein Geruch dabei landet, ist zum Teil angeboren.

Freund oder Feind?

Deutlich zeigen konnten die Forscher das im Versuch mit Mäusen. Die kennen offenbar von Geburt an den typischen Geruch von Fressfeinden und haben ebenso eine angeborene Abneigung dagegen. Auch bei anderen klassischen Beutetieren konnten Forscher diese naturgegebene Aversion feststellen.

Eine entscheidende Rolle spielen dabei die sogenannten Kairomonen. Dabei handelt es sich um Hormone, die einen Fluchtinstinkt auslösen. Riecht ein Beutetier die Fährte eines Fressfeindes, werden die Kairomonen ausgeschüttet und es flieht im Instinkt.

Die Forscher sind davon überzeugt, dass die Gruppe der Kairomone sehr viele Botenstoffe umfasst und dabei je nach angeborener Abneigung anders zusammengestellt ist. Bisher konnten sie insgesamt drei Kairomonen-Gruppen unterscheiden. Sie untersuchten dafür unter anderem Katzen und Hermelinen. Es zeigte sich deutlich, wie die Tiere jeweils andere Kairomonen aktivierten, wenn feindliche Gerüche ins Spiel kamen.

Geruchstherapie für Angstpatienten

Während der Fluchtinstinkt bei manchen Gerüchen aktiviert wird, können andere Geruchseindrücke die Nahrungsaufnahme beeinflussen, oder auch den Tag-Nacht-Rhythmus. Es kommt immer darauf an, welchen Signalweg der Geruch aktiviert. Unabhängig davon durchlaufen die Informationen jedoch immer zwei Hirnbereiche: den Hypothalamus und die Amygdala.

Die Wissenschaftler glauben, dass auch der Mensch passende Kairomone für seine Lebenssituationen besitzt. Künftig könnte man sich die Macht der Gerüche zu Nutze machen, um beispielsweise Angstpatienten zu therapieren.